Krefeld Seidenkleider für eine "Militär-Puppe"

Krefeld · Im Textilmuseum eröffnet am Sonntag die Sonderausstellung "Silk Now", ein Projekt aller Studiengänge der AMD Akademie Mode und Design in Kooperation mit dem Deutschen Textilmuseum.

 Max Tautorus hat sich für sein Modell "Military Doll" vom Trenchcoat inspirieren lassen. Der Student zeigt seine Militär-Puppe im Textilmuseum.

Max Tautorus hat sich für sein Modell "Military Doll" vom Trenchcoat inspirieren lassen. Der Student zeigt seine Militär-Puppe im Textilmuseum.

Foto: T. lammertz

Es ist eine Talentschau junger Mode- und Designstudenten. Die Studenten der Düsseldorfer Hochschule gehen fächerübergreifend der Anziehungskraft und Bedeutung von Seide im heutigen Kontext nach. Ab Sonntag sind ihre Ergebnisse in der Ausstellung "Silk Now" im Deutschen Textilmuseum zu sehen.

Für die Lehrenden und Studierenden der Düsseldorfer AMD ist "Silk Now" vor allem ein Gemeinschaftsprojekt. Zum ersten Mal haben die vier Studienbereiche Mode- und Designmanagement, Modedesign, Marken- und Kommunikationsdesign sowie Modejournalismus zusammengearbeitet. "Dieses Praxisprojekt soll die Studenten auf die Berufswelt vorbereiten" erläutert Alexandra Luig, Dekanin der AMD. Von viel Arbeit und einigen schlaflosen Nächten berichten Louisa, Patricia und Klaus, sie sind Studierende des Studiengangs Marken- und Kommunikationsdesign und glückliche Gewinnergruppe eines fachinternen Wettbewerbs, den ihr Dozent Ralf Lobeck im Vorfeld der Ausstellungskonzeption veranstaltet hat. Ihre Gruppe überzeugte mit der besten Idee und gibt der Ausstellung ihr grafisches und typografisches Gesicht, sowohl nach außen in Form von Flyern, Plakaten und Fahnen, als auch nach innen in die Ausgestaltung der Ausstellung.

Das Spiel mit Kontrasten spiegelt sich nicht nur in der grafischen Gestaltung der Ausstellung wider. Hingucker sind die ausgewählten Designentwürfe der Studenten. Im Foyer des Museums stehen acht Figurinen hinter Glas. "Die Aufgabenstellung", erklärt Ines Majowski, Dozentin für Modedesign, hieß Formfindung Kleid. Der Besucher sieht acht sehr unterschiedliche Entwürfe aus Seide für die moderne und selbstbewusste Frau.

Die ungewöhnlichste Interpretation ist Max Tautorus mit "Military Doll" gelungen. Er zeigt ein figurbetontes Kleid aus heller Seide, das vom Trenchcoat inspiriert ist. Kragen und aufgesetzte Taschen lassen Rückschlüsse auf den Klassiker unter den Herrenmänteln ziehen, verbunden mit einem tiefen Rückenausschnitt und seitlichen Reißverschlüssen an den Ärmeln wird der strenge Militärmantel zum lasziven Abendkleid.

Elemente der klassischen Haute-Couture-Schneiderei finden sich bei Kimberly Zhang: Die üppige Taillenschleife ist beim Modell "Rose Reverie" ans Dekolleté gerutscht. Zhangs Entwurf ist eine Liebeserklärung an die Rose: Das Kleid soll der Trägerin eine Rosenanmut verleihen, die nicht verwelken kann.

Ein weiterer Bereich der Ausstellung blickt auf die heutigen Seidenproduktionsstätten in Europa. Auf einer abstrakten Europakarte sind die heute noch aktiv betriebenen Seidenmanufakturen eingezeichnet: insgesamt 51 Produktions- und Veredelungsstandorte, die, wie Uta-Christiane Bergemann, Mode- und Textilhistorikerin und Ideengeberin der Ausstellung, berichtet, ein sehr heterogenes Bild abgeben. Eine allgemeine Publikation zu Europas führenden Seidenmanufakturen gibt es nicht, so Bergemann. Also haben die Studenten hier echte Pionierarbeit geleistet und umfangreiche Interviews mit Protagonisten der Seidenproduktion geführt, ebenfalls in der Ausstellung nachzulesen und zu hören. "Silk Now" blickt auch auf das Fortleben der Krefelder Seidentradition heute und stellt Firmen wie Schäfer & te Neues vor, die 1875 von Wilhelm te Neues und Fritz Rescher gegründet wurde. Heute ist Schäfer & te Neues mit 20 Mitarbeitern die letzte von ehemals fünf hochwertigen Jacquardwebereien in Krefeld.

"Silk Now" ist zu sehen vom 17. Juli bis zum 28. September im Textilmuseum

(RP)
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