Krefeld Spitzenorganistin aus Quebec begeistert

Krefeld · Die in Kanada geborene Isabelle Demers, die ihre Ausbildung als Elfjährige begann und in ihrer Heimatstadt, in Paris und in New York studierte, lehrt gegenwärtig in Texas und ist damit die aktuell jüngste Orgel-Professorin in den USA.

 Isabelle Demers, vor vier Jahren schon einmal zu Gast auf diesem Platz, gab ein Konzert an der großen Klais-Orgel.

Isabelle Demers, vor vier Jahren schon einmal zu Gast auf diesem Platz, gab ein Konzert an der großen Klais-Orgel.

Foto: Mark Mocnik

Eine Künstlerin von ausgesuchter Klasse gastierte am Sonntagnachmittag in der Kirche St. Dionysius. Isabelle Demers, vor vier Jahren schon einmal zu Gast auf diesem Platz, gab ein Konzert an der großen Klais-Orgel. Sie eröffnete mit William Waltons (1902 - 1983) "Orb and Sceptre", das zwar nicht mit Pauken, aber mit Trompeten begann und sich glänzend zum Auftakt für solch eine temperamentvolle Interpretin eignete. Dabei beherrschte sie auch die heiteren, beinah jahrmarktmäßig klingenden Passagen allerliebst, ohne die Dissonanzen, mit denen auch diese wie zur Warnung vor drohendem Übermut versehen waren, zu übertünchen.

Einem schwebenden, meditativen Max Reger folgte die Trio-Sonate in G-Dur von Johann Sebastian Bach. Wie Gastgeber Andreas Cavelius in seiner kurzen Begrüßung betont hatte, führte Demers auch dieses höchst anspruchsvolle Werk auswendig ohne Blatt auf - wie jedes übrigens - und brillierte in allen drei Sätzen auf das Schönste: verspielt und lieblich in hohen schlanken Tönen das Vivace, melancholische Tiefen erforschend im Lento, und in typisch bachschen Endloslinien schwelgend im Allegro.

Gänzlich anders wiederum Sergei Prokoviefs "Romance" aus dem "Lieutenant Kijé": erzählerisch angelegt, ein wenig melancholisch und täppisch, doch nicht ohne komisches Moment, mit einem bassigen Trugschluss und leichtfüßigem Ausklang. Eine besonders komplexe Komposition war das Allegro Vivace aus der Symphonie Nr. 5 op. 42/1 von Charles Marie Widor.

Die im kanadischen Quebec geborene Virtuosin, die ihre Ausbildung als Elfjährige begann und in ihrer Heimatstadt, in Paris und in New York studierte, lehrt gegenwärtig an der Baylor University in Texas und ist damit die zur Zeit jüngste Orgel-Professorin in den USA. Den Widor mit seinen ausgefuchsten Figuren und seiner bedrohlich klingenden Steigerung gegen Ende interpretierte sie mit derselben Souveränität und Gestaltungskraft wie ihr ganzes Konzert, um sich dann - nach einem weiteren Reger - mit ansteckendem Vergnügen in den Stimmungsreichtum der Paganini-Variationen von George Thalben-Ball (1896 - 1987) zu stürzen.

Für den begeisterten Applaus des Publikums in der Dionysiuskirche bedankte sich die Künstlerin mit einer Zugabe.

(RP)
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