Lokalsport Blau-Weiß schielt (noch) nicht auf den Titel

Bundesliga · Tennis: Auch wenn der Krefelder Bundesligist mit dem Sieg über den Deutschen Meister Gladbacher HTC seiner Rolle als Mitfavorit gerecht wurde, heben die Verantwortlichen nicht ab. Neuzugang Marco Cecchinato ein echter Glücksgriff.

 Teamchef Olaf Merkel (li.) und Trainer Tommy Hunold (2.v.li.) freuen sich nach dem letzten Ballwechsel mit Facundo Bganis, Marco Cecchinato und Maximo Gonzales (alle v. li.) über den Sieg. Gonzales war nach seinem Sieg im Doppelfinale von Marburg nach Krefeld gekommen, um das Team zu unterstützen.

Teamchef Olaf Merkel (li.) und Trainer Tommy Hunold (2.v.li.) freuen sich nach dem letzten Ballwechsel mit Facundo Bganis, Marco Cecchinato und Maximo Gonzales (alle v. li.) über den Sieg. Gonzales war nach seinem Sieg im Doppelfinale von Marburg nach Krefeld gekommen, um das Team zu unterstützen.

Foto: Schoofs

"Blau-Weiß ist ganz oben und Gladbach ganz unten", sagen Verantwortliche, Spieler und Fans am späten Sonntagabend auf der Terrasse vor dem Clubhaus des HTC Blau-Weiß Krefeld. Die Freude und der Jubel nach dem 4:2-Heimsieg über den Deutschen Meister war natürlich groß. Erstmals in der langen Bundesliga-Geschichte des Traditionsvereins aus dem Stadtwald wurde gegen einen amtierenden Titelträger gewonnen.

"Wir haben nicht mehr gefeiert als sonst nach einem Heimsieg. Am wichtigsten sind für mich die zwei Punkte und nicht der Erfolg über den Meister", sagte Olaf Merkel gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn der Teamchef wies schon vor dem Saisonstart darauf hin, dass sich sieben der neun Mannschaften Titelchancen ausrechnen können: "Dabei bleibe ich auch nach dem ersten Spieltag. Wir haben noch fünf dieser Teams vor der Brust. Leichter werden die Aufgaben bestimmt nicht."

 Bei Clubchef Hajo Ploenes war nach dem Erfolg über den Meister die Freude riesengroß. Hier umarmt er Facundo Bagnis.

Bei Clubchef Hajo Ploenes war nach dem Erfolg über den Meister die Freude riesengroß. Hier umarmt er Facundo Bagnis.

Foto: Schoofs

Fest steht, dass Merkel bei seinen Personalplanungen ein glückliches Händchen bewies. Sein Ziel, die Qualität des Teams in der Tiefe zu verbessern, wurde zum Auftakt erreicht. Der kurzfristige Ausfall von Paolo Lorenzi wirkte sich lange nicht so negativ aus wie vergleichbare Absagen aus den Vorjahren. Als echter Glücksgriff entpuppte sich Sonntag Marco Cecchinato. Der 24-jährige Italiener bestätigte seine derzeit tolle Entwicklung. Als Merkel ihn im Januar bei den Australien Open in Melbourne aus dem Hut zauberte, stand er noch auf Rang 146 der ATP-Liste, jetzt auf 102. Am Ende der Saison dürfte er zu den Top-100 der Welt gehören. "Das war heute nicht leicht für mich. Ich wusste nicht, was mich in der Bundesliga erwartet. Dazu kam, dass ich noch nie gegen Berankis gespielt habe. Die Atmosphäre hier ist super. Ich habe mich sofort wohl gefühlt. Alle Leute im Verein sind sehr nett und haben mich super aufgenommen", sagte Cecchinato nach seinem Einzelsieg.

Wie abhängig die Teamchefs der neun Bundesligisten vom Abschneiden ihre Schützlinge bei ATP-Turnieren sind, zeigte sich auch wieder mal am Sonntag. Da der Argentinier Horacio Zeballos in Wimbledon im Doppel ausgeschieden war, konnte er Samstag anreisen, was allerdings nach zwei gestrichenen Flügen auf der Kippe stand. Letztendlich bekam der am frühen Abend noch einen Flieger nach Düsseldorf. Zu seinen Gegnern im Doppel gehörte der Kroate Franko Skugor, den Gladbachs Teamchef Henrik Schmidt gerne aufgeboten hätte. Zeballos erwischte im Spitzeneinzel gegen den Spanier Ramos-Vinolas einen Sahnetag. Im Doppel riss er den Italiener Federico Gaio mit, der zuvor sein Einzel im zweiten Satz leichtfertig verloren hatte.

Dass die Doppel nur noch gut 300 der 1750 Zuschauer verfolgten, bestätigt Merkels Einschätzung, dass der Eventcharakter weiter gestiegen ist: "Die Zuschauer wollen Spitzentennis sehen. Ob wir nach vier so tollen Einzeln wie am Sonntag gewinnen oder verlieren, spielt für sie keine Rolle mehr. Und vier Stunden in der Sonne zu sitzen, reicht dem ein oder anderen sicher auch."

Da für die Blau-Weißen jetzt drei Auswärtsspiele in Folge auf dem Programm stehen, müssen die hiesigen Fans bis zum 28. Juli warten, ehe mit dem TK Blau-Weiß Aachen der nächste Gegner im Stadtwald gastiert. Trotz der Sommerferien dürften die Ränge erneut gut gefüllt sein. Denn bessere Werbung als mit der Glanzvorstellung gegen Meister konnte der HTC für seine restlichen drei Heimspiele nicht machen.

(RP)
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