Krefeld Siemens liefert ersten Zug für London aus

Krefeld · Siemens blickt aufs Tagesgeschäft und hat den ersten in Krefeld hergestellten Zug des Thameslink-Auftrags nach London überführt. Der Großauftrag hat ein Volumen von 1,8 Milliarden Euro und soll bis 2018 abgeschlossen sein.

 Siemens hat die Ankunft des ersten Thameslink-Zuges "made by Krefeld" in London festgehalten.

Siemens hat die Ankunft des ersten Thameslink-Zuges "made by Krefeld" in London festgehalten.

Foto: Siemens

Das Tagesgeschäft des Krefelder Siemens-Werks ist derzeit etwas in den Hintergrund getreten. Die Zukunft der Siemens Zugsparte bestimmt im Moment die Diskussion. In Anbetracht der Fusion der chinesischen Konkurrenz zu einem großen Staatsbetrieb ist von einem "europäischen Champion" als Gegenwicht die Rede. Spekuliert wird viel: Siemens hat die Gerüchteküche mit seinem Angebot im Alstom-Poker selbst befeuert. Vor einem Jahr hat Siemens die Energiesparte des Franzosen kaufen wollen und die eigene Zug-Herstellung offenbar als Dreingabe angeboten.

Angeblich strecken die Verantwortlichen der europäischen Zug-Produzenten derzeit ihre Fühler in alle Richtungen aus. Siemens, Bombardier, Alstom - die Namen fallen regelmäßig. Ebenso regelmäßig kommen die Reaktionen der Betroffenen: dementieren, relativieren und ignorieren, so scheint es, ist die Maxime in den Chefetagen. Schließlich kann jedes Gerücht geeignet sein, die Börsenkurse zu beeinflussen und Verhandlungen zu erschweren.

In dieser unternehmenspolitischen Gemengelage meldet Siemens nun, dass der erste in Krefeld gebaute Desiro City in Großbritannien im neuen Depot Three Bridges in West Sussex angekommen ist. Die Regionaltriebzüge der britischen Klasse 700 sollen auf den Thameslink-Strecken im Großraum London den Fahrkomfort für die Fahrgäste deutlich steigern. Auf den viel befahrenen Pendlerstrecken in Richtung Südosten des Landes werden sie für die dringend benötigten zusätzlichen Kapazitäten sorgen. Der Fahrgastbetrieb ist für das Jahr 2016 geplant. Der letzte, der 1140 Wagen für 1,8 Milliarden Euro soll 2018 ausgeliefert werden.

Siemens startet nun zusammen mit dem Betreiber Govia Thameslink Railway (GTR) ein umfangreiches Testprogramm, bevor der Zug ab Frühjahr 2016 auf den Thameslink-Strecken zwischen Bedford und Brighton und später dann auf Strecken von und nach Cambridge und Peterborough sowie auch zu anderen Zielbahnhöfen in Kent und Sussex unterwegs sein wird.

"Wir investieren eine Rekordsumme in den Aufbau eines erstklassigen Bahnnetzes, das mehr Plätze, mehr Service und besseres Reisen ermöglicht. Die Klasse 700 wird das Reisen mit dem Zug für die Kunden verändern und zahlreiche Arbeitsplätze in Großbritannien schaffen sowie unsere Wirtschaft spürbar ankurbeln. Die Ankunft des ersten Zuges ist ein großer Schritt vorwärts für das staatlich geförderte Thameslink-Programm, das tausende Arbeitsplätze im gesamten Land schafft und ein wesentlicher Teil unseres langfristigen Wirtschaftsplans ist. Ich freue mich darauf, wenn diese geräumigen neuen Züge im Frühjahr nächsten Jahres quer durch London und im Südosten pünktlich den Betrieb aufnehmen. Sie werden dafür sorgen, dass Millionen Passagiere schneller, zuverlässiger und komfortabler reisen können", sagte die britische Verkehrsministerin Claire Perry.

Die Züge verfügen über eine intelligente Klimatechnik, breite Türen und durchgehende Wagen, die das Ein- und Aussteigen sowie das Fahrerlebnis insgesamt für die Fahrgäste deutlich angenehmer machen. Anlässlich der Ankunft der neuen Züge sagte Keith Wallace, Thameslink Programme Director von GTR: "Die neuen Züge der Klasse 700 bringen für unsere Fahrgäste zahlreiche Verbesserungen mit sich - es fahren häufiger Züge, die zudem länger sind, die Kapazitäten werden damit deutlich ausgebaut, das Ein- und Aussteigen wird einfacher, das Informationssystem an Bord wird optimiert und die Fahrgäste profitieren insgesamt von einer angenehmeren Atmosphäre. Wir freuen uns schon darauf, unsere Fahrgäste ab dem kommenden Frühjahr in den Genuss dieser Vorzüge kommen zu lassen."

(RP)
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