"Sounds like Heimat" Ein Lied über Krefeld

Krefeld · "Sounds like Heimat" - ein neues Fernsehformat hat der WDR in Krefeld getestet. Drei Liedermacher besuchen eine Stadt und schreiben ein Lied über sie. Als Gewinner wählte das Publikum die Sängerin Fee aus Witten. Wir finden: Verdient!

 Fee Badenius aus Witten hat im Urteil des Publikums das schönste Lied über Krefeld geschrieben. Der WDR hat den Wettbewerb dokumentiert und ein hübsches Porträt über Krefeld gedreht.

Fee Badenius aus Witten hat im Urteil des Publikums das schönste Lied über Krefeld geschrieben. Der WDR hat den Wettbewerb dokumentiert und ein hübsches Porträt über Krefeld gedreht.

Foto: Badenius

Auf die Suche nach "verborgenen Schönheiten Nordrhein-Westfalens" will der WDR in seiner neuen Sendung "Sounds Like Heimat" gehen. Statt in die großen und beliebten Metropolen zu gehen, sollen Städte gezeigt werden, die gemeinhin nicht als Schönheit gelten, heißt es in der Ankündigung des Formats. Wir müssen also diesen Text mit einem Kommentar beginnen: Denn als Krefelder fragt man sich natürlich, was an unserer Stadt so "verborgen" sein soll. Sie liegt direkt an der A57, von der Landeshauptstadt Düsseldorf aus kann man sie fast sehen. Auch streiten wir ab, dass Krefeld nicht schön sei.

Das war es aber auch schon, was man an Kritik zum neuen WDR-Format formulieren kann: Die Idee, drei Liedermacher durch Krefeld zu schicken und sie ein Lied komponieren zu lassen, war segensreich - und mit Fee Badenius' Lied "Krefeld - eine Annäherung" wählte das Publikum den richtigen Gewinner.

Es ist immer lehrreich, seine Stadt durch die Augen eines anderen zu betrachten. Wir Krefelder sind in Wahrheit doch manchmal betriebsblind für das Schöne unserer Heimatstadt. Der WDR schickte also drei Musiker aus Witten (Fee), Bochum (Dominik Buch) und Frankfurt (Lorelay) nach Krefeld, die die "Stadt wie Samt und Seide" bisher nicht kannten. Lorelay sagt über Krefeld zu Beginn: "Habe ich schon mal gehört, aber ich war noch nie da." Dominik Buch wusste immerhin, dass Krefelder Altbier mit Cola ist. Und Fee sagte: "Darüber weiß ich gar nichts, aber es ist ein schönes Reimwort, da wird mir was einfallen."

Der WDR hat ein authentisches Stadtporträt gedreht. Selbst die Ecken, die gemeinhin als wenig attraktiv gelten, wirken hier großstädtisch, geradezu kiezig.

Fee (29) wird nach Stahldorf geschickt, hat Königshofer in der Nase ("Hier riecht es so nach Bier"), arbeitet sich über den Großmarkt bis nach Hüls vor.

So sehen US-Schüler Krefeld
5 Bilder

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Dominik Buch (27) geht durch die Innenstadt, besucht nachher die Krawattenfabrik Ascot und bekommt dort ein Exemplar geschenkt. Später wird er in seinem Lied die Formulierung "Samt und Seide" verwenden - weil beides doch immer noch irgendwie zu Krefeld gehöre.

Lorelay (29) sieht erst die hässlichen Ecken der Oppumer Straße, fährt dann den Mississipi-Dampfer hoch und staunt, wie schön alles von oben ist.

Zum Ende, nach allen Gesprächen und Stippvisiten in allen Himmelsrichtungen von Krefeld (natürlich nicht allen, bei Facebook beschweren sich die Forstwalder und Linner schon, dass keiner bei ihnen war), komponieren die drei Artisten ihr Lied und tragen es im Südbahnhof vor. Im Publikum steht auch Oberbürgermeister Gregor Kathstede mit Ehefrau Claudia. Lorelay hat, so stellt sich heraus, zwar eine gute Stimme, ihr Lied könnte aber auch von jeder anderen Stadt dieses Landes handeln. Zu beliebig. Dominik Buch und Band haben einen fetzigen Song mit Groove geschrieben - hier stimmt der Text, aber stimmlich überzeugt das nicht. Geradezu liebevoll aber ist es, was Fee Badenius über Krefeld singt, begleitet von Akustikgitarre. Man hat das Gefühl, dass sie durch ihre Reise durch Krefeld die Stadt verstanden hat, das sie wissbegierig war, wie die Krefelder denn so ticken. Ihr gelingen schöne Reime: Das Erste, was ich dachte war, ach was bist Du schön/ wieso habe ich denn nicht früher schon gesehen?/ Habe immer gedacht, hinter dem Rhein, was soll denn da noch sein - außer Holland/ Aber dann tauchte ich in Dich hinein", heißt es im Lied, das natürlich keine Krefeld-Hymne wird, weil es so dezent und schlicht ist. Aber Fee hat Witz: "War gar nicht so leicht, zu Deinem Kern vorzudringen/ Entschuldigung, ist das hier Krefeld, nein, das ist Uerdingen" (lauter Applaus des Publikums). Sie läuft durch die Stadtteile, befragt die Menschen, ob hier Krefeld sei, und die Leute antworten, dass man in Hüls, in Dießem, in Uerdingen sei. Erst wenn die Krefelder in München seien, so weiß Gregor Kathstede im Film zu berichten, würden sie sagen, dass sie aus Krefeld kommen. Fee hat mit dieser Beobachtung einen Teil dessen eingesungen, was Krefeld ausmacht.

Die meisten Besucher votieren schließlich im Südbahnhof für ihren Song. "Krefeld, gefällt mir", heißt es im Refrain - schlicht und richtig!

(RP)
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