Krefeld "Reaktion auf Köln" - Initiative will selbst Straftäter aufspüren

Krefeld · Das Phänomen "Bürgerwehr" macht auch vor Krefeld nicht Halt. 52 Mitglieder hatte am Dienstag eine neue Facebook-Gruppe. Die Polizei beobachtet sie.

 Krefelder Hauptbahnhof - hier will die Gruppe Präsenz zeigen.

Krefelder Hauptbahnhof - hier will die Gruppe Präsenz zeigen.

Foto: T. L.

Im Internetportal Facebook hat sich eine Gruppe namens "Einer für alle, alle für einen... Krefeld passt auf" gegründet. Das Ziel der Initiatoren ist es, die Sicherheit an den Brennpunkten in der Krefelder City zu gewährleisten. Die Polizei sieht dies skeptisch.

Michael Benten (40) leitet die Gruppe. Er glaubt nicht daran, dass die Polizei die öffentliche Sicherheit alleine gewährleisten kann. "Sie kann ja nicht immer überall sein." Er werde also mit weiteren Mitgliedern der Gruppe künftig an Stellen, die als gefährlich gelten - geplant sind etwa der Hauptbahnhof, das Hansa-Haus und die Fußgängerzone - Präsenz zeigen und zunächst in Alltagskleidung Streife laufen. "Wenn Straftaten geschehen, wollen wir sie der Polizei melden", sagt Benten. Selbst Gewalt werde man aber nicht anwenden, nur zum Falle der Selbstverteidigung oder der Verteidigung anderer. Auch wolle man keine Rechtsextremen aufnehmen, betont Benten. "Ich gehöre keiner Partei und keiner Gang oder Rockergruppe an." Die Gründung der Gruppe sei auch als Reaktion auf die Vorfälle in der Silvesternacht in Köln zu verstehen. Er selbst sei nicht gegen Ausländer, betont Benten. "Menschen aller Nationen und Religionen sollen bei uns mitlaufen können. Es ist sogar hilfreich, wenn wir Menschen dabei haben, die andere Sprachen sprechen." Bei der Polizei möchte er noch vorstellig werden und die Gruppe vorstellen.

Die Krefelder Polizei hat die neue Gruppierung im Auge. "Wir haben Kenntnis von der Facebook-Gruppe und beobachten das", betont Polizeisprecherin Melanie Paeßens. Die Polizei sei in der Lage, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, sagt Paeßens, dazu bedürfe es keiner speziellen Bürgerpatrouillen.

52 Mitglieder hatte die Gruppe gestern bei Facebook - diese Zahl hat aber keine Aussagekraft über die tatsächliche Bereitschaft, dort mitzumachen. Jeder kann sich dort anmelden. Unter den Mitgliedern sind auch Krefelder Journalisten, die nur zu Beobachtungszwecken Mitglied geworden sind. Bereits im Dezember 2014 hatte sich nach Straftaten in Uerdingen eine Bürgerwehr gegründet. Nach einigen öffentlichen Rundgängen war aber von der Gruppe nichts mehr zu hören.

Michael Benten, gebürtiger Krefelder und in Düsseldorf lebend, beruflich in der Sicherheitsbranche tätig und früher Maler, sagt: "Es kann natürlich sein, dass es sich derzeit um einen Hype handelt und schon in wenigen Wochen keiner mehr bei ,Krefeld passt auf' mitmachen will. Aber ich will mir nicht vorwerfen, nichts gemacht zu haben." Er glaubt, dass viele Leute Angst haben, Straftaten zu melden.

(RP)
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