Rolf Göttel "Ab jetzt bin ich nur noch Fußball-Fan"

Krefeld · Nach einem halben Jahrhundert endet die Zeit als Ehrenamtler. Der 73-Jährige spricht über seine letzte Hallen-Stadtmeisterschaft.

 Rolf Göttel verspürt nach eigenem Bekunden keine Wehmut, dass seine Funktionärslaufbahn endet. Bei Borussia ist er weiter im Ehrenrat.

Rolf Göttel verspürt nach eigenem Bekunden keine Wehmut, dass seine Funktionärslaufbahn endet. Bei Borussia ist er weiter im Ehrenrat.

Foto: Reichartz (Archiv)

Herr Göttel, die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft ist vorbei - und damit auch Ihre über ein halbes Jahrhundert währende Zeit als Ehrenamtler im Fußball. Sie gehen als Fußball-Fachwart sozusagen jetzt in der Ruhestand. Sind Sie wehmütig?

Göttel Ich bin gut darauf vorbereitet - und ich will es ja auch so. Darum sind keine besonderen Gefühle hochgekommen, als es soweit war am Samstag. Das gehört nun mal zu einer Funktionärslaufbahn dazu: Das endgültige Ende. Jetzt bin ich nur noch Privatmann.

Gab es wirklich kein bisschen Wehmut?

Göttel Nein, wirklich nicht. Wenn ich sagen würde, dass es so wäre, würde ich mir etwas vormachen.

Zum Abschied hätte eigentlich der SV Lürrip, der Verein aus dem Stadtteil, aus dem Sie kommen, Stadtmeister sein sollen - dem Anlass entsprechend. Doch Odenkirchen hat gewonnen. Verdient?

Göttel Also erst mal: Dass nur für mich Lürrip den Titel holen soll, wäre etwas übetrieben zu sagen. Die Lürriper haben ja seit 1986 nur zweimal im Endspiel gestanden, ansonsten haben sie kaum mal eine gute Rolle in der Endrunde gespielt. Der FC hat es im Endspiel verpasst, in der starken Anfangsphase mehr als nur das eine Tor zu machen. Im Neunmeterschießen hat er es dann vergeigt. 2014 gab es ja schon mal ein Neunmeterschießen zwischen den beiden Klubs. Damals hat der FC gewonnen. Jetzt hat Odenkirchen alles in allem den Erfolg verdient. Das Finale war spannend - und beide Teams haben auch über das gesamte Turnier hinweg ihre Rolle als Landesligisten unterstrichen.

Neu war der Futsal-Ball. Der eine oder andere war vorab skeptisch.

Göttel Ich hatte erwartet, dass einige kommen würden mit Beschwerden. Aber der Ball ist problemlos angenommen worden - bei den Senioren wie bei den Junioren. Die Neuerung war kein Rückschritt. Auch wenn es sportlich keinen großen Unterschied gemacht hat.

Der Ball war ein Zugeständnis an den Fußballverband Niederrhein, der künftig gern in der Halle komplett nach Futsal-Regeln spielen würde.

Göttel Richtig. Wenn der Verband darauf drängt, sie komplett anzuwenden, befürchte ich, dass es in der Jahnhalle Komplikationen geben könnte. Allerdings hat mir jetzt ein Futsalspieler gesagt, dass Furious auch schon in der Jahnhalle Futsal gespielt hat. Das Hauptproblem wäre, dass wir aus verschiedenen Gründen die Tribüne verkürzen müssten und dann weniger Zuschauerkapazität hätten. Das wäre schade. Auch die Banden würden wegfallen. Ob das der Stimmung zuträglich wäre, müsste man sehen. Wenn der Verband aber noch mehr Druck macht, müssen wir uns eben etwas einfallen lassen.

Ein Wermutstropfen des Turniers war der Ausschluss von Blau-Weiß Wickrathhahn, wegen des Einsatzes nicht spielberechtigter Akteure. Wäre das aus Ihrer Sicht vermeidbar gewesen?

Göttel Eigentlich ja. Denn Wickrathhahn hatte sich beim Technischen Obmann Thomas Klingen erkundigt, und er hatte darauf hingewiesen, dass die Spieler nicht spielberechtigt waren. Das Kampfgericht in der Halle hatte zwar vermutet, dass es gehen könnte in dem Status "in Bearbeitung". Doch man hat nicht beachtet, was die abgebenden Vereinen dazu gesagt haben. Aber die einzigen, die wirklich Bescheid wissen, sind die Spieltechniker des Verbandes. Wickrathhahn hat sich über Thomas Klingens Aussagen hinweggesetzt und musste mit den Folgen leben. Enttäuscht war ich, wie Blau-Weiß damit umgegangen ist. Man war doch über einige Tage ungehalten - und Thomas Klingen ist noch einige Tage in der Jahnhalle verbal angegangen worden, auch von Spielern. Das gehört sich nicht.

Wickrathhahn wurde ausgeschlossen, aber die Ergebnisse der Vorrundenspiele, an denen die Blau-Weißen beteiligt waren, wurden nicht annulliert. Gab es da keine Beschwerden seitens der Giesenkirchener, die sonst als Erster direkt in die Endrunde eingezogen wären?

Göttel Ich sage es mal salomonisch: Giesenkirchen ist ja auch so in die Endrunde gekommen. Aber im Ernst: Wir haben das diskutiert. Uns war der Ausschluss lieber als das Annullieren. Ich denke, es war ein fairer Kompromiss und daher eine gute Entscheidung. Ich habe auch mit den Giesenkirchenern gesprochen, sie haben das auch so gesehen.

Sie waren als Fußball-Fachwart insgesamt zehn Jahre tätig - was waren Ihre persönlichen Highlights in der Jahnhalle?

Göttel Das war war für mich der Sieg von Viktoria Rheydt 2015. Da hat Viktoria im Halbfinale Odenkirchen und im Endspiel den FC ausgeschaltet. Das fand ich sensationell. In diesem Jahr hat mir sehr gefallen, dass es im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kaum Probleme gegeben hat - auch aufgrund der sehr guten Schiedsrichterleistungen.

Auch bei den Schiedrichtern werden Sie nicht mehr aktiv sein?

Göttel Das bin ich ja schon lange nicht mehr,. Die Schiedsrichterei hat mir viel gegeben. Aber auch das gilt: Vorbei ist vorbei.

Zurück zu Ihnen: Wird es nun ein Leben ohne Fußball?

Göttel Nein! Um Gottes Willen. Jetzt werde ich noch mehr bei der Borussia sein, da bin ich ja im Ehrenrat. Und ich werde auch weiterhin sonntags auf den Amateurplätzen in Gladbach sein. Aber ab jetzt als Fußball-Fan und Privatmann.

KARSTEN KELLERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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