Krefeld Regenwochen machen Landwirten schwer zu schaffen

Krefeld · Die Erdbeerernte ist schlecht, Pferdewirten geht das Heu aus, die Äcker sind so feucht, dass sie nicht befahrbar sind: In den letzten Wochen ist so viel Regen gefallen wie sonst in einem halben Jahr.

 Dieser Acker in Forstwald ist sichtlich gesättigt mit Regenwasser.

Dieser Acker in Forstwald ist sichtlich gesättigt mit Regenwasser.

Foto: Thomas Lammertz

So extrem wie in Teilen von Rheinland-Pfalz, wo die komplette Erdbeerernte wegen des Regens ausgefallen ist, ist es am Niederrhein nicht, aber die Regenmenge in den vergangenen Wochen treibt den Landwirten Sorgenfalten in die Stirn: "Beim Weizen droht Wurzelfäulnis; noch füllt er die Körner; wichtig ist, dass das Fahnenblatt oben am Halm pilzfrei bleibt, damit der Weizen Backqualität bekommt", sagt Krefelds Kreislandwirt Paul-Christian Küskens und nennt ein Beispiel in einer ganzen Reihe von Sorgen, die die Landwirte umtreiben. Küskens ist keiner, der die Klimakatastrophe herbeiredet, doch die Wetterextreme der vergangenen Jahre hätten ihn "nachdenklich" gemacht, sagt er. Das vergangene Jahr war extrem trocken, dieses Jahr ist extrem feucht. Die Folgen für das, was auf unseren Feldern wächst:

Erdbeeren "Die Ernte ist unheimlich pilzempfindlich", sagt Küskens; die Feuchtigkeit setzt der Frucht zu.

Kartoffeln Feind der Kartoffel ist der Phytophthora-Pilz; die Feuchtigkeit begünstigt ihn; auf vielen Äckern stehen die Pflanzen regelrecht im Wasser.

Gerste "Die Gerste ist im Endspurt", sagt Küskens; wenn es jetzt eine Wärmeperiode mit ein paar Tagen Sonne und Trockenheit gibt, kann Anfang Juli geerntet werden.

Weizen Befürchtet wird Wurzelfäule. "Ich weiß nicht, wie der Weizen den wochenlangen Regen verkraftet", sagt Küskens. Weizen bildet jetzt das Fahnenblatt, das Blatt ganz oben am Halm; damit die Körner reifen und genügend Stärke einlagern, brauchen die Pflanzen auch Sonne. Nur dann hat der Weizen die Backqualität, die die Lebensmittelproduktion erfordert.

Mais Bisher sieht es gut aus - bis auf Partien, wo der Mais regelrecht im Wasser steht.

Rüben Gelbliche Farbe ist hier ein Alarmsignal: "Die stehen mit den Wurzeln im Wasser." Ernteeinbußen sind die Folge.

Gemüse Generell droht auch beim Gemüse Pilzbefall. Ein Problem sind auch die feuchten Böden: Bei Gemüse wie Salat sind mehrere Ernten im Jahr möglich. Durch die Feuchtigkeit sind die Felder aber schlecht bis gar nicht befahrbar; die Landwirte können also die Böden nur eingeschränkt für die nächste Ernte aufarbeiten. Für Salatanbau etwa muss der umgepflügte Boden sorgfältig "gegrubbert" werden - sprich die Schollen müssen mit einem Grubber gelockert und zerkrümelt werden. Doch der Weg über die Felder mit dem Traktor ist zurzeit stellenweise nicht möglich.

Gras Um Gras als Futterpflanze für den Winter zu ernten, braucht man zwei bis drei Tage Trockenheit; dann kann das Gras geschnitten und "siliert", also in Folien abgepackt und für den Winter eingelagert werden. Verluste bei der Gras-Ernte müssen die Bauern im Winter durch Zukauf von teurem Futter ausgleichen.

Heu "Die Pferdehalter suchen händeringend Heu", sagt Küskens; die Heuvorräte gehen zur Neige und werden aus immer größerem Umkreis zugekauft, denn Heu muss viel mehr durchtrocknen als Gras zum Silieren. Heu muss 86 Prozent Trockenmasse haben; ist es feuchter, verdirbt es rasch.

(RP)
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