Krefeld Stadt gibt dem Flughafen die Note 6 für seinen Antrag auf mehr Flüge

Krefeld · Unbegründet, nicht nachvollziehbar, falsch, lückenhaft - die Stadt Krefeld gibt eine eindeutige Stellungnahme zur beantragten Kapazitätserweiterung der Düsseldorfer Airports ab.

 Die Stadt Krefeld lehnt den Antrag des Flughafens auf Kapazitätserweiterung ab

Die Stadt Krefeld lehnt den Antrag des Flughafens auf Kapazitätserweiterung ab

Foto: Blazy

Erhebliche Bedenken gegen die Ausweitung des Flugbetriebs in Düsseldorf hat die Stadt Krefeld in ihrer Stellungnahme an die Bezirksregierung formuliert. Trotz der ökonomischen Bedeutung des Verkehrsflughafens auf der anderen Rheinseite im Geschäfts-, Fracht-, Privat-, Urlaubs- und Touristikbereich, sieht Krefeld keine Möglichkeit, dem Antrag auf Kapazitätserweiterung zuzustimmen.

 Thomas Visser hat die Stellungnahme der Stadt unterschrieben.

Thomas Visser hat die Stellungnahme der Stadt unterschrieben.

Foto: LS

Im Gegenteil, die Kommune nimmt die Unterlagen des Flughafens sprichwörtlich auseinander, deckt Ungereimtheiten auf, korrigiert und kritisiert die nicht logischen und nicht nachvollziehbaren Schlussfolgerungen. Der Flughafen möchte an den acht verkehrsreichsten Stunden des Tages in den sechs verkehrsreichsten Monaten des Jahres die Zahl der Slots (Starts und Landungen) pro Stunde von 45 auf 60 erhöhen.

Zunächst macht die Stadt Krefeld deutlich, dass sie von einer Erweiterung der Betriebserlaubnis betroffen ist. Eine Anflugroute und drei Abflugrouten queren das Stadtgebiet. 37 Prozent aller Starts erfolgen demnach über Krefelder Gebiet und zum Teil in deutlich geringerer Höhe, als der Flughafen in seinen Berechnungen unterstellt. Somit sei der Lärm, dem die Einwohner ausgesetzt sind und werden, erheblich. Die anvisierten Abflughöhen werden laut Krefelder Expertise erst über dem Stadtgebiet erreicht. "Über den südlichen Gebieten werden geringere Flughöhen festgestellt", heißt es in der Stellungnahme. Die Bewohner in Fischeln, Oppum, Linn, Gellep-Stratum, Stahldorf, Lehmheide und Benrad sind betroffen. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass rund ein Siebtel der Bevölkerung - 32.000 Menschen - unmittelbar durch den Lärm einer potenziellen Gesundheitsgefährdung ausgesetzt sind. Die Lärmbelastung sei bereits jetzt hoch, und weitere Flugbewegungen erscheinen nicht mehr zumutbar, schreibt der Beigeordnete Thomas Visser in der Stellungnahme der Stadt Krefeld im Verwaltungsverfahren nach dem Luftfahrtgesetz. Bei den Zahlenkonstruktionen in den Antragsunterlagen hat Krefeld ganz besonders genau hingesehen und erkannt, dass sich die Angaben mit den Unterlagen zum Teil nicht decken. Das heißt, Krefeld hat nachgerechnet und ist zu abweichenden Ergebnissen gekommen.

Der Flughafen begründet seinen Antrag mit der "Übernachfrage nach Slots in Spitzenzeiten". Die Stadt antwortet, dass die bislang vorhandenen Möglichkeiten noch nicht einmal ausgeschöpft seien. Es werde faktisch nicht eine Änderung für "sechs verkehrsreichste Monate", sondern für das ganze Jahr beantragt, ohne in den Berechnungen und Begründungen entsprechend zu argumentieren. Die Überschrift trifft nicht das, was der Antrag beinhaltet.

Krefeld bemängelt fehlende Informationen zum Fluglärm außerhalb der eng bemessenen Fluglärmzonen in Düsseldorf und Meerbusch. Hinsichtlich der Gesundheitsgefährdung durch Fluglärm stützt sich Visser auf die Studie der Berliner Charité. Die berichtet unter anderem von ausgeschütteten Stresshormonen, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magengeschwüren und Diabetes.

"Die Stadt lehnt die hier ganzjährig und unbegrenzt beantragte Kapazitätserweiterung des Flughafens Düsseldorf ab", schreibt Visser. Die Logik sei nicht nachvollziehbar, eine Beurteilung der Auswirkungen auf Krefeld anhand der unzureichenden Unterlagen unmöglich.

(sti)
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