Krefeld Romandebüt einer Niederländerin im Museums-Bistro

Krefeld · Zur zweiten Krefelder Lesung im "Literarischen Sommer" begrüßte Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW die Niederländerin Niña Weijers in der Gastronomie des Kaiser-Wilhelm-Museums, denn Weijers Debütroman "Die Konsequenzen" spielt in der Welt der Kunst. Die Autorin arbeitet auch journalistisch, veröffentlicht Kurzgeschichten und leitete eine "sexistische Talkshow", in die nämlich nur Frauen eingeladen wurden. Und während es sonst in der niederländischen Literatur eher leichter zugehe, habe Weijers, wie sie selbst fand, ein "ziemlich deutsches Buch geschrieben". Minnie Panis kam 14 Wochen zu früh auf die Welt, und ihre Mutter fragte sich, "ob dieser Brutkasten wohl freundlicher ist als meine Gebärmutter". Der zerbrechliche Säugling überlebte, zeichnete sich aber von Anfang an durch ein unheimliches Stillsein aus, schrie niemals und schien sogar gelegentlich mit dem Tod zu liebäugeln, wenn er einfach seine Atmung unterbrach.

 In der Gastronomie des Kaiser-Wilhelm-Museums stellte Niña Weijers ihren Roman "Die Konsequenzen" vor, der in der Kunstszene spielt.

In der Gastronomie des Kaiser-Wilhelm-Museums stellte Niña Weijers ihren Roman "Die Konsequenzen" vor, der in der Kunstszene spielt.

Foto: W. Kaiser

Amsterdam im tiefsten Winter, den körperlichen Zustand des Neugeborenen und die Rätselhaftigkeit des heranwachsenden Kindes beschrieb Weijers detailreich, aber nicht ausschweifend in Worten, die das Publikum im gut besetzten Saal schnell in Bann schlugen. Dass Weijers, die erst zur Buchmesse im vergangenen Herbst begann, Deutsch zu lernen, stellenweise recht holprig las, verzieh man ihr gern.

Die Autorin tat einen Zeitsprung und landete in dem Jahr, als Minnie Panis erhebliches Aufsehen als Künstlerin erregte. Als Abschlussarbeit an der Akademie hatte sie eine riesige Fotoserie geschaffen, die ihr Leben im Spiegel ihrer Abfälle dokumentierte. Eigentlich ein eher zielloses Projekt, an dem Minnie vor allem festhielt, weil es für sie rasch zum geliebten Ritual geworden war, dreimal täglich ihre Abfälle zu fotografieren. "Existiert Minnie Panis?" nannte sie provokativ das Werk, und im Weiteren beschrieb Weijers, wie Minnie sich einerseits hineinbegibt in die Vernissagen und Parties der Kunst- und Kunstvermarktungs-Szene, Mode-Designer inklusive, und sich andererseits mit ironischer Distanz entzieht. Wie sie sich ernsthaft mit dem Ineinanderwirken und voneinander Abgrenzen von Kunst und Leben auseinandersetzt und zugleich den Kunstbetrieb parodiert und lakonisch feststellt, dass manches nur deshalb Kunst heißt, weil man für gewisse Verrücktheiten keinen anderen Namen hat.

"Die Künstlerschaft war Minnies Pass, ein Ausweis, der ihr einen Platz in der Welt gab", heißt es in dem gelungenen Roman. Wohin aber Minnies Reise geht, was letztlich die Konsequenzen ihrer von Anfang an ungewöhnlichen Entwicklung sein werden, das ließ die Autorin in dieser sympathischen Lesung offen. Man ahnte allerdings, dass das ganze Buch ein Plädoyer für Offenheit und Überraschungen sein will.

Niña Weijers, Die Konsequenzen, ISBN: 978-3-518-42558-9, 360 Seiten, 22 Euro.

(RP)
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