Deutsche Meisterschaft im Unterwasserrugby Unter Wasser auf Torjagd

Krefeld · Am Wochenende findet in Krefeld die Deutsche Meisterschaft im Unterwasserrugby statt. Ziel ist, den Ball in fast vier Metern Tiefe im gegnerischen Korb zu versenken. Titelverteidiger ist der TC Bamberg.

In Krefeld wird am kommenden Wochenende der Deutsche Meister in einer der unbekanntesten Sportarten ermittelt: im Unterwasserrugby. In Deutschland nehmen 79 Mannschaften mit rund 1500 Spielern am Ligabetrieb teil. Für die Titelkämpfe haben sich je drei Teams aus den Bundesliga-Gruppen West und Süd sowie zwei Mannschaften aus der Nordstaffel qualifiziert haben. Nicht dabei sind die Freien Schwimmer Duisburg. Der deutsche Rekordmeister (zehn Titel) spielt derzeit nicht in der Bundesliga. Ausrichter der Meisterschaft ist der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), dem die Unterwasserrugby-Spieler als Unterabteilung angegliedert sind.

In den vergangenen acht Jahren setzte sich stets der TC Bamberg durch und er ist auch im Badezentrum des Krefelder Stadtteils Bockum der haushohe Favorit. Ebenfalls Titelanwärter sind die Karlsruher Vorstädter vom TSV Malsch, die zuletzt sechs Mal Vizemeister und zweimal Dritter wurden. Der Gastgeber, der Deutsche Unterwasserclub (DUC) Krefeld, wurde Vorrundenmeister im Westen, gilt als ambitionierter Außenseiter.

Zusätzlicher Anreiz für alle Teams: Der Deutsche Meister nimmt am Champions-Cup teil, der alljährlich in Berlin ausgetragen wird. Das ist eine Art Weltmeisterschaft für Vereinsteams, an der neben Mannschaften aus Europa hauptsächlich Teams aus Südamerika teilnehmen; sie zählen zu den stärksten Mannschaften der Welt.

Jede Mannschaft besteht aus sechs Spielern unter Wasser sowie sechs Spielern am Beckenrand. Etwa 20 Sekunden dauert ein Tauchgang, dann geht es zum Luftholen an die Oberfläche, und der Ersatzspieler taucht ab ins etwa vier Meter tiefe, acht Meter breite und 21 Meter lange Becken. "Die Pausen sind unbedingt notwendig, weil die Einheiten unglaublich kräftezehrend sind", sagt Sebastian Grothaus, der für den DUC Krefeld im Einsatz ist.

Ziel des Spiels ist, einen mit Salzwasser gefüllten Ball, der schwerer als das Wasser ist, in den am Boden befestigten Metallkorb (Durchmesser: 39 bis 40 cm) des Gegners zu bugsieren. Der Ball muss dabei unter Wasser geführt werden. Nur der Ballführende darf angegriffen werden oder selber andere angreifen. Anders als beim normalen Rugby wird der Ball auch nach vorne gepasst. Zum Passen wird er, wie beim Kugelstoßen, vom Körper weggedrückt und driftet dann etwa einen bis zwei Meter weit. Pässe länger als einen Meter zu spielen, ist aber meist zu riskant.

Die Torhüter legen sich mit dem Rücken auf ihren Korb und drücken sich mit Flossenschlägen so darauf, dass die Angreifer möglichst keine Lücke finden. Die gegnerischen Spieler müssen versuchen, den Torwart vom Korb wegzuzerren. Ein Verteidiger liegt meistens noch vor dem Korb und verhindert, dass der Torwart von unten gepackt und hochgedrückt wird. Am Torkorb selbst darf sich kein Spieler festhalten.

Schlagen, treten, beißen, kratzen, würgen, hebeln sowie Angriffe auf die Ausrüstung sind unzulässig, sonst ist alles gestattet. Schwere Verletzungen bleiben in der Regel aber aus. Die "Schwerelosigkeit" und der hohe Widerstand im Wasser machen Unterwasserrugby nicht nur zu einer verletzungsarmen, sondern auch zu einer gelenkschonenden Sportart.

Neben den Spielern sind drei Schiedsrichter am und im Becken. Einer steht am Beckenrand, zwei tauchen mit. Sie haben allerdings eine Luftflasche auf dem Rücken. Sie verständigen sich untereinander mit Zeichensprache, bei Spielunterbrechungen betätigen sie eine Hupe. Über Wasser erläutert dann der Hallensprecher für die Zuschauer, welche Entscheidung das Trio gefällt hat. Fouls werden mit Freistößen, Strafzeiten oder Strafstößen (in diesem Fall einer Art Penalty unter Wasser) geahndet.

Damit die Spiele auch für Zuschauer zu verfolgen sind, werden sie bei größeren Turnieren wie jetzt in Krefeld mit Hilfe von Unterwasserkameras live übertragen. Zu sehen sind die Bilder im Badezentrum auf Flachbildschirmen. Im Internet gibt es unter uwr.vdst.de einen Livestream an den Turniertagen.

Einen Vorgeschmack auf die Titelkämpfe bietet ein Trailer im Internet: unter www.rp-online.de/krefeld

(RP)
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