Krefeld SPD kürt Frank Meyer mit 100 Prozent

Krefeld · In einer kämpferischen Rede kündigte der OB-Kandidat der SPD an, Synergien bei Verwaltung und Stadtentwicklung freizusetzen und den Haushalt bis 2020 zu sanieren. Die Innenstadt will er mit kostenlosem W-Lan versorgen.

 Das Rede-Format ist bekannt vom Bundestagswahlkampf beim Auftritt vom SPD-Spitzenkandidaten Peer Steinbrück: Frank Meyer stand bei seiner Rede nicht hinter einem Pult, sondern mitten unter den kreisförmig angeordneten Zuschauern. Er sprach 45 Minuten frei und wurde danach begeistert gefeiert.

Das Rede-Format ist bekannt vom Bundestagswahlkampf beim Auftritt vom SPD-Spitzenkandidaten Peer Steinbrück: Frank Meyer stand bei seiner Rede nicht hinter einem Pult, sondern mitten unter den kreisförmig angeordneten Zuschauern. Er sprach 45 Minuten frei und wurde danach begeistert gefeiert.

Foto: Thomas lammertz

Mit einem starken Signal der Geschlossenheit hat die SPD am Wochenende den SPD-Vorsitzenden Frank Meyer mit 100 Prozent der Stimmen zum Oberbürgermeisterkandidaten gekürt. Bei 128 abgegebenen Stimmen war eine ungültig, alle anderen entfielen auf Meyer,

ein Traumergebnis. Stehend und mit anhaltendem begeisterten Beifall feierten die Delegierten der Wahlversammlung in der Kufa Meyers dreiviertelstündige programmatische Rede, die der OB-Kandidat der SPD frei und ohne Konzeptzettel gehalten hatte. Das Wahlkampfmotto der SPD-Kampagne lautet "Mensch Meyer".

Meyer kündigte an, als Oberbürgermeister den Haushalt bis 2020 in Ordnung zu bringen. Dazu will Meyer die Entscheidungswege der Verwaltung beschleunigen und Synergien freisetzen, indem Doppelstrukturen entfallen. "Wir können nicht immer bei den Indianern sparen, auch die Häuptlinge müssen mal ran", sagte er. "Es muss nicht auf jeder Entscheidung ein politischer Controletti draufsitzen".

Der andauernden Abwanderung wertvoller industrieller Arbeitsplätze in Krefeld will Meyer durch eine neue Stadtentwicklungsgesellschaft entgegenwirken, in der Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing aufgehen sollen. Krefeld brauche mehr Gewerbeflächen, fordert der SPD-Kandidat. Altflächen sollen schneller aufbereitet und neue Flächen erschlossen werden. Die neu gestaltete Entwicklungsgesellschaft soll sich vorrangig um die Investoren bemühen, die zu den Fachbereichen der Hochschule Niederrhein passen und unter deren 14000 Studierenden sie geeignetes Personal anwerben können. Die Hochschule will Meyer auch zur Beseitigung von Leerständen in der Krefelder City in Stellung bringen: "Diese Lokale könnten mit Hilfe der Stadt Hochschulabgängern als Start-ups angeboten werden. So könnte eine Kreativlandschaft entstehen, wie sie die Alte Samtweberei bereits jetzt bietet."

Meyer erneuerte nicht die früher vorgetragene Kritik an der Ostwallhaltestelle, die die SPD wieder und wieder als Prestige-Projekt von Oberbürgermeister Kathstede bezeichnet hatte - er setzte neue Akzente: "An baulicher Entwicklung haben wir dort genug. Jetzt muss es um die soziale Stärkung des Innenstadtbereiches gehen." Dazu will er kostenloses Internet in der City anbieten. "Krefeld ist nicht so groß, dass man es vom Mond sehen kann, aber groß genug, um als Oberzentrum in die Region auszustrahlen", erklärte Meyer. Damit traf er den Nerv des ebenfalls anwesenden Düsseldorfer Oberbürgermeisters Thomas Geisel. Sollte Meyer gewählt werden, werden beide kreisfreien Städte gemeinsame Modelle entwickeln, um mit dem regionalen Umland gemeinsame Ziele zu verfolgen.

Meyer ging auch auf die hohe Zahl von 2000 Jugendlichen unter den 16 000 Krefelder Arbeitslosen ein. Er verwies auf die letzte Sitzung des Schulausschusses, in der Vertreter der beiden letzten Krefelder Hauptschulen aus ihrem Alltag berichteten. "Das war nicht schön", kommentierte Meyer. Er plant, nicht nur die Gebäude der Krefelder Bildungseinrichtungen stärker zu pflegen, sondern auch viele Jugendliche durch aktives Eingreifen aus schulischen Endlosschleifen in Ausbildungsverhältnisse in der Wirtschaft zu führen. Seinen CDU-Konkurrenten schonte Meyer nicht: "Beinahe wöchentlich ändert mein Konkurrent von der CDU seine Meinung, bis er nun gegen Steuererhöhungen in Krefeld ist." Es sei Aufgabe eines OB-Kandidaten, unterschiedliche Interessen zusammenzuführen. Mit seiner Haltung zum Rheinblick mache der CDU-Kandidat das Gegenteil davon, indem er spalte. "Wer die Hitze nicht verträgt, hat in der Küche nichts zu suchen", so Meyer, der sich selber mit seiner Tätigkeit in der Verwaltung und einem Studium der Verwaltungswissenschaften für den Posten des Verwaltungschefs gut gerüstet sieht.

Der 87-jährige Altbürgermeister Willi Wahl machte Meyer Mut: "Seit 1994 hatte diese Stadt keinen sozialdemokratischen OB. Der Wechsel muss kommen. Drömm, lott jonn."

Die Oberbürgermeisterwahl in Krefeld ist Mitte September. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht, kommt es zu einer Stichwahl.

(oes)
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