Krefeld Sorge um Kunst im öffentlichen Raum

Krefeld · Die Initiativgruppe Stadtkultur fordert Paten für die Kunst, damit Werke wie das Deacon-"Ohr" nicht zerstört werden.

 Ungewöhnliche Perspektive zu einem Kunstwerk, das jeder Krefelder kennt: Das Foto entstand aus der Mitte der Deacon-Skulptur, die Kamera in den Himmel gerichtet.

Ungewöhnliche Perspektive zu einem Kunstwerk, das jeder Krefelder kennt: Das Foto entstand aus der Mitte der Deacon-Skulptur, die Kamera in den Himmel gerichtet.

Foto: Lothar Strücken

Kunst im öffentlichen Raum ist oft Anlass für kontroverse Diskussionen und Streit. Zuletzt bot die Skulptur von Stephan Balkenhol Anlass zur Sorge. Zeit und Witterung hatten der überlebensgroßen Figur auf dem Helios-Klinikgebäude zugesetzt. Aber auch Vandalismus schädigt Kunstwerke, die draußen stehen: Die "Doppelohr"-Skulptur von Richard Deacon auf dem Voltaplatz, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Museum und etliche andere Werke sind regelmäßig Ziel von Farb- und Zerstörungsattacken. Auch wucherndes Grün oder Autoabgase beeinträchtigen die Kunst.

Für die regelmäßige Pflege fühlt sich meist niemand zuständig. "Kunst im öffentlichen Raum braucht Paten", ist deshalb die Forderung der Initiativgruppe Stadtkultur Krefeld. Professor Siegfried Gronert, Vorstand der Gesellschaft für Designgeschichte, Professor Harald Hullmann vom Institut für aktuelle Kunst im Saarland, der Kunsterzieher Thomas Müller und die Künstlerin Monika Nelles haben sich vor vier Jahren zusammengeschlossen, um als Initiative Impulse für die Stadtkultur zu geben und neuralgische Themen anzusprechen. Eine ihrer Ideen, die auch bereits umgesetzt wurde, war die Öffnung des noch leeren Kaiser-Wilhelm-Museums für die Bevölkerung.

Die Gruppe ist in großer Sorge um die Kunst im öffentlichen Raum: "Sie gehört der Stadt - und damit allen Krefeldern", sagt Gronert. Sie zu pflegen und zu erhalten, sei Pflicht. In der Nachbarstadt Mönchengladbach hält das Museum die Patenschaft über die Werke, die in öffentlichen Bereichen aufgestellt sind. Ein Modell, das sich auf Krefeld übertragen lasse. "Es muss jemand zuständig sein, der fachkundig beurteilen kann, was notwendig ist." Doch da beginnt das Problem. Das städtische "Verzeichnis Krefelder Kunstwerke im öffentlichen Raum, sortiert nach Straßen" weist rund 250 Posten auf. Allerdings ist es auf dem Stand von 1998. Seither ist es nicht aktualisiert worden.

Die Dokumentation und Katalogisierung ist dringend nötig. "Wir müssen wissen, in welchem Zustand die jeweilige Kunst ist", sagt Hullmann. Er wünscht sich eine wissenschaftliche Aufarbeitung, verbunden mit einer Broschüre zu den Werken, die den Sinn der Krefelder für ihre Kunstschätze schärfen soll. Die Finanzierung von Wartung, Reinigung und Reparatur dürfe dabei nicht am Museum hängen. Denn Kooperationen und Partnerschaften haben auch in Krefeld gezeigt, wie das Modell funktionieren kann: Die Luther-Linsen werden in Kooperationen mit Schulklassen regelmäßig gereinigt, die Entfernung der Graffiti an der Deacon-Skulptur im vergangenen Herbst hatte Bezirksvertreterin Gisela Brendle-Vierke angeregt und die Sparkassen-Kulturstiftung bezahlt.

"Building from the Inside" - von den Krefeldern "Das Ohr " genannt - steht seit 1991 auf dem Voltaplatz. Richard Deacon (Jahrgang 1949) gehört zu den wichtigen Vertretern zeitgenössischer Bildhauerei aus England. Würde man das "Ohr" bei Dunkelheit anleuchten, wäre es als Kunstwerk klarer erkennbar, und das würde auch Schmierfinken abhalten, vermuten die Initiatoren.

(RP)
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