Krefeld Rettungsdienst-Chef setzt auf "klare Worte"

Krefeld · Der neue Chef bringt viel Erfahrung im Rettungswesen mit und lebt seit dieser Woche mit seiner Familie in Krefeld.

 Die Jacke passt schon mal, nur das Namensschild muss noch geändert werden: Ulrich Lenssen (r.) hat die Leitung des ärztlichen Rettungsdienstes in Krefeld an André Wiegratz abgegeben.

Die Jacke passt schon mal, nur das Namensschild muss noch geändert werden: Ulrich Lenssen (r.) hat die Leitung des ärztlichen Rettungsdienstes in Krefeld an André Wiegratz abgegeben.

Foto: Thomas Lammertz

Die Fußstapfen, in die André Wiegratz getreten ist, sind groß. Das weiß der neue ärztliche Leiter des Krefelder Rettungsdienstes, der in den vergangenen Wochen die Arbeit seines Vorgängers begutachten durfte. Für Vollblut-Mediziner Ulrich Lenssen war sein Dienst Berufung, der er sich fast rund um die Uhr widmete. Doch Bangemachen gilt nicht, findet Wiegratz und geht die neue Aufgabe voller Elan an. Der Alte lobt den Neuen denn auch als genau den richtigen Mann für diese Stelle. "Persönlich sind wir uns sehr ähnlich. Wir denken in die gleiche Richtung. Es wird sich also gar nicht so viel ändern. Allerdings bringt der jüngere Kollege neuen Schwung mit."

Seit Juni arbeitet Lenssen seinen Nachfolger ein. Die ersten Wochen gemeinsamer Arbeit lassen ihn Ende Juli beruhigt in den Ruhestand gehen. "Wir haben uns wunderbar abgesprochen, und man merkt gut, dass mein Kollege viel Erfahrung im Rettungswesen mitbringt." Der 42-Jährige nickt. "Ich halte ebenso wie Kollege Lenssen viel von direkter Ansprache und klaren Worten. Ein Plus meiner neuen Stelle ist natürlich, dass ich ein sehr gut aufgestelltes System übernehme mit gut eingearbeiteten Mitarbeitern und einer Fahrzeugausstattung mit hohem Niveau."

Wiegratz setzte sich im bundesweiten Bewerbungsverfahren gegen sechs ebenfalls leistungsstarke Mitbewerber durch. Feuerwehr-Chef Dietmar Meißner: "Wir freuen uns, einen im Rettungsdienst erfahrenen Mann gefunden zu haben. Es wird seine erste Stelle als ärztlicher Leiter sein, das heißt, dass diese Stelle nicht rein ärztlich ausgelegt ist, sondern auch Leitungsfunktionen übernommen werden müssen." Für Wiegratz erfüllt sich damit der Traum, stärker im Rettungsdienst arbeiten zu können. Allerdings habe er die Entscheidung für Krefeld nicht alleine getroffen. "Es war eine Familienentscheidung. Auch die Kinder sollten damit einverstanden sein", erklärt der Vater von siebenjährigen Zwillingen und einer zweijährigen Tochter. So habe die gesamte Familie zuvor einen Ausflug nach Krefeld gemacht und sich einiges angesehen.

"Zuerst waren wir in Linn. Da waren die Kinder schon ganz begeistert. Dann haben wir uns noch das Rheinufer und den Elfrather See angeschaut. Da wir früher immer in einer Großstadt gelebt haben, fanden wir natürlich auch das kulinarische und kulturelle Angebot in Krefeld toll", erzählt Wiegratz, der in dieser Woche aus dem Friesland ins neue Haus nach Traar gezogen ist. In Niedersachsen hatte er als Oberarzt am Nord-West-Krankenhaus Sanderbusch gearbeitet und war Leitender Notarzt im Kreis Friesland.

An Traar gefällt der Familie besonders das ländliche Ambiente. "Für meine Tochter war wichtig, dass sie reiten kann. Sie hat sehr ihrer alten Lehrerin nachgetrauert. Doch wir haben hier eine tolle neue Schule gefunden, und die Lieblings-Lehrerin hat versprochen, uns zu besuchen. Meinem Sohn gefällt es auch gut. Und ich selbst habe mir vorgenommen, wieder mehr Sport zu machen." Besonders gern spielt der 42-Jährige Badminton und Fußball.

Ob der ärztliche Leiter Rettungsdienst dazu kommen wird, ist fraglich. Denn auf ihn warten schon diverse Aufgaben. So gibt es gesetzliche Änderungen, die in die Praxis umgesetzt werden müssen. Auch der Rettungsdienst-Bedarf habe sich verändert, erklärt Wiegratz. So sei es für Patienten mitunter schwierig, zeitnah Termine bei Ärzten zu bekommen, und auch die nachbarschaftliche Hilfe im Krankheitsfall sei nicht mehr so verbreitet. Bei medizinischen Engpässen springe deshalb oft der Rettungsdienst ein.

Die Ära Ulrich Lenssen endet offiziell am 31. Juli. Was ändert sich? "Nicht viel. Aber ich schlafe dann morgens zwei Stunden länger."

(RP)
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