Lokalsport Unterwasserrugby - Mannschaftssport in der dritten Dimension

Krefeld · Im Bockumer Badezentrum gibt es eine faszinierende Sportart zu sehen: Der DUC Krefeld richtet ab Samstag die Deutschen Meisterschaften im Unterwasserrugby aus.

Krefeld ist an diesem Wochenende Spielstätte für Mannschaften, die einer spektakulären, aber ziemlich unbekannten Sportart nachgehen: Unterwasserrugby. Die besten Teams aus ganz Deutschland treffen sich am Samstag und Sonntag im Bockumer Badezentrum und ermitteln dann ihren Deutschen Meister. Der neue Titelträger qualifiziert sich außerdem für den Champions-Cup, der regelmäßig in Berlin ausgetragen wird. Dort treffen dann Mannschaften aus der ganzen Welt aufeinander. Los geht es am Samstag um 9 Uhr im Badezentrum und am Sonntag um 8.30 Uhr. Die Spiele werden in der Schwimmhalle selbst auf große Flachbildschirme übertragen, und auch im Internet gibt es einen Livestream zu sehen - auf der Seite uwr.vdst.de.

Doch aber halt: Unterwasserrugby - was ist das eigentlich? Simpel gesagt: "Unterwasserrugby ist die einzige dreidimensionale Sportart der Welt", sagt Sebastian Grothaus, der beim Gastgeber der Deutschen Meisterschaften, dem Deutschen Unterwasserclub (DUC) Krefeld spielt. Denn anders als in anderen Sportarten können die Sportler unter Wasser ja auch in die Höhe oder Tiefe schwimmen. "Das ist auch ein Teil des Reizes, den der Sport ausübt", sagt Grothaus.

Ein Spiel beim Unterwasserrugby dauert zwei Mal 15 Minuten. Eine Mannschaft besteht aus sechs Spielern im Wasser und sechs Spielern am Beckenrand. Jede Position ist deshalb doppelt besetzt, weil ein Tauchgang lediglich knapp 20 Sekunden dauert - lediglich die Torleute halten es gut 45 Sekunden aus. Gewechselt wird fliegend. Atemausrüstungen tragen die Spieler nicht, sondern lediglich eine Taucherbrille, Schnorchel und Flossen. Diese ist mit mehreren Bändern rund um den Kopf befestigt, damit sie im Gerangel unter Wasser nicht verrutschen kann.

Ziel des Spiels ist, den mit Salzwasser gefüllten Ball (dadurch ist er schwerer als das Wasser im Schwimmbecken und sinkt daher ab) in den am Boden des Beckens in knapp vier Metern Tiefe befestigten Korb der gegnerischen Mannschaft zu bugsieren. Beide Körbe werden vom jeweiligen Torhüter bewacht, der sich mit dem Rücken über den Korb legt und sich mit den Flossen auf den Korb presst. Am Tor selbst darf sich niemand festhalten. Die gegnerischen Spieler müssen versuchen, den Torwart wegzuzerren und so eine Lücke zu finden, um den Ball zu versenken. Obwohl abgesehen von Schlagen, Treten, Beißen, Kratzen, Würgen, Hebeln und Angriffen auf die Ausrüstung prinzipiell alles erlaubt ist, bleiben schwere Verletzungen in der Regel aus. Die Schwerelosigkeit und der hohe Widerstand im Wasser machen Unterwasserrugby nicht nur zu einer verletzungsarmen, sondern auch gelenkschonenden Sportart.

Der Ball muss unter Wasser geführt werden, und es darf nur der Ballführende angegriffen werden oder selber andere angreifen. Anders als beim normalen Rugby wird der Ball auch nach vorne gepasst. Zum Passen wird der Ball, wie beim Kugelstoßen, vom Körper weggedrückt und driftet dann etwa einen bis zwei Meter weit. Pässe länger als einen Meter zu spielen, ist aber meist zu riskant. Die Spieler selbst legen unter Wasser etwa zweieinhalb Meter pro Sekunde zurück.

Ein Schiedsrichter über Wasser und zwei tauchende Schiedsrichter unter Wasser überwachen, dass sich jeder an die Regeln hält. Um das Spiel zu unterbrechen, lösen die Schiedsrichter mit einem Druckknopf Hupsignale aus. Mit Handzeichen zeigen die Unterwasserschiedsrichter dann an, was geschehen ist und wie es weitergeht. Für die Zuschauer wird in Bockum der Hallensprecher kurz erklären, was die Schiedsrichter gesehen haben. Einfache Fouls werden mit einem Freistoß bestraft. Schwere Vergehen, wie das absichtliche Schlagen eines Gegners, werden, wie beim Eishockey, mit einer Strafzeit von zwei Minuten geahndet. Verhindert ein Spieler durch ein Foul eine klare Torchance, folgt ein Strafstoß. Dabei hat der Angreifer im Duell Eins gegen Eins 45 Sekunden Zeit, ein Tor zu erzielen.

Übrigens: Schwalbenkönige haben es im Unterwasserrugby schwer. Entweder hört man sie unter Wasser einfach nicht - oder sie werden nur müde belächelt.

(RP)
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