Krefeld Sicheres Wohnen in eigenen vier Wänden

Krefeld · Der städtische Fachbereich "Soziales, Senioren und Wohnen" will Senioren zu Sicherheit in ihrer Wohnung verhelfen. Dazu können auch Umbauten gehören. Die Finanzierung kann bei notwendigen Maßnahmen über die Pflegekasse laufen.

 Wohnberaterin Simone Voß mit der 84-jährige Inge Model: Die Seniorin konnte die Rollläden in ihrer Wohnung nicht mehr aus eigener Kraft hochziehen. Nach Einbau der elektrischen Alternative ist das Problem behoben.

Wohnberaterin Simone Voß mit der 84-jährige Inge Model: Die Seniorin konnte die Rollläden in ihrer Wohnung nicht mehr aus eigener Kraft hochziehen. Nach Einbau der elektrischen Alternative ist das Problem behoben.

Foto: Thomas lammertz

Inge Model bezeichnet sich selbst als "alte, zufriedene Rentnerin". Mit 84 Jahren funktioniert aber nicht mehr alles so leicht, wie sie es gewohnt war. So fiel es ihr Anfang des Jahres zunehmend schwerer, in ihrer Wohnung an der Thywissenstraße die Rollläden hochzuziehen. "Das Runterlassen ist kein Problem, da lass ich die einfach fallen. Aber beim Hochziehen machen meine Arme nicht mehr mit.", erzählt sie von ihrem Problem.

Also informierte die Rollstuhlfahrerin ihre Pflegekasse, die wiederum Kontakt zur Wohnberatung der Stadt Krefeld aufnahm. Kurz darauf bekam sie Besuch von Simone Voß, die bei der Wohnberatung im Fachbereich "Soziales, Senioren und Wohnen" für die Stadt tätig ist. Zwei Monate später wurden die alten Rollläden durch eine elektrische Alternative ersetzt.

Bei ihrer Beratung unterscheidet die Wohnberatung zwischen präventiver und akuter Beratung. In beiden Fällen bleibt die Beratung selbst kostenlos. Eine Finanzierungsübernahme für den Umbau kann allerdings nur bei der akuten Beratung erfolgen, die Menschen mit Pflegegrad vorbehalten ist - wie im Fall von Frau Modell. Es gibt darüber hinaus eine Reihe anderer Finanzierungshilfen verschiedener Träger, die von der Beratungsstelle angeboten werden.

Zu Beginn führte die Seniorin Simone Voß einmal quer durch ihre Wohnung. "Bei dieser Gelegenheit lasse ich mir Gefahrenquellen zeigen und erstelle dann eine Mängelliste aus dem, was mir selbst aufgefallen ist.", erklärt die Beraterin das Prozedere. Dabei gibt es in der Regel klassische Anforderungen: Rutschfeste Böden, ebenerdige Duschen, Handläufe (bzw. Haltegriffe) oder Treppenlifte können den Alltag vieler Senioren erleichtern und Risiken - wie akute Sturzgefahr - minimieren. Badewannen und Duschen stehen im besonderen Fokus der Beratungsstelle.

Oft bedarf es zur Umsetzung bauliche Veränderungen, was nicht immer unproblematisch ist, wie das Beispiel von Inge Model zeigt: "Ich weiß ja nicht, wie viele Jahre mir noch bleiben. Da will ich in meiner Wohnung keine Baustelle mehr haben", sagt sie. Letzten Endes entscheiden die Betroffenen natürlich selbst, welche Mängel behoben werden sollen und was beibehalten wird. "Wir respektieren ihre Privatsphäre und geben erstmal nur Tipps. Über die Umsetzung entscheidet dann jeder selbst.", sagt Simone Voß. Von ihren alten Orientteppichen, die den Boden der gesamten Wohnung bedecken, wollte sich die Rentnerin trotz Rutschgefahr nicht trennen.

Wenn die Beratung die zu behebenden Mängel abgeklärt hat, erstellt Simone Voß einen Kostenvoranschlag für die Senioren und ein Gutachten für die Pflegekasse. Die Zusammenarbeit funktioniere in der Regel gut, nur in seltenen Fällen entscheide sich die Pflegekasse, eigne Gutachter einzuschalten. Bei positiver Prüfung der Kasse kann ein Betrag von bis zu 4000 Euro erstattet werden. Vor der Erstattung des Betrages kommen Simone Voß und ihre Kollegen noch mal vorbei, um die vorgenommenen Änderungen zu überprüfen. Die Kosten werden jeweils zur Hälfte von der Pflegekasse und der Stadt getragen.

Nordrhein-Westfalen ist derzeit das einzige Bundesland mit einer geförderten Wohnberatung. Insgesamt gibt es über 90 Einrichtungen, die seit 1999 in der Landesarbeitsgemeinschaft NRW zusammengefasst sind. In Krefeld startete das Projekt 1997 als Modellversuch und hat sich mittlerweile als fester Bestandteil des städtischen Angebots bewährt.

Inge Model hat sich nun vorgenommen, auch außerhalb ihrer vier Wände aktiv zu werden, und lud Oberbürgermeister Frank Meyer zum Spaziergang durch das Viertel im Krefelder Süden ein. Ihr Ansinnen: Jetzt soll auch der öffentliche Straßenraum für Rollstuhlfahrer und Nutzer von Rollatoren barrierefrei werden.

(RP)
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