Lokalsport Euphorie im Kampf gegen Nachwuchsmangel

Krefeld · Der stellvertretender Vorsitzender des Handballkreises Krefeld-Grenzland, Günter Blank, hofft, dass der hiesige Handball durch den Gewinn der Europameisterschaft einen Schub nach vorne erfährt.

Deutschland ist Europameister. So langsam gewöhnen sich Handballer, Handballerinnen und Handballfans an diese drei Worte. Die Mannschaft, die in der neutralen Betrachtung bestenfalls mit Außenseiterchancen zu den Titelkämpfen nach Polen gereist war, löste mit ihren glänzenden Spielen große Begeisterung aus und holte sich völlig überraschend, aber verdient den Titel.

Die überragende Leistung beim 24:17 im Endspiel gegen die Spanier am Sonntagabend wird ganz sicher ihren Eingang in die Lehrbücher finden, denn Bundestrainer Dagur Sigurdsson setzte nicht nur mit dem Abwehrspiel, das er seiner Mannschaft verordnete, neue Maßstäbe. Das Turnier hat aus deutscher Sicht viele bemerkenswerte Geschichten geschrieben. Aber kann die Sportart, die jüngst noch über mangelnde Medienpräsenz etwa bei der Weltmeisterschaft klagte, auch an der Basis nachhaltig von diesem Titel profitieren? "Ja und nein", sagt Günter Blank. Und er muss es wissen. Seit 1961 ist der handballbegeisterte Dülkener in verschiedenen Aufgaben im heimischen Handball aktiv. Seit nunmehr 15 Jahren unter anderem als stellvertretender Vorsitzender des Handballkreises Krefeld-Grenzland. "Es ist eine tolle Sache. Sigurdsson hatte auf jedes Detail des Gegners eine Antwort, und seine Spieler haben das richtig umgesetzt. Ich bin so lange dabei, aber das war erfrischend und hat richtig gut getan", sagt Blank. Das Zugpferd Nationalmannschaft werde eine Euphorie auslösen, und vor allem die Bundesligisten dürften, so Blank, davon profitieren. Der EM-Titel und das damit einhergehende Ticket für die Olympischen Spiele werde dem Handball deutlich mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bescheren.

In diesem Sog erhoffen sich auch die Vereine im Handballkreis mehr Zuspruch. "Das wäre sehr wichtig", sagt Blank, denn der Handballkreis verzeichnete in den vergangenen Jahren einen zweistelligen Rückgang bei den Jugendmannschaften. Der demografische Wandel und die Konkurrenz anderer Sportarten machen dem Handball zu schaffen. Die Handballverbände arbeiten intensiv daran, neue Strukturen zu schaffen, um diesen negativen Trend zu stoppen. Der Titel bei der Europameisterschaft in Polen kommt da gerade zur rechten Zeit. "Bei den Kleinen wird eine Euphorie einsetzen. Wir hatten darauf aber auch nach dem WM-Titel 2007 gehofft, doch es ist uns in den letzten Jahren in der Breite nicht gelungen, dass die Jugendlichen den Sprung in die B- und A-Jugend schaffen", sagte Blank.

Er hofft darauf, dass der Handball mit der Unterstützung der Vereine auch an den Schulen mehr Zustimmung findet. Andererseits aber brauchen die Vereine auch die Möglichkeit, die Kinder überhaupt betreuen zu können. "Bei uns im Grenzland ist das kein Problem, aber in Düsseldorf oder Krefeld müssen viele Vereine aufgrund der Hallenbelegung mit Flüchtlingen improvisieren", sagte Blank.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort