Lokalsport Wie Olaf Merkel an sein Team kam

Tennis · Am 5. Juli startet der HTC Blau-Weiß Krefeld in die Saison der Tennis-Bundesliga. Teamchef Olaf Merkel erzählt, wie er seine Mannschaft zusammen stellt und warum er deshalb bis nach Australien flog.

 Olaf Merkel ist seit 1976 im Bundesliga-Team des HTC Blau-Weiß Krefeld aktiv - erst als Spieler, dann als Trainer bzw. Teamchef.

Olaf Merkel ist seit 1976 im Bundesliga-Team des HTC Blau-Weiß Krefeld aktiv - erst als Spieler, dann als Trainer bzw. Teamchef.

Foto: Lammertz

Ein Archiv über Tennisspieler, die die in der Bundesliga aufschlagen könnten, führt er nicht. "Die Liste von etwa 200 Spielern, die infrage kommen, habe ich im Kopf", erzählt Olaf Merkel. Der ehrenamtlich arbeitende Teamchef des HTC Blau-Weiß Krefeld hat auch in diesem Jahr wieder eine Mannschaft zusammen gestellt, die mit kleinen Mitteln auskommt, aber in der Bundesliga für Furore sorgen will. "Krefeld könnte zum Stolperstein für jeden Gegner werden", sagt beispielsweise Halles Teamchef Thorsten Liebich über die Auswahl, die ab dem 5. Juli wechselnder Besetzung für Krefeld dort aufschlagen wird.

Olaf Merkel freut sich über die Anerkennung der Kollegen aus der Liga, weiß aber auch, dass es ein hartes Stück Arbeit ist, Jahr für Jahr mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln ein Team zusammen zu stellen, dass zumindest den Verbleib sichern sollte. Für mehr fehlt einfach das Geld, auch wenn durch den im Vorjahr gegründeten Sponsoren-Pool "Freundeskreis Bundesliga" diesmal ein paar Euro mehr zur Verfügung stehen. An Verhältnisse wie in Aachen, für das unter anderen Philipp Kohlschreiber spielt und wo angeblich knapp unter eine Million Euro zur Verfügung stehen sollen, kommt der Etat aber bei weitem nicht. "Bei und lautet das Motto ,Gut und Billig'", sagt Merkel und muss selbst über seine Formulierung lachen.

Seit 1976 ist der 62-Jährige für den HTC Blau-Weiß aktiv, der selbst früher in der Szene als Spieler aktiv war (und dort unter anderem auch schon gegen den Australier Mark Woodford oder Steffi Grafs ehemaligen Trainer Heinz Günthardt gewann) und in der Welt auf einen Platz um die 140 lag. Als Trainer betreute er unter anderem die ehemalige Weltklasse-Spielerin Claudia Kohde-Kilsch (weil er nicht mit dem Vater von Steffi Graf arbeiten wollte) und führte sie auf Weltranglistenplatz vier und dazu zu Doppelerfolgen bei den Grand-Slam-Turnieren in Wimbledon und den US Open und coachte auch schon die dreifache Grand-Slam-Siegerin Zina Garrison.

Für Blau-Weiß schlug Merkel zunächst als Spieler auf, später wurde er dann Teamchef, der die jeweilige Mannschaft zusammen stellt und während der Saison betreut. Dazu pflegt er die Kontakte zum Tenniszirkus, beobachtet entweder als Gast bei Turnieren oder auch über das Internet bezahlbare Spieler, die auf Challenger-Turnieren das Geld für ihre Brötchen verdienen, und hält Kontakte zu Agenten, die Spieler für die Bundesliga anbieten, und zu seinen Mittelsmännern etwa in Südamerika. Oder natürlich zu den Spielern selbst. "Früher hatte ich da horrende Telefonrechnungen", erzählt Merkel. Inzwischen gibt's freilich E-Mails, noch beliebter in Tenniskreisen ist "What's app" fürs Mobiltelefon.

Und natürlich hat er auch Talente im Auge. Jürgen Melzer zum Beispiel. Den Österreicher holte Merkel als 18-Jährigen schon für Blau-Weiß in die Bundesliga, inzwischen hat er sogar schon in Wimbledon den Doppeltitel geholt. Und im Sommer kehrt er nun wieder sozusagen zurück zu seinen Wurzeln. "Jürgen wird für uns spielen, weil er sagt, er möchte dem Verein etwas von dem zurückgeben, was er ihm verdankt", sagt Merkel, der in diesem Jahr sogar bei den Australian Open als Melzers Coach aktiv war ("Zum ersten Mal seit 25 Jahren") und ihn zuletzt auch in s'Hertogenbosch betreute. Und eben ab dem 5. Juli, wenn die Bundesliga beginnt.

(RP)
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