Lokalsport Aufstiegsfarce: Köln/Mülheim schenkt Germanias Ringer 40:0-Sieg

Oberliga · Ringen: Weil die Gäste unter keinen Umständen in die Bundesliga aufsteigen wollen, traten sie nur mit neun Kämpfern an und verloren so freiwillig.

 Mert-Fatih Simsek unterlag nur knapp nach Punkten.

Mert-Fatih Simsek unterlag nur knapp nach Punkten.

Foto: tl

Der Schlusskampf in der laufenden Saison in der Ringer-Oberliga geriet für den KSV Germania Krefeld unverschuldet zur regelrechten Farce. Eigentlich war der AC Köln/Mülheim am Rhein als Tabellendritter als klarer Favorit nach Krefeld gekommen. Doch weil die Kölner auf gar keinen Fall in die Bundesliga aufsteigen wollen, reisten sie nur zu Neunt an, und nur sechs der Kämpfer wiesen ein reguläres Gewicht auf. Somit war der Kampf schon rein formal mit 0:40 verloren. Dabei lag es nicht an fehlendem Personal: Die zweite Mannschaft trat in voller Sollstärke gegen Krefelds Reserve an.

Der Hintergrund ist ein hausgemachtes Problem des Deutschen Ringerbundes - ausgerechnet in einer Sportart, deren Zugehörigkeit zu Olympia schon massiv auf der Kippe gestanden hatte. Da der Ringerbund die zweite und erste Bundesliga zusammengelegt und eine Aufstiegspflicht für die Meister der Oberliga beschlossen hat, fühlen sich die Aufsteiger finanziell überfordert. Ferner befürchten die Vereine, der eigene Nachwuchs würde verheizt, wenn sie gegen Weltklasse-Athleten in der Ersten Liga antreten müssen. Der Niveauunterschied zwischen Oberliga und Bundesliga ist einfach zu gewaltig. Somit wehren sich die Team regelrecht gegen den Meistertitel - mit ähnlichen Mitteln gehen dabei auch Essen-Dellwig und Neuss vor. Nach der Niederlage der Kölner steht das Team aus dem Pott jetzt auf dem ersten Platz in der Oberliga und muss wohl aufsteigen. Laut Germania Krefeld allerdings, habe Essen via Facebook verkündet, wollen die Mannschaft aus dem laufenden Betrieb zurückzuziehen, um sich dem Aufstieg zu entziehen. Das würde eine empfindliche Geldstrafe nach sich ziehen, die den Verein in die Insolvenz treiben könnte. Zudem würde die erste und zweite Essener Mannschaft in die untersten zwei Ligen zurückversetzt werden. In diesem Fall müsste der Zweitplatzierte der Oberliga, Neuss, in die Bundesliga aufsteigen - das wollen die Rheinstädter aber genauso wenig und kündigten laut Germania ebenfalls an, ihre Mannschaft zurückzuziehen. Ein absurder Dominoeffekt könnte in Gang gesetzt werden. Denn auch der drittplatzierte Köln-Mülheim möchte nicht aufsteigen.

Gekämpft wurde trotz der schon feststehenden Niederlage der Kölner dennoch. urch die Abwesenheit von Alex Wagner und Tim Focken und die Verletzung von Ayoub Bolakhrif standen die Krefelder heute nicht in Bestbesetzung auf der Matte. Abdul-Malik Magomadov (57 Kilo) verlor auf Schulter, Nigel Weber(130 Kilo) technisch unterlegen und Mert-Fatih Simsek (61 Kilo) knapp mit 6:9 nach Punkten. Der Gegner von Jakub Marchlewski (66 Kilo) hatte Übergewicht Muammed Zakir Tan (98 Kilo) siegte mangels gegner kampflos. Niederlagen kassierten dann Vitali Jeschke (80 Kilo) und Dieter Tschierschke (75 Kilo Griechisch Römisch) nach Punkten, Ben Haeffner (71Kilo) ist technisch unterlegen. Philipp Haeffner (86 Kilo) und Julian Olbrich (75 Kilo) gewannen nach Punkten.

Die Krefelder steht am Ende der Saison nun punktgleich mit Herdecke auf dem sechsten Tabellenplatz. Der Krefelder Verein ist der einzige in der Oberliga, der nur mit Eigengewächsen die Kämpfe bestreitet. So gab es für die Ringer der Saison ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Echte Krefelder, Produkte aus 100 % lokalem Anbau".

(oli)
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