Asbest in Krefeld Stadt wegen "Horror-Hochhaus" unter Druck

Krefeld · Es rumort im Krefelder Süden: Die Verwaltung bekommt die Situation rund um das leerstehende Studentenwohnheim an der Alten Gladbacher Straße nicht in den Griff. Am Freitag gab es eine Demo von Anwohnern. Eine ihrer Forderungen: Die Stadt soll 300.000 Euro für den Abriss vorschießen.

 Anwohner und SPD-Politiker fordern den Abriss des ehemaligen Studentenwohnheims an der Alten Gladbacher Straße. Andrea Pisters, Philipp Geldmacher, Willi Verpoort, Thomas Luppa und Jean Michel Gerard (v.l.) hängten gestern Plakate an den teilweise umgerissenen Schutzzaun.

Anwohner und SPD-Politiker fordern den Abriss des ehemaligen Studentenwohnheims an der Alten Gladbacher Straße. Andrea Pisters, Philipp Geldmacher, Willi Verpoort, Thomas Luppa und Jean Michel Gerard (v.l.) hängten gestern Plakate an den teilweise umgerissenen Schutzzaun.

Foto: Lammertz

Auch Thomas Luppa, SPD-Ortsvereinsvorsitzender Krefeld-Süd, sieht mit Blick auf den ungesicherten und maroden Schandfleck dringenden Handlungsbedarf: "Hier muss schnell etwas passieren. Das Haus ist derzeit ein lebensgefährlicher Abenteuerspielplatz für Kinder. Wir wollen nicht warten, bis hier ein Unglück geschieht." Ein Abriß des Gebäudes werde immer wieder diskutiert.

Lebensgefährlicher Abenteuer-Spielplatz

Den fordern die Anwohner seit Jahren, jetzt aktiv auch die SPD. Mit Plakaten machte Luppa dem Ärger der Partei Luft und zeigte für das Anliegen der betroffenen Menschen Verständnis: "Für die Nachbarschaft, den städtischen Kindergarten und die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule sowie den Südbezirk ist dieses Objekt eine Schande und Gefahr." Die Ruine steht praktisch offen. Ein löchriger Bauzaun, notdürftig an einigen Ecken durch Kabelbinder zusammengehalten, ist ein trügerisches Zeichen von Sicherheit.

Der 55-jährige Arnold Jainta, der nur wenige Meter entfernt wohnt, spricht aus Erfahrung: "Immer wieder turnen Kinder auf dem Dach herum. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es hier Tote gibt." Was die Anwohner ärgert, ist die Gleichgültigkeit, mit der offizielle Stellen auf die Sorgen reagieren. "Meine Tochter hat seit Jahren immer wieder die Polizei angerufen", erinnert sich Jainta. "Dort heißt es stets lapidar, dass sie nicht zuständig sei, da es sich um ein Privatgelände handele."

Halina Sommerfeld, die täglich mehrfach mit ihrem Hund am Hochhaus vorbei geht, macht sich ebenfalls Sorgen: "Es brennt mittlerweile häufig im Gebäude. Immer wieder ist die Feuerwehr vor Ort." Was an Giften mit dem teilweise beißenden Qualm in die Umwelt gelangt, das weiß keiner so genau. "Hier ist unter anderem auch asbesthaltiges Material verbaut worden", erklärt SPD-Politiker Luppa. Er spricht von "Vandalismus und Vermüllung", gleichzeitig bestätigt er, dass Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr hier im Dauereinsatz sind. Nach seiner Aussage würde ein Abriß des Hauses rund 300.000 Euro kosten. Doch dann der Wermutstropfen: "Die Eigentümerin soll insolvent sein."

Stadt soll zahlen

Die Bürger wollen dieses Argument nicht gelten lassen. "Dann muss die Stadt in Vorleistung treten", erwartet Wilhelm Schmitz, der seit fünf Jahren im Viertel lebt. "Es kann nicht sein, dass die Herren Millionen Euro für Glasplatten an der neuen Haltestelle am Ostwall ausgeben und hier weiterhin Lebensgefahr für unsere Kinder besteht, weil die Stadt nicht mit 300.000 Euro in Vorleistung gehen will."

Zustimmung bei den mehreren Dutzend Bürgern macht sich breit. Bernd Leser erwartet vom Oberbürgermeister wenigstens eine "Minimallösung": "Kurzfristig sollten Fenster und Türen bis zur dritten oder vierten Etage zumauert werden. Wenigstes dieses Geld müssten die Kinder von Anwohnern und Schule der Verwaltung sowie der Politik wert sein." Dankbar sind die Menschen vor allem dem Leiter der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, der in einem Brief an Oberbürgermeister Frank Meyer Ende Februar ebenfalls Alarm geschlagen hatte. Meyer hat inzwischen regiert: "Der Oberbürgermeister hat aufgrund des Schreibens einen Termin vereinbart, um sich vor Ort mit Herrn Schütz über die Situation zu unterhalten", heißt es aus dem Rathaus.

Gleichzeitig räumt die Verwaltung ein, dass dringender Handlungsbedarf besteht. "Zurzeit häufen sich am Gebäude die Vorfälle mit umgerissenen oder zerstörten Zaunelementen, so dass bereits weitere Schritte gegen die Eigentümerin eingeleitet wurden. Sollte hier keine unmittelbare Reaktion erfolgen, wird die Stadtverwaltung selbst das Grundstück sichern - und zwar als sogenannte Ersatzvornahme im Sofortvollzug", so ein Mitarbeiter auf Anfrage. Der Stadt liegt außerdem ein Abbruchantrag für das Gebäude vor, der auf Betreiben des Bauherrn aber wieder ruhend gestellt wurde. Die Verwaltung selbst könne "einen Abbruch von Privateigentum nicht initiieren".

(RP)
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