KFC Uerdingen Krämer lebt und liebt Fußball

Krefeld · Er gehört zu jenen Trainern, die nie in der ersten Liga gespielt haben. Er weiß dennoch, wie es geht. Arminia Bielefeld hat er in die zweite Liga geführt. Jetzt soll er mit dem KFC Uerdingen aufsteigen. Stefan Krämer - was ist das eigentlich für ein Typ?

 Stefan Krämer ist Trainer des KFC Uerdingen.

Stefan Krämer ist Trainer des KFC Uerdingen.

Foto: Samla

Als Mikhail Ponomarev am 14. März die Trennung von Trainer Michael Wiesinger bekannt gab und Stefan Krämer verpflichtete, fragte sich manch ein Fußballfreund: War das wirklich nötig? Die Mannschaft hat die Frage beantwortet. Sie hat aus den bisherigen vier Spielen zehn Punkte geholt. Noch eindrucksvoller als die Bilanz waren ihre Auftritte: beim 7:0 gegen Rhynern spielte sie wie entfesselt, beim 1:1 gegen Viktoria Köln fehlte lediglich der wichtige zweite Treffer, beim 3:0 in Rödinghausen spielte sie abgeklärt, beim 2:0 in Aachen wie eine Spitzenmannschaft. Was hat Krämer gemacht? Was ist das für ein Typ?

Krämer ist lebendig. Dass der Mann seine Arbeit macht, kann jeder sehen - alltäglich auf dem Trainingsplatz, samstags beim Spiel. Er läuft, kämpft, schreit und will gewinnen. Er ist zwar in seiner Coachingzone, aber doch Teil der Mannschaft, die er antreibt, korrigiert und der er hilft. Krämer ist emotional, er liebt und lebt Fußball. "Spaß an der Arbeit ist wichtig, das ist hilfreich. Aber dass die Spieler Spaß am Fußball haben, setze ich voraus, denn das ist ein wunderschöner Beruf."

Krämer ist kommunikativ. Nicht nur in der Kabine oder im Büro, auch auf dem Trainingsplatz führt er immer wieder Gespräche mit den Spielern. Er arbeitet mit jedem einzelnen Spieler - nicht nur mit dem Ball. Beispiel Florian Rüter. "Er hat hervorragende Anlagen", sagt Krämer. "Ich weiß noch nicht, warum er sie noch nicht optimal entfaltet. Im Training zeigt er es häufiger. Es gibt so Spieler, die im Trainer viel besser sind als im Wettkampf. Dann muss man gemeinsam ergründen, woran es liegt. Da gibt es einige Möglichkeiten."

Krämer ist offensiv. Dem Mutigen gehört die Welt, lautet ein lateinischer Spruch, den sich Krämer zu eigen gemacht hat. Er ist ein Verfechter aktiver Mannschaften, die das Spiel machen, die Initiative übernehmen. Er will nicht, dass seine Spieler den Gegner nur stellen, sondern sie sollen ihn attackieren, zu Fehlern zwingen, den Ball erobern. Vor allem sollen sie mutig sein, auch mal mit Risiko spielen.

Krämer denkt positiv. Er ermutigt seine Spieler, gibt ihnen die notwendige Rückendeckung. "Wir müssen ins Risiko gehen", sagt er. Das Wort Fehler ist gestrichen, das gibt es bei mir nicht. Ein Ballverlust ist kein Fehler, sondern bietet die Chance, den Gegner ungeordnet zu erwischen." Dazu bedarf es jedoch der Balleroberung.

Krämer ist klar und konsequent. "Bei einem Ballverlust darf ich nicht enttäuscht abschalten, die Flügel hängen lassen, sondern muss sofort nachsetzen. Das sind für mich die wichtigsten Sekunden im Spiel. Und wer die wichtigsten Sekunden des Spiels verpasst, sitzt ganz schnell neben mir." Aber er fordert auch ein professionelles Verhalten abseits des Platzes: die richtige Ernährung, ausreichend Schlaf. "Die Art, wie wir Fußball spielen wollen, lebt davon, dass die Spieler fit und heiß sind. Ich kann und will nicht jeden Spieler 24 Stunden kontrollieren. Aber es wird auch keiner Scheiß bauen, sonst bekommt er Ärger mit mir."

Krämer ist erfolgsorientiert. Er liebt guten, schönen, schnellen, offensiven Fußball. Aber er weiß nur allzu gut, dass das nicht reicht. "Fußball ist Ergebnissport", sagt er nüchtern. Und ganz ehrlich: Wenn ich die Wahl hätte zwischen einem so guten Spiel wie gegen Köln mit einem Punkt oder einem Drecksspiel mit drei Punkten, ich würde letzteres nehmen." Natürlich liebt er es, wenn die Zuschauer begeistert sind, die Mannschaft anfeuern, die Fans auf der Tribüne euphorisch sind. Doch bei allem Spektakel vergisst er nicht, worauf es letztlich ankommt: "Ich bin hier nicht der Gute-Laune-Onkel oder dafür da, den Spaßfaktor zu erhöhen, sondern damit guter Fußball gespielt wird und wir Erfolg haben."

Krämer ist ein Teamplayer. Er weiß nur allzu gut, dass Fußball heutzutage keine One-Man-Show ist. Um Erfolg zu haben, bedarf es nicht nur einer funktionierenden Mannschaft und eines Trainers, sondern eines größeren Teams. Krämer scheut sich nicht, andere am Erfolg in der Öffentlichkeit teilhaben zu lassen. So lobt er ausdrücklich die Arbeit seines Vorgängers Michael Wiesinger, aber auch die der Physiotherapeuten und Ärzte. "Dass wir so wenige verletzte Spieler haben, ist auch ihr Verdienst."

Krämer ist ein Fachmann. Seine Kompetenz, wesentlicher Teil seiner Persönlichkeit, ist das entscheidende. Schließlich gibt es Tausende, die die Fußball lieben und emotional sind; die mal in der Disco Platten aufgelegt und für eine Versicherung gearbeitet haben; die sich für einen großen Erfolg ein Tattoo stechen lassen würden. All das gehört zu Krämers Vita. Aber eben auch, dass er nach seinem Studium als Diplom-Sportlehrer noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sporthochschule Köln tätig war und seine Prüfung zum Fußball-Lehrer als Viertbester seines Jahrgangs an der Hennes-Weisweiler-Akademie bestanden hat. Das sagt er nicht, aber man spürt es, wenn man mit ihm über Fußball spricht.

(ths)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort