Krefeld Robby Deckers: 40 Jahre Gastwirt in Hüls

Krefeld · Die halben Hähnchen mit Pommes haben den heute 68-Jährigen über die Grenzen des Stadtteils bekannt gemacht. Durch Einsatz, Flexibilität und Sinn für Humor konnte er seine Gaststätte über vier Jahrzehnte erfolgreich halten.

 Hans-Robert "Robby" Deckers (2.v.r.) mit den Gratulanten (v.l.) Heinz-Peter Hübbers, Ulli Furth und Thomas Kolaric in seiner Gaststätte an der Klever Straße.

Hans-Robert "Robby" Deckers (2.v.r.) mit den Gratulanten (v.l.) Heinz-Peter Hübbers, Ulli Furth und Thomas Kolaric in seiner Gaststätte an der Klever Straße.

Foto: samla

Ein halbes Hähnchen mit Pommes bei Robby Deckers gehört seit Jahrzehnten zu den kulinarischen Glanzlichtern von ganz Hüls. Inzwischen führt Hans-Robert Deckers seine gleichnamige Gaststätte an der Klever Straße 95 seit 40 Jahren. Ebenso lange ist er Mitglied des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Anlässlich dieses seltenen Jubiläums wurde er jetzt mit einer Urkunde bedacht: Mit Dehoga-Geschäftsführer Thomas Kolaric, Ulli Furth (Gastronom und Deckers Verpächter) sowie Heinz-Peter Hübbers von der Bitburger Braugruppe gratulierten drei Experten dem Urgestein der Hülser Gastronomie.

"Er hat den Wandel von einer reinen Getränkewirtschaft mit Bockwürstchen und Käseschnittchen zu einem erfolgreichen gastronomischen Betrieb geschafft, denn man kann nicht nur 40 Jahre Bier verkaufen," erklärte Furth, dem auch Hübbers zustimmte: Das Gratulantentrio war sich einig: In einer Zeit, in der laut Kolaric "für manche schon fünf Jahre eine lange Zeit ist", sei die Leistung von Deckers kaum hoch genug einzuschätzen. Seine Leidenschaft für die Gastronomie aber auch die Bereitschaft zur Flexibilität hätten seine Gaststätte überleben lassen, während die ehemals 34 Betriebe in Hüls auf ein Drittel geschrumpft seien.

Furth hat zu Deckers eine fast familiäre Verbundenheit. Bereits sein Vater Willy Furth hatte Deckers vom Mitarbeiter zur Selbstständigkeit gebracht. Zunächst unter anderem in Gaststätten an Krefelds "Rhenania-Allee" tätig, hatte ihm Furth 1976 vorgeschlagen, sein Pächter zu werden und die alteingesessene Gaststätte Hörschgens zu übernehmen. Eine Entscheidung, die Deckers nie bereut hat. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich - zunächst noch als Junggeselle mit Hilfe seiner Eltern - zu einem Hülser Traditionsgastwirt, der laut Furth "den halben Ort verheiratet hat".

Doch nicht nur Taufen, Hochzeiten und Beerdigungskaffees wurden in den Räumen veranstaltet. Robby Deckers organisierte gemeinsam mit seiner vor drei Jahren verstorbenen Frau über elf Jahre den Grünkohlwanderweg und richtete als Fan des 1. FC Köln auch Kölsche Abende aus, bei denen er gelegentlich auch schon mal als Hähnchen verkleidet auftrat. Die Wahl des Kostüms war nicht Zufall, sondern augenzwinkernde Huldigung des Geflügels, das sicher nicht unbeteiligt am Erfolg seiner Gastronomie gewesen ist: Das "Halbe Hähnchen mit Pommes" ist ausgewiesene Spezialität des Hauses und krönt an oberster Stelle den "Auszug aus unserer Karte" im Eingangsbereich der Gaststätte.

Zwar finden sich dort neben dem Niederrheinischen Heringsstipp auch das "Argentische Rumpsteak" und die "Eier nach russischer Art", aber insbesondere dank eines geerbten "Geheimrezeptes für die Hähnchenzubereitung" ist das Lokal weit über Krefelds Grenzen bekannt. Einschlägige Ratgeber im Internet versprechen Besuchern "weltbeste Grillhähnchen" und raten unbedingt zur Platzreservierung. Dem kann sich Robby Deckers mit ausholender Geste über die dicht beschriebenen Seiten des eindrucksvoll großen Auftragsbuchs nur anschließen. "Das ist voll. Aber," so verrät der Wirt, der seine Gäste nach Bezahlung der Rechnung immer noch in eine Schachtel Schaumküsse greifen lässt, "rufen Sie einfach trotzdem mal an, wir haben dann vielleicht doch noch irgendwo einen Tisch." Im Sommer bestehe da Aussicht, wenn die Leute plötzlich anfangen, in ihren Gärten zu grillen.

Samstags ist übrigens Ruhetag - "Samstags bin ich Abstinenzler." Mehr Ruhe muss nicht sein; ans Aufhören denkt der 68-Jährige jedenfalls vorläufig nicht.

(RP)
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