Krefeld SPD "Wir stehen weiter an der Seite der Menschen in Krefeld"

Krefeld · Oberbürgermeister Frank Meyer richtet nach der "historischen Katastrophe" der SPD den Blick nach vorn.

 Betroffenheit herrschte um 18 Uhr bei der ersten Wahlprognose in der Parteizentrale der SPD am Südwall. Nicole Specker (Mitte) konnte den Wahlkreis 110, Krefeld/Neuss II, für ihre Partei nicht direkt gewinnen.

Betroffenheit herrschte um 18 Uhr bei der ersten Wahlprognose in der Parteizentrale der SPD am Südwall. Nicole Specker (Mitte) konnte den Wahlkreis 110, Krefeld/Neuss II, für ihre Partei nicht direkt gewinnen.

Foto: Thomas Lammertz

SPD-Parteivorsitzender Ralf-Harry Klaer hatte eine Vorahnung: Eine Art Schockstarre herrschte gestern um 18 Uhr bei rund 100 Mitgliedern der SPD im Parteibüro am Südwall, als sich die erste Wahlprognose auf dem Fernseher aufbaute. Die 20-Prozent-Säule für die SPD sorgte für eisiges Schweigen und Fassungslosigkeit, die mehr als 13 Prozent der AfD für lautstarke Buh-Rufe. Klaer sprach dann das aus, was die Parteifreunde anschließend lautstark beklatschten: "Unser Auftrag wird es in Berlin sein, in den kommenden vier Jahren die Opposition anzuführen."

Artig dankte der Parteichef den ehrenamtlichen Helfern für die Unterstützung in den vergangenen Wochen und die "hervorragende Arbeit". Für den ersten Motivationsaufbau der geschundenen Genossen-Seelen sorgte Oberbürgermeister Frank Meyer: "Wir haben hier in diesem Raum in der Vergangenheit bereits große Siege gefeiert, die Krefelder SPD lässt sich auch durch so eine historische Katastrophe nicht umwerfen." Und der Verwaltungschef ergänzte: "Wir brauchen Sozialdemokraten in Europa, in Deutschland und hier in Krefeld." Unter großen Applaus der Mitglieder erinnerte er dann an die jüngsten Leistungen seine Partei im städtischen Schul- und Wirtschaftsbereich: "Wir sind da, wir bleiben da und wir werden als SPD weiter an der Seite der Menschen in Krefeld stehen."

Bangen und rechnen war zu diesem Zeitpunkt bei Nicole Specker und Elke Buttkereit angesagt. Die beiden Direktkandidatinnen der SPD schauten ab 19 Uhr gemeinsam auf die Bildschirme mit den Ergebnissen ihrer Wahlbezirke. Während Buttkereit sich mit CDU-Konkurrentin Kerstin Radomski lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte, lag Specker schnell relativ deutlich hinter Ansgar Heveling (CDU). Doch mit ihren NRW-Listenplätzen hatten Buttkereit (22) und Specker (28) jeweils noch ein weiteres Eisen im Feuer, um ins Berliner Parlament einzuziehen. "Ich denke, dass ich bis zum Schluss der Auszählung zittern muss", so Buttkereit, die sich auf die Bereiche Arbeit, Familie, Frauen und Wirtschaft spezialisieren will. "Wenn es nicht klappt, geht die Welt nicht unter. Ich werde mich dann weiter für die SPD in der Kommunalpolitik engagieren."

Vor Ort intensiver in die Politik einsteigen, das will auch Nicole Specker, die im Wahlkampf von AfD-Anhängern massiv angegriffen und verbal bedroht worden war: "Ich werde mich in Krefeld für die SPD verstärkt einbringen. Wir Demokraten müssen weiterhin die Stirn zeigen. Bei dem Gedanken, dass im Bundestag künftig extrem nationalsozialistische Menschen sitzen, wird mir ganz schlecht." Von einem schweren Tag für die Sozialdemokraten und die Demokratie sprach Fraktionsvorsitzender Benedikt Winzen: "Es gibt neue Mehrheiten im Parlament, die SPD hat vom Wähler einen klaren Oppositionsauftrag erhalten. Die Sozialdemokratie hat die staatspolitische Pflicht, stärkste Oppositionspartei zu sein. Es wäre unverantwortlich, diesen Platzin den kommenden vier Jahren der AfD zu überlassen."

(RP)
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