Lokalsport Jonathan Rommelmann verpasst WM-Gold nur um 0,310 Sekunden

Krefeld · Rudern: Der Starter des Crefelder Ruderclub verpasste in Frankreich nur um zwei Wimpernschläge eine Sensation. Heute nun greift die Top-Favoritin auf die Goldmedaille, Lisa Schmidla, im WM-Finale nach dem Edelmetall.

 Der deutsche Leichtgewichtsvierer mit v.l. Roman Acht, Daniel Lawitzke, Philipp Grebner und Jonathan Rommelmann versilberte gestern bei der Weltmeisterschaft auf dem Lac d'Aiguebelette sein Sommermärchen.

Der deutsche Leichtgewichtsvierer mit v.l. Roman Acht, Daniel Lawitzke, Philipp Grebner und Jonathan Rommelmann versilberte gestern bei der Weltmeisterschaft auf dem Lac d'Aiguebelette sein Sommermärchen.

Foto: Sabine Tschäge

Ein Wimpernschlag, so haben es die Forscher nachgemessen, dauert 0,15 Sekunden. Demzufolge dauern zwei Wimpernschläge 0,3 Sekunden. Und jene 0,3 Sekunden, das ist wiederum fast exakt die Zeit, die Jonathan Rommelmann gestern zu langsam war. Im deutschen Leichtgewichtsvierer, in dem der Ruderer des Crefelder Ruderclubs gestern im Finale der Weltmeisterschaften auf dem Lac d'Aiguebelette saß, verpasste der Krefelder aufgrund der Winzigkeit von 0,310 Sekunden die Goldmedaille. Schneller als das deutsche Boot war nur das Gefährt aus Frankreich, dass Rommelmann und seine Gefährten Philipp Grebner (Mainz), Daniel Lawitzke (Berlin) und Roman Acht (Limburg) auf den zweiten Platz und damit zu Silber verwies.

Heute nun könnte aber dennoch eine goldene Medaille am Hals eines Krefelder Ruderers baumeln: Lisa Schmidla startet heute im Finale, und alles andere als ein Sieg dort beim Titelverteidiger, Europameister und Überflug des diesjährigen Ruderweltcups wäre eine Enttäuschung - nicht nur für das Team mit Schlagfrau Schmidla, Carina Bär (Heilbronn), Marie-Catherine Arnold (Hannover) und Bugfrau Annekatrin Thiele (Leipzig), sondern auch für den gesamten Deutschen Ruderbund.

Zum Rennen: Vom Start weg liegen Deutschland und Frankreich bis zur 500 Meter Marke gleichauf. Bei 1000 Meter schiebt sich der Doppelvierer mit Rommelmann hauchdünn in Führung vor die Franzosen, zu diesem Zeitpunkt kann nur noch das Boot aus Dänemark folgen, etwas unerwartet kämpft das italienische Boot auf dem letzten Platz. Bei 1500 Metern ein unverändertes Bild, Deutschland knapp vor Frankreich, Dänemark kann das Tempo der beiden Führenden nicht mehr mit gehen. Leichte Vorteile für das Boot von Rommelmann 250 Meter vor dem Ziel, doch die Franzosen geben sich nicht geschlagen und ziehen auf den letzten 150 Metern einen unwiderstehlichen Endspurt an. Schlagmann Rommelmann erhöht auch nochmal die Schlagfrequenz, kann aber den Bug nicht mehr vor die Franzosen schieben. Frankreich gewinnt mit drei Zehnteln Vorsprung vor Deutschland, gefolgt von Dänemark auf Bronze, Großbritannien, den USA und Italien.

"Erst habe ich mich schon geärgert. Wir waren so nah dran an Gold, aber mehr wäre auch nicht mehr gegangen", sagte ein völlig ausgepumpter Rommelmann "aber nach einer Sekunde habe ich mich doch sehr über das gewonnene Silber gefreut." Die restliche WM bis Sonntag, wird der 20 Jahre alte Medizinstudent das deutsche Team nun mit anfeuern und gemeinsam mit seiner Familie und Freundin die tolle Atmosphäre der WM genießen.

Für Lisa Schmidla startet indes heute um 14:30 Uhr das Projekt Titelverteidigung. Auch wenn sie versucht, ihre Nervosität herunter zu spielen und die Favoritenrollen zwar annimmt, merkt man der 24-Jährigen doch ihre Aufregung an. "Die Stunden vor dem Rennen sind die schlimmsten, bis der Start dann endlich los geht, dann fällt nach 20 Schlägen alles ab, und es macht Spaß, Volldampf zu geben und bis an die Leistungsgrenze zu gehen", sagt Schmidla, die selber verwundert ist, dass "obwohl ich schon viele internationale Starts hatte, immer wieder gleich nervös bin". Doch die Crew um Schmidla weiß auch, dass sie eine gute Grundgeschwindigkeit über die Strecke fahren kann und dass Australien, das den anderen Vorlauf gewonnen hatte, in den Teilabschnitten immer etwas langsamer war. Polen und Niederlande sind alte Vertraute, die bisher bei allen World Cups versucht haben den Deutschen Frauen Doppelvierer zu bedrängen, dabei aber erfolglos blieben. Neuseeland und USA komplettieren das Finale.

(RP)
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