Krefeld Sieben Fälle von Masern bisher in 2015

Krefeld · Hermann Schulte-Wissermann, ehemaliger Leiter der Helios Kinderklinik, betont die Wichtigkeit des Impfens.

Hermann Schulte-Wissermann, früher Leiter der Helios Kinderklinik.

Hermann Schulte-Wissermann, früher Leiter der Helios Kinderklinik.

Foto: T. L.

Insgesamt sieben Fälle von Masern sind der Stadtverwaltung laut Pressesprecherin Angelika Peters gemeldet worden. Im Vergleich zu anderen Städten ist dies aktuell nur eine geringe Quote. Grund für das geringe Auftreten ist die hohe Durchimpfung der Krefelder Bevölkerung; nach Angaben des Gesundheitsamtes liegt sie bei über 90 Prozent. Ein Wert, mit dem sich auch Professor Dr. Hermann Schulte-Wissermann, ehemaliger Leiter der Helios Kinderklinik, zufrieden zeigt. "Schon bei einer Durchimpfung von 85 Prozent sagen wir, es gibt kein Masernfutter. Für Krefeld sehe ich keine Gefahr einer Epidemie."

Was in Krefeld laut Schulte-Wissermann als positives Ergebnis einer klug durchgeführten und engagierten Impfaufklärung zu werten ist, funktioniert nicht überall. Bereits im Jahr 2000 warnte der Mediziner vor einer landesweit schwindenden Impfmotivation und zu großen Impflücken in der Bevölkerung. Seit langem besteht seiner Auffassung nach gesundheitspolitischer Handlungsbedarf.

Aufgerüttelt durch den Tod eines Kleinkindes und angesichts weiter steigender Masernerkrankungen in Berlin berät nun der Bundestag in Kürze über ein neues Präventionsgesetz. Festgeschrieben werden soll, dass Eltern bei Aufnahme ihres Kindes in die Kita einen Nachweis über eine ärztliche Impfberatung vorlegen müssen. Schulte-Wissermann geht diese Maßnahme nicht weit genug. "Gesetzlich vorgeschriebene Impfberatung ist zu wenig" überschrieb der Mediziner und Chefredakteur daher sein aktuelles Vorwort in der im deutschsprachigen Raum erscheinenden Fachzeitschrift "Kinderkrankenschwester".

In einem Gespräch erläuterte er seinen Standpunkt. "In unseren Breiten sind viele Krankheiten aufgrund einer hohen Durchimpfung der Bevölkerung selten geworden. Gerade der Erfolg der Impfung ließ vergessen, dass die Masern eine ernste Krankheit mit häufig schweren Komplikationen sind." Dazu gehört neben Kehlkopf, Mittelohr- und Lungenentzündung die SSPE (Subakute sklerosierende Panenzephalitis).

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Sie gilt als die gefürchtete Spätfolge der Masernerkrankung, befällt das Gehirn und setzt zumeist vier bis zehn Jahre nach der Maserninfektion ein. In vier Stadien verlaufend (Persönlichkeitsveränderungen, Krampfanfälle, Demenz, Teilnahmslosigkeit bis Wachkoma) führt die Krankheit nach ein bis drei Jahren zum Tod. Gefährdet sind besonders Kinder, die in ihrem ersten Lebensjahr an Masern erkrankt waren, und damit noch zu jung für eine Impfung; sie ist erst nach dem elften Lebensmonat möglich.

Weil nur eine Eliminierung der Masern diese Kinder schützen kann, appelliert Schulte-Wissermann dringend an die Eltern. "Impfen ist keine individuelle sondern eine gesellschaftliche Entscheidung. Säuglinge, Kleinkinder und nicht impffähige Personen können nur bei guter Durchimpfung der Bevölkerung vom sogenannten Kohortenschutz profitieren."

(frie)
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