Krefeld Siempelkamp erledigt größten Rückbau der US-Atomgeschichte

Krefeld · Das Krefelder Unternehmen hat die Leistungsfähigkeit seines Spezialverfahrens unter Beweise gestellt. Jetzt soll es noch bei weiteren in den USA verbauten Reaktordruckbehältern angewendet werden.

 Das erste Stutzenteil ist auf dem Weg zur Verpackung in die Abschirmbox gegen die radioaktive Strahlung.

Das erste Stutzenteil ist auf dem Weg zur Verpackung in die Abschirmbox gegen die radioaktive Strahlung.

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Die Krefelder Kerntechnikexperten von Siempelkamp haben den größten Rückbau der US-amerikanischen Atomindustrie erledigt. Das teilte das Unternehmen aus dem Inrath gestern offiziell mit. Siempelkamp verfügt über einen Pool von mehr als 100 Spezialisten, die nach der Energiewende und dem damit verbundenen Rückzug Siempelkamps aus dem Reaktorbau im Unternehmen für neue Aufgaben zur Verfügung stehen - und die bestehen unter anderem im Rückbau der radioaktiv verstrahlten Kraftwerke und deren Bauteile weltweit. Potenzial ist ausreichend vorhanden: Aktuell ist vor allem die Abschaltung der Schrottreaktoren in Belgien an der deutschen Grenze in der öffentlichen Diskussion.

Im Kernkraftwerk Zion in Illinois im mittleren Westen der USA wurde jetzt zum zweiten Mal ein 350 Tonnen schwerer Reaktordruckbehälter im Kraftwerk angehoben, in einer Rekordzeit zerschnitten und anschließend fachgerecht entsorgt. Ein zentrales Element eines Kernkraftwerks ist der Reaktordruckbehälter mit dem Reaktorkern. Der Behälter verhindert das Austreten von Radioaktivität und ist üblicherweise über Jahrzehnte hinweg der Strahlung ausgesetzt. Dementsprechend gelten dort bei den Arbeiten die höchsten Sicherheitsvorkehrungen für die Beschäftigten und die Umwelt.

 Ein Spezialist von Siempelkamp prüft vor dem Einsatz die Funktion des Brennschneidmasts.

Ein Spezialist von Siempelkamp prüft vor dem Einsatz die Funktion des Brennschneidmasts.

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Mit dem Verfahren der thermischen Zerlegung realisierten die Krefelder Spezialisten ein Pilotprojekt für die Vereinigten Staaten. Die Siempelkamp-Kerntechniker wendeten dieses Verfahren in den USA zum ersten Mal an - eine Premiere. "Wir beherrschen dieses Verfahren optimal und können sämtliche Schritte exakt planen und umsetzen. Bei einem Projekt wie diesem muss gewährleistet sein, dass jederzeit die Sicherheit oberste Priorität hat und eine Verbreitung von gefährlichen und langwierigen Kontaminationen verhindert wird", betont Hans Fechner, Sprecher der Geschäftsführung der Siempelkamp-Gruppe.

Das eigentliche Zerlegen sei eine Kunst und ein Balanceakt gleichermaßen. Ein Reaktordruckbehälter wiege etwa 350 Tonnen. Entfernte man einfach einzelne Teile nacheinander, würde das Behältnis unweigerlich instabil, erklärte Fechner. "Unsere Lösung besteht darin, durch eine besondere Form der Schnittführung dafür zu sorgen, dass die Einzelteile zunächst miteinander verbunden bleiben. So erhalten wir die Stabilität und erreichen zusätzlich, dass 99 Prozent der beim Schneiden entstehenden Schlacke im Behälter gehalten wird", erklärt Fechner. Nach der finalen Trennung wurden die Einzelteile schließlich von einem speziellen Hebesystem aufgenommen und behutsam in dafür vorgesehene Abschirmboxen zur Entsorgung verstaut.

In der Firmenzeitschrift des Kunden Zion Solutions wurde das Projektergebnis wie folgt beschrieben: "Die Stilllegung von zwei großen Reaktoren (Einbauten und Behälter) wurde in den Vereinigten Staaten noch nie durchgeführt. Die Leistung von Siempelkamp bei diesem wichtigen Projekt war außergewöhnlich." Die Arbeiten von Siempelkamp in Zion sind nun beendet. Das Verfahren soll jedoch noch auf weitere in den USA verbaute Reaktordruckbehälter angewendet werden.

(RP)
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