Krefeld Requiem - Herausragendes Audienda-Konzert in vier Sprachen

Krefeld · Den Opfern von Holocaust und Zweitem Weltkrieg hatte der Audienda-Chor sein Konzert am Samstag in der Alten Kirche gewidmet, mit einer Schweigeminute gedachten die Künstler und ihr Publikum auch der Toten von Paris. Petra Kuhles stimmte sodann von der Empore herab die Hörer mit einem Gedicht von Marie Luise Kaschnitz ein und trug zwischen den Musikstücken weitere Texte vor, die sich mit den Schrecken des Krieges beschäftigten.

Von Else Lasker-Schüler, Anna Achmatowa und Rose Ausländer stammten die Zeilen, die Kuhles mit ihrer Rezitation lebendig machte. Besonders eindringlich die Worte: "Mein Atem heißt Jetzt". Mit der bekannten Motette "Wie liegt die Stadt so wüst" von Rudolf Mauersberger (1889 - 1971) begann das musikalische Programm, das Chorleiter Pavel Brochin aus christlichen, russisch-orthodoxen und jüdischen Quellen zusammengestellt hatte. Der Audienda-Chor sang das Stück a-cappella, sodass man sein herrlich kultiviertes Klangbild pur genießen konnte.

Nicht niederdrückend, eher versöhnlich legte Maurice Durufle (1902 - 1986) sein Requiem an, und Andreas Cavelius trug mit seinem fließenden, manchmal sprudelnden, manchmal wie eine Chorstimme integrierten Spiel an der Vleugels-Orgel wesentlich zu dieser relativen Leichtigkeit bei. Justus Seeger zierte das "Hostias et preces tibi" mit wohldosiertem Bariton. Und auf der Basis einer ganz dezenten Orgellinie gelang Julia Polziehn am Cello und der Altistin Elvira Bill ein Duett, das in der Harmonie der beiden anrührenden Stimmen kaum perfekter hätte ausfallen können.

Im "Svyati" von John Tavener (1944 - 2013) brillierte Polziehn noch einmal, indem sie über einem von den Männerstimmen in "Kirchenslawisch" gesungenen Quasi-Bordune in ihren Ton jene tief introvertierte Trauer legte, die auf keinen Trost mehr zu hoffen wagt.

Im auf Hebräisch verfassten "Requiem Ebraico" von Erich Zeisl (1905 - 1959) bewiesen alle Beteiligten, besonders Justus Seeger, auch Feingefühl für orientalische Intervallkombinationen, und die Sopranistin Charlotte Schäfer schwang sich gemeinsam mit Elvira Bill zu einem ungeheuer intensiven Duett in solch hohe Lagen auf, dass manch einer der Besucher Gänsehaut verspürte.

Zwei solch dynamisch komponierte Requiems in einem Konzert waren sowohl für den Audienda-Chor als auch für die Zuhörenden ziemlich anstrengend und insofern zweifellos ein Wagnis. Doch hätte schließlich wohl niemand auch nur eine Passage missen mögen. Nicht enden wollender Applaus belohnte die Aufführenden für ihre herausragende Leistung.

(RP)
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