Krefeld Rentenversicherung droht Schließung

Krefeld · Die knapp 100 Beschäftigten an der Grenzstraße sollen morgen in einer Betriebsversammlung über die Prüfung des Standorts Krefeld informiert werden. Nach einem Wegzug kämen auf die Stadt jährliche Kosten in Millionenhöhe zu.

Offiziell ist die Entscheidung noch nicht gefallen: Gleichwohl rechnet die Belegschaft des Service-Zentrums der Deutschen Rentenversicherung an der Grenzstraße damit, dass der Standort Krefeld geschlossen wird. Vieles spricht dafür, dass die knapp 100 Beschäftigten zukünftig in der Hauptverwaltung in Düsseldorf an der Kö arbeiten müssen.

Für die Stadt Krefeld hätte dies weitreichende Folgen. Auf die Kommune kämen Kosten in Millionenhöhe zu. Der Plan, im Jahr 2020 unter dem Strich wieder schwarze Zahlen zu schreiben, wäre ernsthaft gefährdet. Derzeit unterhält die Stadtverwaltung ein Versicherungsamt mit lediglich einem Sachbearbeiter. Im vergangenen Jahre kam es zu 2403 Kundenkontakten zuzüglich allgemeiner Rentenberatungstätigkeiten. Die Personal- und Sachkosten betragen gut 100.000 Euro. Das Vorhalten eines Versicherungsamtes ist eine Pflichtaufgabe. Die Krefelder Lösung fällt nur deshalb so klein aus, weil die Deutsche Rentenversicherung mit einer eigenen Niederlassung vor Ort ist. Sollte sich dies ändern, muss die Stadtverwaltung kräftig aufrüsten. Zehn bis 15 Stellen - so meinen Experten - müssten geschaffen werden. Das entspricht jährlichen Kosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Statt derzeit kalkulierten vier Millionen Euro plus im Jahr 2020 stünden allein aus diesem Grund zwei Millionen Euro Defizit im städtischen Haushalt zu Buche.

Zum Hintergrund: Die Geschäftsführung der Deutschen Rentenversicherung hat eine Wirtschaftlichkeitsprüfung für den Standort Krefeld in Auftrag gegeben. Nach Informationen unserer Zeitung fallen für eine Komplettsanierung des Gebäudes aus den 1960-er Jahren rund drei Millionen Euro Kosten für Brandschutz, Installationen, Dach und Elektrik an. Eine Menge Geld in Anbetracht des Wertes der Immobilie in Höhe von 3,4 Millionen Euro. Ein Wechsel der Beschäftigten in die zum Teil leer stehende Hauptverwaltung an der Kö bietet sich an. Grundstück und Gebäude an der Grenzstraße könnten verkauft werden.

"Das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsprüfung soll im Juni dieses Jahres dem Vorstand präsentiert werden", erklärte Jochen Müller, Sprecher der Hauptverwaltung, gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Morgen finde in Krefeld eine Betriebsversammlung statt, um die Belegschaft zu informieren und eine Art Zwischenbericht zu geben, informierte Müller.

Die Rentenversicherung in Krefeld kümmert sich um 300.000 Versicherte aus Krefeld und aus einigen Kommunen der Kreise Viersen und Neuss. Pro Jahr sprechen 26.000 Kunden vor, werden 5000 Renten bewilligt und 5000 Reha-Anträge bearbeitet.

Die Kommunalen Spitzenverbände fordern seit Jahren vom Gesetzgeber, die Pflicht der Kommunen, ein eigenes Versicherungsamt vorzuhalten, ersatzlos abzuschaffen. Einnahmen - etwa Gebühren - werden nicht erzielt.

"Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagte Miriam Kownatzki vom Personalrat der Deutschen Rentenversicherung. "Wir hoffen weiter, dass der Vorstand die richtige Entscheidung pro Krefeld trifft."

(RP)
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