Krefeld Schottisches Flair am Niederrhein

Krefeld · Die "Highlander vom Niederrhein" sind starke Jungs und Mädels. Sie haben diese Art von Kraftsport in Deutschland bekannt gemacht. Der nächste Wettkampf in Kempen findet am 7. und 8. Mai statt.

Dass man seine Heimat auch wuchtig erleben kann, beweisen regelmäßig die schwergewichtigen Herren der "Highlander vom Niederrhein". Sie greifen sich regelmäßig fünf Meter lange Baumstämme, stoßen zehn Kilogramm schwere "Hinkelsteine" oder werfen 25-Kilo-Kugeln in die Höhe. Einer der Veteranen dieses schottischen Sports ist der Kempener Manfred genannt Manni, 50 Jahre alt, mit einem Lebendgewicht von rund 130 Kilogramm.

Oben an der Tür seines Hauses hängt eine Holztafel mit einem geschnitzten Mammut. Manni Mühlenhaus erklärt dies so: "Manni hieß das mürrische Mammut im Animationsfilm ,Ice Age'." Also hatte er bei Freunden schnell diesen Spitznamen weg. Dabei ist der niederrheinische Highlander alles andere als mürrisch, unsensibel oder derb. "Mir kann schnell etwas unter die Haut gehen", sagt der Krankenpflegehelfer, der in der LVR-Klinik in Süchteln arbeitet.

In seinem Reihenhaus hängen viele Bilder seiner großen Familie. "Ich bin ein ruhiger Zeitgenosse, ausgeglichen und ein Mädchenpapa", erzählt er. Er wohnt dort mit seiner Ehefrau Symone und der jüngsten Tochter Merlin (16). Insgesamt haben die beiden fünf Töchter, leider sind es nicht sechs. "Unsere Mayla ist nach elf Tagen wegen eines Herzfehlers gestorben."

Bei einer Tasse Kaffee erzählt der Kempener: "Ich habe mich schon als Kind für Geschichten und Mythen aus Schottland interessiert, fand dabei immer schon die Highland Games bärenstark." Zuerst jedoch spielte er viele Jahre Eishockey, Rugby und später auch American Football. Schon als Zwölfjähriger sah er fasziniert bei den "British Days" an der Burg Linn den Steine- und Baumstammwerfern in ihren urigen Kilts zu. Viele Jahre später war er wieder dort. "Kann ich das mal ausprobieren?", fragte er damals Mit-Organisator David P. Webster. Er durfte, sein kurzer Kommentar danach: "Genial!" Beim Ausprobieren blieb es nicht. 2002 nahm er als deutscher "Einzelkämpfer" an den schottischen Highland-Games in Ballater teil, kam aber in den meisten Disziplinen auf den letzten Platz. Mit viel Training ging es dann schritt- beziehungsweise stoßweise nach vorn. Mittlerweile war Manni Mühlenhaus viermal Deutscher Meister, hat vordere Platzierung bei Europa- und Weltmeisterschaften errungen. Und er hat mit Unterstützung seiner schottischen und kanadischen Freunde diesen Sport in Deutschland bekannt gemacht und gründete im Juni 2003 mit sechs Freunden den Verein "Highlander vom Niederrhein".

Ehefrau Symone macht übrigens schon seit längerem bei den Highlandern mit, wie seine Tochter Vivian auch. Mittlerweile hat der Verein rund 160 Mitglieder, darunter 70 Aktive, etwa die Hälfte sind Mädels und Frauen, im Alter zwischen fünf und 73 Jahren. Ehrenmitglieder sind unter anderem die Dudelsackspieler und Drummer der "White Hackle Pipes and Drums" aus Süchteln sowie weitere Kanadier und Schotten. Auch bundesweit brachte er den Sport in den entsprechenden Gremien voran. Manni erklärt: "Vor etwa 14 Jahren fanden in Deutschland zwei Highland Games statt, heutzutage sind es etwa 40."

Wieder ein Spektakel dürften die 14. Kempener Highland Games am 7. und 8. Mai werden, wieder verbunden mit Umzügen, Wettkämpfen und einem mittelalterlichen Markt rund um die Burg. Mittlerweile war Manni Mühlenhaus etwa 40 Mal in Schottland. Seine Leidenschaft sieht man übrigens auch auf seinem linken Oberarm: Darauf hat sich der Fan von Borussia Mönchengladbach den schottischen Löwen tätowieren lassen.

(RP)
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