Krefeld Rochade im City-Einzelhandel: Greve hat eröffnet

Krefeld · Mode Greve sitzt nun an der Hülser Straße; Sinn& Leffers zieht ins alte Greve-Haus, das Schirmhaus Schnitzler ist leer.

 Hajo Greve mit Kollegen in den neuen Geschäftsräumen im Schulte-Haus an der Hülser Straße. Das Gebäude ist eine ehemalige Jacquard-Weberei, die denkmalgerecht saniert wurde.

Hajo Greve mit Kollegen in den neuen Geschäftsräumen im Schulte-Haus an der Hülser Straße. Das Gebäude ist eine ehemalige Jacquard-Weberei, die denkmalgerecht saniert wurde.

Foto: Thomas Lammertz

Mit der Neueröffnung des Modehauses Greve als "g" an der Hülser Straße nimmt eine der interessantesten Innovationen im Krefelder Einzelhandel ihren Lauf: Inhaber Hajo Greve hatte das seit 80 Jahren an der Hochstraße ansässige Geschäftshaus verkauft und den Sprung an den Rand der City gewagt - mit völlig neuem Konzept. Zugleich wird sichtbar, wie das die City verändert.

Sinn & Leffers steht vor dem Umzug ins alte Greve-Haus als Interim-Domizil, bis das Haupthaus saniert ist. Daneben steht eines der schönsten Geschäftsgebäude der City leer - das schmale Häuschen, das das Schirmhaus Schnitzler beherbergte. Auch dieses Haus gehört den Eignern des Schwanenmarktes - sie planen bekanntlich eine Erweiterung der Shopping-Mall. Noch sind die Pläne nicht fertig, erläuterte Schwanenmarkt-Geschäftsführer Andreas Thielemeier auf Anfrage, auch die Zukunft des Schnitzler-Hauses ist offen. Es gibt Bestrebungen, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen. Thielemeier sieht das gelassen; er kann sich vorstellen, dass die Fassade erhalten bleibt und dahinter neue Geschäftsräume entstehen. Den israelischen Brüdern Schapira wird ohnehin nachgesagt, dass sie behutsam mit vorhandener Bausubstanz umgehen; die Chancen stehen also gut, dass die hübsche Fassade erhalten bleibt. Das Schirmhaus selbst ist mit seinem Angebot - Schirme, Hüte und Handschuhe - im neuen "g" untergekommen und sucht mittelfristig eine neue Bleibe in der Stadt.

Greves Weggang aus der Innenstadt wird vom Krefelder Einzelhandel mit großem Interesse beobachtet. Greve geht davon aus, dass es für kleinere Mode-Händler mit City-Lage immer schwerer wird, sich zu behaupten. Das liegt zum einen an geändertem Einkaufsverhalten und bundesweit zu beobachtenden Frequenzverlusten in den Innenstädten, zum anderen an Trends in der Branche. Dort lässt sich offenbar vor allem über große Warendurchläufe Geld verdienen. Das ist machbar für Ketten oder große Häuser, aber nicht für kleinere Firmen. Greve hat die Konsequenz gezogen, setzt auf ein stark individuelles Konzept und nicht mehr auf Laufkundschaft, sondern auf Kunden, die er mit seinem Konzept von dem Besuch überzeugen will.

Individualisierung und Wohlfühlatmosphäre - glückt Greves Ansatz, liegen darin Hinweise, wie der stationäre Einzelhandel gegen die Internetkonkurrenz bestehen kann und welche Anstrengungen Städte unternehmen müssen, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Auf dieser Linie liegt auch das Programm des neuen Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, Christoph Borgmann. Er hat bei seinem Amtsantritt als Strategie ausgegeben, dass die Stadt die Vorteile der City mit denen eines Einkaufscenters (Sauberkeit, Sicherheit, Parkbequemlichkeit) verbinden müsse.

(vo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort