Lokalsport Als Bud Spencer in Krefeld zum Schwimmwettkampf antrat...

Krefeld · Der verstorbene Schauspieler war vor seiner Schauspielkarriere Leistungsschwimmer und nahm an zwei Olympischen Spielen teil.

Der Tod des Schauspielers Bud Spencer schlägt auch in Krefeld hohe Wellen. Was kaum jemand weiß: 1951 trat der Italiener mit dem bürgerlichen Namen Carlo Pedersoli als damaliger Profischwimmer für Lazio Rom im Krefelder Stadtbad an der Neusser Straße an. Spencer war seinerzeit Leistungsschwimmer in seiner Heimat und Mitglied der italienischen Wasserball-Nationalmannschaft. Er wurde italienischer Meister im Brustschwimmen über 100 Meter Freistil, die er am 19. September 1950 als erster Italiener unter einer Minute schwamm. Die italienische Meisterschaft gewann er zehn Jahre in Folge: drei Jahre lang im Brustschwimmen, sieben Jahre im Freistil.

1951, im gleichen Jahr also, wo er an Wettkämpfen in Krefeld am Start war, nahm Pedersoli an den Mittelmeerspielen teil und gewann mit einer Zeit von 59,7 Sekunden die Silbermedaille über 100 Meter. 1952 nahm er an den Olympische Sommerspiele teil und wurde bei den Schwimmwettbewerben mit 58,9 Sekunden Fünfter im Vorlauf über 100 Meter Freistil. Mit der italienischen 4×200-Meter-Freistilstaffel erreichte er nicht das Finale.

1954 war Spencer noch einmal in Krefeld. Daran erinnert sich vor allem Heinz Wiedelbach. Der SPD-Politiker war seinerzeit 16 Jahre alt und Schwimmer bei Neptun Krefeld. "Wir hatten damals ein Freundschaftstreffen mit den Schwimmern von Lazio Rom, zu denen auch Bud Spencer angehörte", sagt Wiedelbach. Zu einem Wettschwimmen zwischen den beiden sei es zwar nicht gekommen - "aber ich bin heute noch stolz, dass ich ihn kennenlernen durfte. Er war sehr nett und hatte gar keine Allüren. Seitdem habe ich auch seine Karriere als Schauspieler verfolgt".

1956 nahm Pedersoli an den Olympischen Sommerspiele in Melbourne teil und erreichte über 100 Meter Freistil den 11. Platz. 1957 beendete er mit 27 Jahren seine Schwimmkarriere und widmete sich der Schauspielerei, vorrangig den Western-Prügel-Klamaukfilmen mit Terence Hill - unter den Künstlernamen Bud Spencer, weil er seinen eigenen Namen nicht ins Lächerliche ziehen wollte und Künstlernamen seinerzeit eh groß in Mode waren. Warum es gerade dieser wurde, erläuterte er später in seiner Biographie mit den Worten: "Ich hatte keine Liste! Ich hatte eine Flasche Budweiser - mein Lieblingsbier - vor mir. Und Spencer Tracy war immer mein Lieblingsschauspieler, also war meine Wahl ganz einfach."

Zuletzt hat der Schauspieler im April 2011 mit der Veröffentlichung seiner Autobiografie Aufsehen erregt. Dies gipfelte in der Posse, dass sich per Internetvotum 60 000 Menschen dafür aussprachen, einen Tunnel in Schwäbisch Gmünd nach Bud Spencer zu benennen. Am Ende folgte die Politik diesem Votum und benannte das dortige Stadtbad nach Bud Spencer; schließlich trat er dort in den Fünfzigern als Schwimmer auf - genau wie in Krefeld.

In Interviews der vergangenen Jahre hat sich Bud Spencer immer wieder am Rande auch zu Krefeld geäußert. Die Seidenstadt muss nachhaltigen Eindruck bei ihm hinterlassen haben: Im Interview mit dem Journalisten Thomas Jeier sagte er: "Ich habe auch an mehreren Wettkämpfen in Deutschland teilgenommen, ich erinnere mich an Berlin, München, Hannover, Gelsenkirchen, Krefeld, Stuttgart." Im Interview mit der TV-Journalistin Sandra Maischberger sagte er 2004 auf die Frage, was ihm mehr behagt, deutsche Ordnung oder italienisches Chaos? "Ich glaube, auch bei euch gibt es doch diesen Unterschied zwischen München und Essen und Krefeld und dem ganzen Ruhrgebiet. Da gibt es doch einen ganz anderen Menschenschlag an Deutschen."

(RP)
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