Krefeld Siebenstimmiges Ave Maria war Höhepunkt in Liebfrauen

Krefeld · Das Vokalensemble St. Dionysius trug die großen Motetten von Johannes Brahms und Anton Bruckner vor.

 Das Publikum lauschte im Mittelschiff der Liebfrauen-Kirche.

Das Publikum lauschte im Mittelschiff der Liebfrauen-Kirche.

Foto: TL

Einer enormen Herausforderung stellte sich das Vokalensemble St. Dionysius Krefeld anlässlich seines 20. Geburtstages. Den aufmerksam lauschenden Zuhörern, die das ausladende Mittelschiff der Kirche Liebfrauen (am Itter-Platz) füllten, präsentierten die 28 Sängerinnen und Sänger die großen Motetten von Johannes Brahms und Anton Bruckner. Dirigent Andreas Cavelius, der aufmunternd und chordienlich leitete, hatte seine Vokalisten hervorragend geschult und auf ein bedingungslos homogenes, selbst in den oberen Stärkegraden niemals forciertes Klangbild eingeschworen, bei dem es offenbar immer noch Reserven gab. So wirkten alle Stimmen licht, intonationsrein und klangschön - sowohl einzeln als auch im Zusammengehen.

Dass bei den Brahms - Motetten, die sich an den großen Werken dieses Typus von Johann Sebastian Bach orientieren und als ein Höhepunkt der Chormusikgeschichte gelten, dennoch nicht immer alles zum Besten stand, lag einzig und allein an den immensen Schwierigkeiten der bis in die Achtstimmigkeit ausgedehnten Kompositionen. Da gab es zum Beispiel im letzten Chorwerk, das Brahms schrieb - "Wenn wir in höchsten Nöten sein" aus op.110 (nicht op.10, wie im Programm vermerkt) - schon mal diverse Unsicherheiten, die aber geschickt aufgefangen wurden. Oder die ergreifende Motette "Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen" aus op.74: Hier vermisste man die dichte Ausdrucksmelodik und eine wirkungsvolle dramatische Ausformung.

Als nach einer kurzen Verschnaufpause das Vokalensemble sich anschickte, die berühmten (und von vielen Chören gefürchteten) sechs Motetten von Anton Bruckner zu gestalten, meinte man, einen anderen Chor zu hören. Völlig entspannt, die vorgenannten Tugenden selbstverständlich mit einbeziehend, erklangen die großartigen, einer herberen und komplizierteren Harmonik verpflichteten Tongemälde in makelloser Klangpracht. Obwohl auch Bruckner bis zur Achtstimmigkeit ausreizt ("Os justi") schien das den hoch motivierten und nun viel selbstverständlicher agierenden Choristen keinerlei Mühe zu machen. Bereits das im Mittelteil harmonisch äußerst diffizile "Locus iste" gelang ohne Tadel, die chromatischen Modulationen im "Virga Jesse" brachten die Vokalisten mitnichten ins Wanken, und der Gesang aus der Gründonnerstagsliturgie "Christus factus est pro nobis" (übersetzt "Christus ist für uns gestorben") ging wahrlich unter die Haut.

Doch kompositorischer und interpretatorischer Höhepunkt war das siebenstimmige "Ave Maria", das zum Dank für den reichen Schlussbeifall noch ein zweites Mal erklang.

(RP)
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