Lokalsport HSG rüstet sich für die Zweite Bundesliga

Krefeld · Handball: Spätestens in der kommenden Saison, vielleicht auch schon in dieser, peilt die HSG den Aufstieg in den Profi-Handball an.

 Die Macher der HSG Krefeld (von rechts Manfred Fothen, André Schicks und Thomas Wirtz neben SWK-Sprecherin Dorothea Winkmann) erläuterten gestern, wie sich die HSG aufstellen muss, um sich in der Zweiten Bundesliga etablieren zu können - sofern sie denn aufsteigt.

Die Macher der HSG Krefeld (von rechts Manfred Fothen, André Schicks und Thomas Wirtz neben SWK-Sprecherin Dorothea Winkmann) erläuterten gestern, wie sich die HSG aufstellen muss, um sich in der Zweiten Bundesliga etablieren zu können - sofern sie denn aufsteigt.

Foto: Thomas Lammertz

Thomas Wirtz gilt als keiner, der unüberlegt handelt. Von daher hat sich der Geschäftsführer der HSG Krefeld ziemlich sorgfältige Gedanken gemacht, wie der Weg aussehen soll, den die HSG Krefeld in ihrer Entwicklung einschlagen soll. Daher schauen die Verantwortlichen der 2013 aus den Handballabteilungen des SC Bayer Uerdingen und Adler Königshof gegründeten Spielgemeinschaft auch mit ein wenig gemischten Gefühlen auf die aktuelle Tabelle der Dritten Liga West. Diese weist die Auswahl von Trainer Olaf Mast nämlich als Tabellenzweiten aus mit nur einem Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Fredenbeck, und weil die Saison ja doch schon ein ganzes Stück weit fortgeschritten ist, müssen sich die Krefelder nun auch ziemlich intensiv mit einem in jeglicher Hinsicht wichtigen Thema befassen: Was ist, wenn die HSG in die Zweite Bundesliga aufsteigt? Oder anders: Kann die HSG zum jetzigen Zeitpunkt schon professionellen Handball spielen?

Klar ist: Die HSG-Macher wollen irgendwann in die Zweite Liga. "Wenn nicht nach dieser Saison, dann aber nach der kommenden", sagt Thomas Wirtz ohne Wenn und Aber. Klar ist aber auch: Zugehörigkeit zum Profi-Handball bedeutet, dass die Kosten um ein Vielfaches höher werden und sich der Verein professionalisieren muss. "Zwischen 500 und 600.000 Euro", so schätzt Wirtz, müsse der Etat für einen Zweitligisten schon betragen - auch selbst dann würde es erst einmal lediglich um den Verbleib in der Liga gehen. Das würde vermutlich nahezu eine Verdopplung des aktuellen Etats bedeuten. Personell müsste der Kader aufgerüstet werden. Zwar haben alle Spieler, die bleiben sollen, Verträge, die auch für die zweite Liga gelten. Aber vermutlich würden dann auch Vollprofis für Krefeld spielen (müssen) - die es eben nicht für die berühmten Nüsse gibt.

Aber nicht nur über das Geld muss nachgedacht werden. Das größte Problem derzeit ist die Hallensituation. Die HSG Krefeld spielt zurzeit in der Halle des MSM-Gymnasiums, sozusagen der Stammhalle der Adler. Die ist zwar so eben noch ausreichend bei einem Zuschauerschnitt von 450 pro Heimspiel, aber platzt schon jetzt bei Derbys buchstäblich aus allen Nähten. "Es gab auch schon Tage, wo wir über 250 Zuschauer wieder heim schicken mussten, weil die Halle voll war. Schon jetzt rufen mich Leute an, die gerne kommen würden und davon wieder Abstand nehmen, weil es keine Karten mehr gibt", erzählt Wirtz. Daher ist eine Grundvoraussetzung für die Zweite Liga ein Umzug in die rund 2000 Zuschauer fassende Glockenspitzhalle. Die ist derzeit durch Flüchtlinge belegt, wann sie wieder freigegeben werden kann, steht in den Sternen. Für eine gewisse Übergangszeit könnte die HSG zwar auch in der Zweiten Liga noch in der MSM-Halle spielen, aber eben keinesfalls auf Dauer - allein schon aufgrund der zu geringen Zuschauerkapazitäten. Und auch die Deutsche Handball-Liga würde die MSM-Halle nur mit einer zeitlich eingegrenzten Ausnahmegenehmigung als Spielstätte für Zweitliga-Handball zulassen. "Sobald die Glockenspitzhalle wieder nutzbar ist, möchten wir dorthin umziehen", sagt Wirtz. Entsprechende Gespräche mit der Stadt laufen.

Bis zum 1. März muss sich die HSG offiziell bei der Handball-Liga erklären, ob sie bei einer sportlichen Qualifikation den Sprung in die Zweite Liga wagen würde. "Die Entscheidung fällt in den kommenden zwei Wochen. Wir werden das nicht emotional entscheiden, sondern ganz sachlich abwägen. Ein Risiko werden wir auf gar keinen Fall eingehen, um nicht im schlimmsten Fall etwas von dem kaputt zu machen, was wir dabei sind aufzubauen", stellt Wirtz klar und ergänzt: "Es gibt auch noch keine Tendenz, was wir machen werden."

Nichtsdestotrotz: Vorbeugen kann man ja durchaus schon mal. Als ersten, nach außen hin sichtbaren Schritt, gaben die Krefelder gestern bekannt, dass sie mit dem ehemaligen Sprecher der Krefeld Pinguine, André Schicks, nun eine Art Abteilungsleiter installieren, der sich künftig in leitender Funktion um Medien- und Öffentlichkeitsarbeit und ums Marketing kümmern wird. "Das war ein Punkt, in dem wir Nachholbedarf gesehen haben", sagt Thomas Wirtz. Weitere Maßnahmen sollen über kurz oder lang folgen. Vorgesehen sind zum Beispiel eine Geschäftsstelle, eine Intensivierung der Fanarbeit in Verbindung mit der Installation eines Fanvertreters oder eine Erweiterung des Fanmaterials.

(RP)
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