Krefeld Rock mit Bart

Krefeld · Das amerikanische Trio ZZ Top trat im König-Palast auf - leider nur sehr kurz. Ein Abend für Nostalgiker.

 Reibeisenstimme, gepaart mit texanischer Maulfaulheit - warum viel reden, wenn man doch zwei Gitarren hat? Billy Gibbons und Dusty Hill spielen ein Riff.

Reibeisenstimme, gepaart mit texanischer Maulfaulheit - warum viel reden, wenn man doch zwei Gitarren hat? Billy Gibbons und Dusty Hill spielen ein Riff.

Foto: Lothar Strücken

Bestens besucht war der Krefelder König-Palast am Samstagabend beim Auftritt der Band ZZ Top: 6500 Besucher. Das ist ein Erfolg für die Veranstalter, haben sie sich doch mit der Verpflichtung einer Rockband auf unsicheres Terrain begeben.

 Mann trägt Bart - ZZ-Top-Fans am Samstag vor dem König-Palast.

Mann trägt Bart - ZZ-Top-Fans am Samstag vor dem König-Palast.

Foto: Nein

Als Billy Gibbons (Gitarre und Gesang), Dusty Hill (Bass und Gesang) und Frank Beard (Drums) mit dem druckvollen Blues-Rock "Got Me Under Pressure" starteten, brandete Jubel auf. "Waiting For The Bus" schloss sich im Midtempo an, noch ein bisschen langsamer dann "Jesus Just Left Chicago (And He's Bound For New Orleans)", und die mangelnde Textverständlichkeit verhüllte schamhaft, wie banal die Lyrics geraten waren.

 Bestens besucht! Krefeld kann auch große Rockkonzerte.

Bestens besucht! Krefeld kann auch große Rockkonzerte.

Foto: Nein

Zum großen Glück für alle Beteiligten aber stachen die Gitarrensoli von Billy Gibbons aus der zähflüssigen Sound-Sauce meist mit der wünschenswerten Klarheit heraus. Und die waren auch wirklich hörenswert. Die Fingerfertigkeit des 65-Jährigen, der sich einst vor allem von Eddie Taylor, Jimmy Reed und B.B. King, aber auch von Jimi Hendrix inspirieren ließ, ist ungeschmälert, und er ließ ein umfangreiches Repertoire jener Riffs und Figuren übers Griffbrett tanzen, die in der Summe den Southern Roots Rock definieren und ihm sein erdiges Feeling verleihen - so auch in weiteren Hits aus der mittlerweile 46 Jahre währenden Karriere des Trios wie "Ease On", bei dessen Zeile "You're Bad, You're Nationwide" an der Bühnenkante jedes Mal eine extra hohe Welle von Begeisterung aufschlug, "Gimme All Your Lovin'", "Flyin' High" und "Foxy Lady", der Verbeugung vor Jimi, die man auch von ZZ Top immer wieder gern mal hört, zumal hier auch Gibbons' Gesang - Reibeisenstimme, gepaart mit texanischer Maulfaulheit - sehr gut zu Jimis Vorlage passt, denn auch Hendrix pflegte nur selten wirklich zu singen.

Abwechslung in das vokale Geschehen kam durch den Satzgesang mit Bass-Mann Dusty Hill ins Spiel. "My Head's In Missississippi" und "Cheap Sunglasses" waren ebenfalls alte Freunde für die Fans, aber leider wurde das ganze Repertoire ziemlich undynamisch und gleichförmig durchgehackt. An so fein geschliffene Gemmen wie "A Fool For Your Stockings" war an diesem Abend kein Denken. Und dann waren die drei urplötzlich wortlos von der Bühne verschwunden. Bevor sich Frust breit machen konnte, kamen sie noch für zwei Nummern zurück, beide auf demselben, bei John Lee Hooker abgeschauten Shuffle Boogie, der durch die Band "Canned Heat" weltbekannt wurde. Aber um zehn Uhr war Schluss, nach nur eineinviertel Stunden, ganz knochentrocken, einfach so. Gegen 20.45 Uhr erst, mit rund 40-minütiger Verspätung, hatte die Band zu spielen begonnen, nachdem zuvor die Mönchengladbacher Band Plexiphones aufgetreten war. Mancher Fan hätte sich wohl ein längeres Konzert gewünscht.

Veranstalter Micki Hilgers bilanzierte dennoch am Ende: "Der Königpalast hat wieder einmal bewiesen, dass er eine tolle Rocklocation ist. ZZ TOP hat sich nicht nur wohlgefühlt, sondern auch eine starke Vorstellung vor einem starken Publikum gegeben."

(RP)
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