Krefeld Seidenweberhaus: Warum weiter geprüft wird

Krefeld · Helmtrud Köhren-Jansen, Leiterin der Abteilung Inventarisation beim LVR-Amt für Denkmalpflege, hat am Mittwoch erklärt, warum es bei der Prüfung der Denkmalwürdigkeit des Seidenweberhauses weitere Verzögerungen gibt. "Bedauerlicherweise liegt das endgültige Ergebnis der Prüfung des Denkmalwerts noch nicht vor", räumte Köhren-Jansen auf Anfrage ein.

Als Hauptgrund nannte sie, dass anders als bei älteren Gebäuden, bei denen die Maßstäbe zur Beurteilung des Denkmalwerts längst festgelegt sind, die Bewertungsmaßstäbe bei der Einschätzung jüngerer Bauten wie des Seidenweberhauses vielfach erst noch erarbeitet werden müssen. "Es handelt sich um eine Grundlagenforschung, die für die 1970er Jahre bundesweit noch nicht abgeschlossen ist."

Aus den 1970er Jahren stünden bislang nur relativ wenige Gebäude unter Schutz. Dazu zählten beispielsweise im Rheinland das Kármán-Auditorium in Aachen (Architektengemeinschaft Wetzel und Volkamer aus Düsseldorf), das Keramion von Peter Neufert in Frechen oder auch das Einfamilienhaus von Heinz Bienefeld, das dieser in Krefeld für seine Schwester errichtet hat. "Es handelt sich bei diesen Bauten um herausragende Architekturen, deren Denkmalwert offenkundig und unstrittig ist." Der Sachverhalt des Seidenweberhauses sei komplexer. "Um das Gebäude seriös beurteilen zu können, bedarf es einer detaillierten Analyse, die leider noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird." Sie verweist auf das Denkmalschutzgesetz NRW. Dieses sehe vor, dass ein Denkmal bedeutend für die Geschichte des Menschen, die Städte und Siedlungen und/oder die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse sein muss. Mindestens einer dieser Punkte muss für das Seidenweberhaus in Frage kommen. Für die Erhaltung und Nutzung müssten künstlerische, wissenschaftliche, insbesondere architekturgeschichtliche, ortsgeschichtliche, volkskundliche und/oder städtebauliche Gründe vorliegen. "Die Begründung des Denkmalwerts muss dementsprechend sorgfältig vorgenommen werden und auch gerichtsfest sein", sagt Helmtrud Köhren-Jansen.

Die Stadt geht derzeit nicht davon aus, dass beim Seidenweberhaus Denkmalwürdigkeit besteht.

(RP)
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