Krefeld St. Elisabeth: Letzte Messe vor dem Umbau

Krefeld · Am Sonntag wird die Kirche des ehemaligen Kapuzinerklosters an der Hülser Straße in einem feierlichen Gottesdienst bis auf den Chorraum entwidmet. 450 Grabstellen werden im "Eröffnungsverkauf" zu Sonderkonditionen angeboten.

 So wird die Kirche nach dem Umbau gemäß den Plänen des Büros Innenarchitektour Theelen aus Mönchengladbach aussehen. Im Hintergrund der Chor, in dem noch Messen "in trauerpastoralem Kontext" gefeiert werden können.

So wird die Kirche nach dem Umbau gemäß den Plänen des Büros Innenarchitektour Theelen aus Mönchengladbach aussehen. Im Hintergrund der Chor, in dem noch Messen "in trauerpastoralem Kontext" gefeiert werden können.

Foto: Theelen

In Zukunft wird es in der Kirche St. Elisabeth von Thüringen an der Hülser Straße keine Taufe, keine Erstkommunionfeier, keine Firmung und keine Hochzeit mehr geben. Das Gotteshaus wird nämlich, wie berichtet, zu Krefelds erstem Friedhof in einem Kirchengebäude. Dafür muss die Kirche entwidmet werden. Das heißt: dem Altar wird das Sepulcrum - ein steinerner Behälter mit einer Reliquie - entnommen. Das geschieht im letzten Gottesdienst, der am Sonntag um 11 Uhr von Domkapitular Rolf-Peter Cramer zelebriert wird.

Ein Trost für die Mitglieder der Teilgemeinde St. Elisabeth der Pfarre Heiligste Dreifaltigkeit: Der Hochchor wird von der Entwidmung ausgenommen, so dass weiterhin Gottesdienste - "in trauerpastoralem Kontext" - möglich bleiben. Die Beisetzung von Verstorbenen mit Trauergottesdienst wird aber im Vordergrund stehen.

 Die Kirche St. Elisabeth von Thüringen wurde 1893 errichtet, im Kriegsjahr 1943 zerstört und 1951 wieder aufgebaut.

Die Kirche St. Elisabeth von Thüringen wurde 1893 errichtet, im Kriegsjahr 1943 zerstört und 1951 wieder aufgebaut.

Foto: Thomas Lammertz

Zuvor aber muss die Kirche saniert werden. Sie war 1893 errichtet, im Kriegsjahr 1943 zerstört und 1951 wieder aufgebaut worden. "Es werden statische Fragen geklärt und ein Bodengutachten erstellt werden", erklärt der für die Grabeskirche zuständige Pfarrer Klaus Stephan Gerndt. "Immerhin muss der Boden die schweren Urnengrabanlagen tragen ." Neben diesen Untersuchungen müssen ein Teil der Fenster erneuert, die Elektrik auf den neusten Stand gebracht und schließlich der Boden in der Kirche von vier auf zwei Niveaus - für den Bereich der Grabanlagen und für den nicht entwidmeten Bereich im Chor - reduziert werden.

Mit Hilfe von Mitgliedern der Gemeinde wird die Kirche ausgeräumt. Die Kirchenbänke aus den 50er Jahren werden innerhalb der Gemeinde gegen eine Spende verschenkt, die Heiligenfiguren während der Umbauzeit in der Krypta der Partnergemeinde St. Anna untergebracht. Dazu gehört auch die Skulptur des Heiligen Konrad von Parzham, eines Kapuzinerpaters, der 45 Jahre lang Pförtner im Kloster Altötting war. "Zum Ende des Entwidmungsgottesdienstes wird die Figur ins Kirchenportal gestellt - als sinnbildlicher Wächter der Kirche während des Umbaus", sagt Pfarrer Gerndt. Die Figur der Kirchenpatronin wird zur Eröffnung der Grabeskirche - geplant ist Ostern 2017 - am Standort der dann entfernten Kanzel aufgestellt.

 Pfarrer Klaus Stephan Gerndt zwischen der einen Armen versorgenden Heiligen Elisabeth und der Kanzel, an deren Stelle sie künftig platziert wird.

Pfarrer Klaus Stephan Gerndt zwischen der einen Armen versorgenden Heiligen Elisabeth und der Kanzel, an deren Stelle sie künftig platziert wird.

Foto: T.L.

In den Grabanlagen werden zunächst 1300 Urnen in der Kirche, später weitere 700 im verbliebenen Teil des Kreuzgangs des ehemaligen Kapuzinerklosters für Verstorbene aus ganz Krefeld Platz finden. 153 Einzel- und Doppelgrabstellen sind bereits reserviert. 450 Grabstellen werden zunächst im "Eröffnungsverkauf" zu Sonderkonditionen angeboten. Die Einnahmen - bei Veräußerung von 450 Einzelgrabstätten wären das rund 1,3 Millionen Euro - werden auf ein Treuhandkonto eingezahlt und sollen als Kapital für den Umbau dienen und Kosten für Kredite einsparen. Eine Urnen-Einzelgrabstelle kostet jetzt 2900 Euro, später dann 3300 Euro. Die Doppelgrabstelle 5600 Euro, später 6000 Euro. "Die Sonderkonditionen gelten so lange, bis 450 Grabstellen verkauft sind", so Gerndt. Die Ruhezeit von 20 Jahren beginnt mit dem Todesfall. Für das Doppelgrab müssten jedoch eventuell Jahre nachgekauft werden. Nach Ende des Eröffnungsverkaufs beginnt die Laufzeit sofort mit dem Kauf einer Grabstätte.

An einer Kirchenwand hängt eine etwa zwei Meter hohe Zeichnung, die 1 : 1 die Lage der künftigen Urnenkammern darstellt, damit sich die Interessenten besser entscheiden können, wo die Urnen eingestellt werden sollen. "Da gibt es ganz unterschiedliche Präferenzen. Der eine möchte über seiner Urne keine andere haben, der andere möchte seine Urne an der Bank stehen haben, in der er immer die Messen mitgefeiert hat. Andere wünschen für sich und den Ehepartner, dass ihre Urnen nebeneinander, wieder andere wollen, dass sie sich gegenüber stehen. Es gibt sogar Skatfreunde, die ihre Urnen nebeneinander gestellt wissen wollen", berichtet Pfarrer Gerndt.

Auch außerhalb des Kirchengebäudes wird sich etwas tun: "Es gibt die Tradition der Grillmesse, die früher von den Patres eingeführt und im vergangenen Jahr wieder aufgenommen wurde. Einmal im Jahr wollen wir eine Messe im Freien feiern und anschließend grillen. Dazu wird im Garten hinter dem Gemeindehaus ein Fundament für einen Altar und ein Keyboard gepflastert.

Der weitere Erhalt der Gemeinschaft ist dem Pfarreirat, den Gemeinderäten von St. Elisabeth, St. Anna und St. Thomas Morus sowie dem Pastoralteam mit Pfarrleiter Thorsten Obst, Diakon Matthias Totten und den Gemeindereferenten Ina Kuhn und Jochen Pesch ein besonderes Anliegen. Zur Pflege gemeinsamer Aktivitäten in der Teilgemeinde St. Elisabeth steht neben dem Raphaelsheim an der Hülser- und dem Familienzentrum mit Kita an der Inrather Straße natürlich auch das Gemeindehaus zur Verfügung, das in Erinnerung an den vor drei Jahren verstorbenen, langjährigen Seelsorger jetzt Pater-Julius-Haus heißt.

(RP)
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