Lokalsport Christian Ehrhoff will über die WM zurück in die NHL

Eishockey · Der 33- jährige Verteidiger feiert heute im Testspiel gegen die Schweiz sein Comeback in der Nationalmannschaft.

Christian Ehrhoff hat stolze 789 NHL-Spiele auf dem Buckel, doch für die Eishockey-Weltmeisterschaft in Russland bot er sich trotzdem selbst an. "Nachdem wir in den Play-offs gescheitert waren, habe ich dem Bundestrainer eine SMS geschrieben und gefragt, ob er mich noch braucht", sagte der Verteidiger der Chicago Blackhawks.

Bundestrainer Marco Sturm rief Ehrhoff gleich am nächsten Tag an und versprach ihm selbstverständlich einen Platz in seinem WM-Kader. "Es freut mich sehr, dass wir auf einen solch starken und erfahrenen Spieler zurückgreifen können. Christian ist nach dem frühen Ausscheiden der Blackhawks ganz heiß darauf, sein Land bei der WM vertreten zu können", sagte Sturm.

Ehrhoff gibt bei der WM-Generalprobe am heutigen Dienstag in Basel gegen die Schweiz sein Comeback im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Der 33-Jährige war zuletzt bei der Weltmeisterschaft 2013 für Deutschland aufgelaufen. Bei den am Freitag beginnenden Titelkämpfen in Russland (bis 22. Mai) ist Ehrhoff ein weiteres Puzzleteil für den erhofften Viertelfinal-Einzug, auch wenn er in den vergangenen Wochen in Chicago keine Eiszeit bekam.

"Das ist kein großes Problem, ich habe nur drei Wochen nicht gespielt, und die anderen Jungs werden es mir leicht machen", sagt Ehrhoff. Im Team wird er bereits sehnlichst erwartet. "Christian ist eine super Verstärkung", sagt NHL-Profi Tobias Rieder über seinen neuen Teamkollegen. Auch der Kölner Moritz Müller schwärmt: "Er ist einer der besten deutschen Verteidiger aller Zeiten."

Die beste Zeit seiner aktiven Karriere hat Ehrhoff aber hinter sich. 2011 war der gebürtige Moerser eine ganz große Nummer in der NHL. Nach starken Leistungen bei den Vancouver Canucks lockten ihn die Buffalo Sabres mit einem Zehn-Jahres-Vertrag (!) und einem Gehaltsvolumen von 40 Millionen US-Dollar (!). Ein Viertel der Summe kassierte der frühere Krefelder bereits im ersten Jahr, damit war er zu jener Zeit der teuerste Verteidiger der Liga.

Sportlich hielt der Wechsel aber nicht die Erwartungen, auf beiden Seiten nicht. Nach drei enttäuschenden Jahren wurde der Langzeitvertrag aufgelöst, Ehrhoff zog es zu den Pittsburgh Penguins und dann zu den Los Angeles Kings. Er bekam immer weniger Eiszeit, fuhr immer weniger Scorerpunkte ein, und im Februar schoben ihn die Kings zum zweitklassigen Farmteam ab. Titelverteidiger Chicago erinnerte sich an die Qualitäten des Deutschen und verpflichtete ihn bis Saisonende. Doch wirklich zum Zuge kam er auch dort nicht.

Deswegen ist die WM für ihn so wichtig. "Ich habe jetzt die Möglichkeit, mich auf internationaler Bühne zu präsentieren", sagt Erhoff. Sein Ziel ist die Rückkehr in die NHL, aber die Erfahrungen der vergangenen Monate will er nicht noch einmal machen. "Nochmal irgendwo der siebte Verteidiger sein, darauf habe ich keine Lust", sagt der frühere Stanley-Cup-Finalist: "Dann spiele ich lieber irgendwo in Europa."

Auch eine Rückkehr zu seinem Heimatklub Krefeld Pinguine schloss der 83-malige Nationalspieler in diesem Zusammenhang nicht aus. Das große Geld verdienen muss er mit dem Eishockey sicher nicht mehr.

(RP)
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