Krefeld "Rastavati": Eine Krefelder Erfolgsgeschichte

Krefeld · Jutta Weber hat es mit ihrem Erstlingswerk über die Suche nach ihrem Vater in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft. "Sehr trubelige Monate" liegen hinter der Krefelderin.

 Jutta Weber ist inzwischen Bestsellerautorin. Von "Rastavati" ist jetzt die dritte Auflage erschienen. Am 22. September liest sie bei Thalia.

Jutta Weber ist inzwischen Bestsellerautorin. Von "Rastavati" ist jetzt die dritte Auflage erschienen. Am 22. September liest sie bei Thalia.

Foto: T. Lammertz

Jutta Weber sitzt am großen Familientisch und lässt die vergangenen Monate Revue passieren. Die Frau mit dem typisch deutschen Namen und dem gar nicht typisch deutschen Aussehen lächelt zufrieden. Sie hat nicht nur ein sehr persönliches Buch über die Suche nach ihrem jamaikanischen Vater geschrieben (wir berichteten), sie hat mit ihrer Geschichte auch unzählige Menschen berührt. "Rastavati" ist der Titel ihres Erstlings, der es auf Anhieb in die Spiegel-Beststellerliste geschafft hat und inzwischen in dritter Auflage verkauft wird.

"Meine größte Sorge war vor dem Erscheinen des Buches, das es nicht gelesen wird und verramscht werden muss. Es gibt im Vertrag mit dem Verlag auch eine entsprechende Klausel, ab wann zu einem Sonderpreis verramscht wird. Diese Sorge habe ich nun natürlich erstmal nicht", sagt die Krefelder Kinderärztin, die als dunkelhäutiges Kind bei ihrer hellblonden Mutter und ihrem ebenfalls blonden Stiefvater in Meerbusch aufwuchs.

Auch diese außergewöhnliche Kindheit in einer Zeit, in der Kinder mit dunkler Hautfarbe noch ein richtiger Hingucker waren, ist Thema des humorvoll geschriebenen Buches. Wie Anfang der üblich geizt die Autorin in ihrem Text nicht mit aus heutiger Sicht politisch unkorrekten Bezeichnungen wie "Mulattenbaby" oder "Mohr". "Ich bin da nicht so empfindlich. Vielleicht auch, weil ich mich schon als Kind nie als etwas Besonderes gesehen habe. Die Hautfarbe spielte für mich keine große Rolle", sagt Jutta Weber.

"Sehr trubelige" Monate liegen hinter der vierfachen Mutter, seit ihr Buch im März erschienen ist. Zahlreiche Lesungen hat sie bereits hinter sich, viele weitere sind noch geplant. "Für dieses Jahr bin ich komplett ausgebucht. Anfragen habe ich aber bis Februar nächstes Jahr. Ich versuche, einen Weg zu finden, der mit Familie und Beruf vereinbar ist. Der Buch-Erfolg ist schön, aber letztendlich bleibt es ein Hobby. An erster Stelle stehen ganz klar meine Familie und mein Beruf."

Und so überlegte die Krefelderin lange, als sie nach diversen Radio-Interviews eine Anfrage vom WDR-Fernsehen bekam. Jutta Weber sollte Gast beim Kölner "Sommer-Treff" von Bettina Böttinger sein. "Eigentlich war ich zu dieser Zeit mit der gesamten Familie in Jamaika. Es war unser zweiter Urlaub dort, und für mich natürlich sehr wichtig. So habe ich gezögert, das Angebot anzunehmen. Aber der Sender hat immer noch ein Schüppchen drauf gelegt, um mir meinen Besuch in der Sendung schmackhaft zu machen. Letztendlich bin ich dann geflogen. Und es war eine sehr schöne Erfahrung", erinnert sich Weber. Die Sendung vom 4. August ist in der ARD-Mediathek zu finden.

Interessant war auch eine Begegnung in Hamburg. Jutta Weber hatte dort eine Lesung. "Es war rappelvoll", erinnert sie sich. Plötzlich stand eine Cousine ihrer Mutter vor ihr, die auch ihre Mutter nur vom Telefon her kannte. Die unbekannte Verwandte hatte Fotos der Urgroßeltern mitgebracht. Ohne das Buch und diese Lesung wäre ein Kontakt wohl nicht zustande gekommen, vermutet die Autorin.

Ihr Vater, der "Rastavati", der heute als pensionierter Buchhalter in Kanada lebt und trotz seiner jamaikanischen Wurzeln keine wilden Rasta-Locken, sondern einen praktischen Kurzhaarschnitt trägt, ist unglaublich stolz auf seine Tochter und ihr Buch. Mit Hilfe des Google-Übersetzers versucht er gerade, das Werk auf Deutsch zu lesen.

Auch die inzwischen erwachsenen Kinder von Jutta Weber stehen voll hinter dem Projekt, das ihre hartnäckigen Fragen nach dem unbekannten Jamaikaner mit dem Saxofon erst ins Rollen gebracht hatten. "Wir haben aus unserem Freundeskreis und von Bekannten sehr viel positive Rückmeldungen bekommen. Auch wenn es ein sehr persönliches Buch ist, fühlt es sich für mich richtig an, meine Erlebnisse zu veröffentlichen. Für mich war meine Familiengeschichte immer ein offenes Thema, auf das ich schon als Kind, bedingt durch meine Hautfarbe, ständig angesprochen wurde."

Nie hätte sie vorher gedacht, wie sehr die Suche nach ihrem leiblichen Vater und schließlich die Zusammenführung der Familie sie verändern würde. "Es hat mich deutlich abgerundet, vervollständigt und sehr zufrieden gemacht", sagt sie heute.

Am Freitag, 22. September, liest Jutta Weber ab 19 Uhr bei Thalia, Hochstraße 90, aus ihrem Buch vor. Musikalisch untermalt wird die Lesung von Jutta Webers Sohn Lukas, der auf dem Saxofon spielen wird, und von seinem Partner Bastian Vogel, der ihn auf der Gitarre begleitet.

(bk)
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