Krefeld Roman über verpasste Chance zum Glück

Krefeld · Die Niederländerin Bregje Hofstede (28) stellte in der Alten Post ihren Debütroman "Der Himmel über Paris" vor.

 Eine Lesung inmitten von Bildern: Bregje Hofstede war beim Verein Kunst und Krefeld zu Gast, der den Nachlass Krefelder Künstler pflegt.

Eine Lesung inmitten von Bildern: Bregje Hofstede war beim Verein Kunst und Krefeld zu Gast, der den Nachlass Krefelder Künstler pflegt.

Foto: samla.de

Die bildende Kunst bot den Rahmen für die dritte Krefelder Lesung im Literarischen Sommer - nicht von ungefähr, denn die Autorin Bregje Hofstede ist selbst studierte Kunsthistorikerin und hat einen Professor für Kunstgeschichte zur männlichen Hauptfigur ihres Debüt-Romans "Der Himmel über Paris" erkoren.

Inmitten der Ausstellung von Wilhelm Holzhausen im Domizil des Vereins Kunst und Krefeld in der Alten Post wollte Moderatorin Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW denn auch als erstes wissen, mit welchem Berufsziel Hofstede ihr Studium aufgenommen habe und wie sie dann zur Schriftstellerei gekommen sei. Sie habe damit nur vage Zielvorstellungen verbunden, erzählte Hofstede, habe sich aber beim Schreiben der kunstwissenschaftlichen Aufsätze und Seminararbeiten zunehmend unwohl gefühlt. Zu starr reglementiert sei das Schreiben im akademischen Kontext, und zu wenig Zeit stünde zur Verfügung, einen aufgenommenen Faden auch wirklich zu Ende zu verfolgen. Über Kurzgeschichten erschloss sie sich dann den Weg ins Literarische, und eine private Begegnung wurde zum Auslöser der Geschichte, die sie im Buch erzählt. Da wünschte sich damals ein Fremder, ihr Freund wäre sein Sohn gewesen, und brachte sie auf die Frage: Wie ist das, wenn man sich nicht traut zu tun, was man sich wünscht.

Zum Inhalt: Olivier, der 52-jährige Professor an der Sorbonne, trägt immer noch seine Jugendliebe Mathilde mit sich herum, die er aus Angst vor Verantwortung zur Abtreibung drängte, obwohl er sich im Innersten Familie wünschte. Und seine Studentin Sofie, die ihn sehr an Mathilde erinnert, weiß ihrerseits nicht, ob sie seine Unterstützung weiter annehmen oder sich aus ihr befreien soll. Im Grunde will sie beides.

In den zwei Passagen, die Hofstede las, ließ sie ein erfreulich klischeefernes Beziehungsgewebe zwischen den beiden spürbar werden, schilderte komische Szenen, aber auch Momente von Poesie und Klugheit. Leider war die 28-jährige Niederländerin - zumindest auf Deutsch - nicht die geschickteste Vorleserin, Probleme mit der Mikrofonanlage kamen hinzu. Die bei früherer Gelegenheit bereits erfolgreich geübte Praxis, einen niederländischen Autor in seiner Muttersprache und einen geübten Vorleser aus der deutschen Übersetzung lesen zu lassen, wäre auch diesmal von Vorteil gewesen.

Im Gespräch gelang es Hofstede und Jungclaus dennoch, Neugier auf den Roman zu wecken, nicht zuletzt auf den ausgefeilten Essay über Paul Cezanne, den die sachkundige Hofstede zur Illustration ihres Olivier eingearbeitet hat.

(RP)
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