Krefeld Ritter auf Marzipan

Krefeld · Paul Nethens erste Motivtorte war für eine Hochzeit in der Verwandschaft. Schnell trafen weitere Bestellungen bei dem Konditormeister ein. Seit fünf Jahren ist die Tortenproduktion der Schwerpunkt seines Geschäfts.

Es geht auf Feierabend zu. Um 11 Uhr wird es ruhig in der Backstube von Paul Nethen. Seit zwei Uhr ist der Bäcker- und Konditormeister auf den Beinen. Mit Brötchenbacken hat er seinen Arbeitstag begonnen. Jetzt warten noch vier Torten auf ihre Vollendung. Paul Nethen stellt die Airbrush-Maschine an. Die Marzipanplatte vor ihm färbt sich langsam grün.

Heute haben die Geburtstagstorten Konjunktur. Paul Nethen arbeitet gerade an der Rittertorte für einen Kindergeburtstag. Tochter Christina holt eine Knoblauchpresse und einen Klumpen grün eingefärbtes Marzipan. „Mit der Presse machen wir Gras“, erzählt sie, knetet das Marzipan zu kleinen Kugeln, die sie durch die feinen Löcher drückt. Mit einem Messer schneidet sie die Fäden kurz ab, um sie auf der Torte zu platzieren.

Zuckerguss an den Sohlen

„Warte, ich mache erst den Rand“, mit einem Spritzbeutel Vanillebuttercreme kommt Paul Nethen um den Arbeitstisch. „Du kannst solange weiter schreiben.“ Dabei deutet er mit dem Beutel auf eine Orangencremetorte. „Zum Geburts“ steht da in Schokoladenschrift unter roten Marzipanrosen. Christina tauscht die Knoblauchpresse gegen einen Mini-Spritzbeutel aus Papier und vollendet vorsichtig den filigranen Schriftzug.

Zur Zeit werden vergleichsweise wenig Torten gemacht. Heute nur vier. Am Wochenende im Schnitt 13 Hochzeitstorten und 25 andere Motivtorten. Seit fünf Jahren hat sich Paul Nethen auf die Torten spezialisiert. „Früher war unser Hauptgeschäft die Bäckerei. Heute machen wir nur noch ein paar Brötchen“, erzählt Nethen. Mit den Kommunionen fängt in der Tortenbäckerei die Hauptsaison an. „Dann können wir fast Tag und Nacht durcharbeiten“, erzählt Nethen. Pro Jahr verlassen über 1 000 Torten seine Backstube.

Buttercreme klebt an ihren Füßen. Vorsichtig setzt Nethen zwei Ritter auf die Torte. „Muss da noch was drauf geschrieben werden?“, fragt er seine Tochter. Die 20-Jährige geht sofort in den Laden zum Auftragsbuch. „Florian Fünf“, meldet sie wenige Sekunden später. Nethen nimmt die Ritterfiguren herunter und kratzt mit einem Messer die Buttercreme wieder ab. Nachdem er den Schriftzug mit Schokolade gemalt hat, sind die Ritter wieder dran. Diesmal werden die Fußsohlen mit dickem Zuckerguss bestrichen. „Das hält besser“, erklärt Nethen. Bevor die Kindertorte wieder kühl gestellt wird, fasst der Konditormeister den unteren Boden mit Buttercreme ein. Als nächstes ist eine Fußballtorte dran. Christina holt das Fußball-Set, zwei Tore, Spieler mit Ball und Eckfahnen, während ihr Vater den Buttercrememantel glatt streicht. Noch zwei Torten bis Feierabend.

(RP)
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