Krefeld So arbeitet Krefeld: 65 65-Sekunden-Spots

Krefeld · Aktion im Rahmen des Krefelder Perspektivwechsels: Im "Produkthaus" am Albrechtplatz gibt's eine ungewöhnliche Videoinstallation..

 Auf Flachbildschirmen laufen die 65-Sekunden-Spots. Über die roten Kopfhörer können Besucher hören, was die Menschen, die in Krefeld leben und arbeiten, zu erzählen haben.

Auf Flachbildschirmen laufen die 65-Sekunden-Spots. Über die roten Kopfhörer können Besucher hören, was die Menschen, die in Krefeld leben und arbeiten, zu erzählen haben.

Foto: bk

Medien, wohin man schaut. 17 Flachbildschirme hängen an den Wänden. Ihre bewegten Bilder erzeugen eine flirrende Vielfalt, tauchen den dunklen Wohnraum in diffuses Licht. Auf den Mattscheiben sind Menschen zu sehen. Sie reden. Was sie sagen, bleibt dem flüchtigen Betrachter verborgen. Nur wer sich die Mühe macht, einen der roten Kopfhörer aufzusetzen, wird ihre Geschichten hören. Und erkennen, dass alle 65 Personen aus ihrem Berufsleben berichten. Das Besondere: Sie haben dafür nur 65 Sekunden Zeit.

"Krefeld 65.0" heißt die Videoinstallation, die zurzeit im Krefelder Produkthaus am Albrechtplatz 15 zu sehen ist. Mit der Präsentation möchte Uli Cloos, Leiter des Fachbereichs Marketing und Stadtentwicklung, den Krefeldern zeigen, welche Innovationsstärke aus ihrer Heimatstadt hervorgeht. Oder eben auch, was Krefelder so antreibt, kurz und knackig erzählt in 65 Sekunden.

Peter Winkmann ist einer, der erzählt. Er ist im Schatten der Linner Burg groß geworden. Heute ist er ihr Hausmeister, ist täglich dort, wo Geschichte geschrieben worden ist. Und sagt: "Für mich ist morgens früh der erste Rundgang durch die Burg, wenn noch kein anderer da ist, der schönste Moment des Tages."

Perspektivwechsel. Zu sehen ist ein strahlendes Lächeln. Es gehört Chiara Reski. Sie ist Mitarbeiterin der Mediothek. "Ich mag es, in Bücherwelten abzutauchen", sagt sie. Und man kann sich gut vorstellen, mit wie viel Freude sie ihren Kunden Lesestoff schmackhaft macht, mit ihnen schmökert und philosophiert.

Perspektivwechsel. Ein junger Mann steht an einem Grab. Es könnte ein trauriger Augenblick sein. Ist es aber nicht. Für Nico Minas ist der Friedhof ein großer Park oder auch ein wunderschöner Arbeitsplatz. Nico Minas ist Friedhofsgärtner. Er liebt die frische Luft und das viele Grün. Und dann sagt er: "Gedanken mache ich mir schon, wie ich mal sterben möchte."

Perspektivwechsel. Auch dieser Mann ist gerne draußen unterwegs, bevorzugt auf dem Rad. Uwe Burbach war früher Radprofi. Hat allen gezeigt, dass "man mit Energie ganz viel erreichen" kann. Heute führt er ein Radgeschäft. Eine neue Herausforderung. Burbachs Ziel: Menschen fürs Radfahren zu begeistern.

Perspektivwechsel. Ein Mann, braune Locken, legeres Auftreten. Hubert Smyrek hat einen guten Riecher. Er ist einer von 600 Parfümeuren weltweit, sagt er. Statt der Riechorgel von früher nutze er heute den Computer. Sein bekanntester Duft: das Waschmittel "Spee".

Perspektivwechsel. Linda Böhmer macht ein Duales Studium bei der Stadt Krefeld, "weil ich auch arbeiten möchte, nicht nur studieren". Und das Studium werde bezahlt, was natürlich auch ein großer Vorteil sei. Linda Böhmer hat sich für den für sie richtigen Weg entschieden. "Die Arbeit mit Menschen macht Spaß". Perspektivwechsel. Funken sprühen. Eishockeyschlittschuhe bekommen einen neuen Schliff. Christian Menningen ist dort, wo viele Fans sein wollen. Ganz nah dran an den Eishockey-Spielern des KEV. Als Zeugwart oder auch neu-deutsch Equipment-Manager kümmert er sich um die Ausrüstung der Profis. Und ist auch bei den Spielen dabei. Mit ganzem Herzen. "Das ist Adrenalin pur!"

Perspektivwechsel. "Bier ist vielseitig zu genießen" und "Bier ist ein wirklich tolles Getränk", schwärmt Georg Schroers und verrät auch gleich, was der beste Durstlöscher nach gewissen Sportarten ist und was am besten zu Gegrilltem passt. Wie gut, dass dieser ausgesprochene Bier-Liebhaber nicht nur Braumeister geworden ist, sondern auch noch in Krefeld lebt, wie er sagt, einer ausgesprochenen Bier-Hochburg. Perspektivwechsel. Farbenfrohe Geschäftsräume, ein junger, smarter Typ. Kein Anzugträger, eher der Typ Jurastudent. Jens Leenen arbeitet in der Auszubildenden-Geschäftsstelle der Sparkasse. Was ihn antreibt? Nein, das Geld ist es nicht. "Mir gefällt es, junge Leute zu begleiten. Schließlich bin ich selber auch noch jung." Perspektivwechsel. Alicia Kramer ist ebenfalls jung. Und sie hat ein Ziel: Stadtinspektorin. "Ich wollte schnell verbeamtet werden, wollte die berufliche Sicherheit haben, aber trotzdem keinen Stillstand erleben." Bei der Stadt Krefeld haben sich all ihre Berufswünsche erfüllt und Alicia Kramer ist sich sicher: "Ich habe die richtige Entscheidung getroffen."

Perspektivwechsel folgt auf Perspektivwechsel. 65 Sekunden lang. Was alle Beiträge eint: die Begeisterung für die berufliche Tätigkeit, sei es im Zoo, im Autohaus, als Drucker, Ausstellungs- oder Veranstaltungstechniker. Der Betrachter ahnt: Es ist nicht wichtig, was du tust, sondern, dass du das, was du tust, mit Hingabe machst. Und es ist gut, dass es für die vielen verschiedenen Berufe in Krefeld die passenden Menschen gibt.

Wer dann noch wissen möchte, wie innovativ einige dieser Menschen in dem sind, was sie tun, der sollte weiter gehen, und sich mit der Lupe die Patente von Krefelds klugen Köpfen durchlesen. Ohne Lupe geht es kaum, denn es sind viele, rund 7000, die dort dicht an dicht geschrieben stehen. 7000 mal "made in Krefeld" - das macht Lust auf mehr.

Die große Erdgeschosswohnung des privaten Wohnhauses am Albrechtplatz 15 ist noch bis zum 21. Mai eine Zentrale für Ideen und Erzeugnisse "made in Krefeld". In dieser Zeit können Interessierte dort vielfältige Veranstaltungen mit abwechslungsreichem Programmangebot verfolgen oder sich an den Samstagen und Donnerstagen (von 14 bis 18 Uhr) einfach und ohne Voranmeldung die Räume und die dort regelmäßig gezeigten Installationen ansehen. Zum Projekt gibt es Infos unter www.krefelder-perspektivwechsel.de/projekt/krefelder-produkthaus-made-in-krefeld.

(RP)
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