Krefeld Sperrholz soll "Horror-Hochhaus" sichern

Krefeld · Zwei Handwerker verschließen seit gestern Fenster und Türen des Gebäudes an der Alten Gladbacher Straße.

 Unbekannte hatten im Keller des Hochhauses an der Alten Gladbacher Straße am Wochenende Unrat angezündet.

Unbekannte hatten im Keller des Hochhauses an der Alten Gladbacher Straße am Wochenende Unrat angezündet.

Foto: Lammertz

Die Anwohner rund um das asbestbelastete leerstehende, elfgeschossige Hochhaus an der Alten Gladbacher Straße haben Angst. Während des jüngsten Brandes am Samstag sind aus dem Gebäude schwarze Qualmwolken ausgetreten. "Ich weiß nicht, ob dieser Rauch giftig ist", sagt Miray Belath. Die junge Frau war am Wochenende mit ihrem zweijährigen Sohn Ali auch im Umfeld des Hauses unterwegs. "Es hat gequalmt und gestunken", so die 24-Jährige. "Ich mache mir Sorgen um die Gesundheit unserer Kinder." Verärgert ist Sabine Fiedler: "Ich möchte nicht wissen, was passiert wäre, wenn Kinder in dem Haus zu Schaden gekommen wären. Wir haben mehrfach genau vor dieser Situation gewarnt. Wir haben hier immer mehr das Gefühl, dass die Stadt uns im Stich lässt." Der Verwaltung liegt angeblich ein Abbruchantrag für das Gebäude vor, der auf Betreiben des Bauherrn aber "wieder ruhend" gestellt wurde.

Es war Samstagmittag als bei der Leitstelle der Notruf eintraf: wieder ein Feuer im ungesicherten ehemaligen Studentenwohnheim. Eigentlich hätte es diesen Brand gar nicht mehr geben dürfen. Nach Auskunft der Stadtverwaltung hatte die Eigentümerin bereits für die vergangene Woche Sofortmaßnahmen zur Sicherung des Grundstücks und Gebäudes zugesagt. "Geschehen ist nichts", schimpft Anwohnerin Sabine Fiedler.

Das bestätigte gestern Morgen auch die Feuerwehr. Das Gebäude sei am Wochenende frei zugänglich gewesen. Unbekannte hatten im Keller Unrat angezündet. Da die Einsatzkräfte schnell vor Ort waren, konnte ein Übergreifen der Flammen verhindert werden. "Trotzdem ist die Situation im Gebäude auch für die Einsatzkräfte nicht ungefährlich", so ein Verantwortlicher der Wehr. Unter anderem, weil auch im Umfeld der Brandstelle grundsätzlich nach möglichen verletzten oder bewusstlosen Personen gesucht werden muss. Ob durch den Brand am Samstag Asbest in größerem Umfang freigesetzt worden ist, konnte die Wehr nicht sagen.

 Gestern wurde am Hochhaus begonnen, die Fenster- und Türöffnungen des Gebäudes mit Holzplatten zu verschließen.

Gestern wurde am Hochhaus begonnen, die Fenster- und Türöffnungen des Gebäudes mit Holzplatten zu verschließen.

Foto: Lammertz

Gestern Mittag herrschte auf dem Gelände plötzlich handwerkliches Treiben. Zwei Männer begannen, die Fenster- und Türlöcher des Hauses mit Holzplatten zu verschließen. Bis zum ersten Geschoss soll so ein unbefugter Zugang verhindert sowie der Zaun soll so hergerichtet werden, dass ein Betreten des Grundstücks erschwert wird. Diese Maßnahmen waren der Stadt eigentlich bereits für die vergangene Woche zugesagt worden. Doch bis einschließlich Freitag wartete die Verwaltung vergeblich auf die ersten Aktivitäten vor Ort.

Anwohner Peter Gaubert kann über die jüngsten Sicherungsmaßnahmen nur mit dem Kopf schütteln. "Es kann doch nicht sein, dass wir erst wochenlang hingehalten werden und jetzt ein paar Holzplatten verhindern sollen, dass Kinder oder Obdachlose ins Gebäude kommen." Der 63-Jährige hatte erwartet, dass Fenster und Türen zumindest zugemauert werden. Eigentlich hatten die Menschen im Süden gehofft, dass der Schandfleck endlich abgerissen wird.

Die Kosten sollen nach Aussage von Thomas Luppa, SPD-Ortsvereinsvorsitzender Krefeld-Süd, rund 300.000 Euro betragen. Gaubert: "Das wäre für alle eine sinnvolle Investition."

(RP)
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