Krefeld Quilts - vom Arme-Leute-Werk zur Kunst

Krefeld · Das traditionsreiche Kunsthandwerk des Quiltens findet hierzulande immer mehr Anhänger. Ab morgen zeigt eine Ausstellung in der Restaurierungswerkstatt Tölke, wie versiert Krefelder in der Kunst der Textilgestaltung sind.

In hektischen Zeiten freut sich der Mensch über ausgleichende Gemütlichkeit. Und so findet das traditionsreiche Kunsthandwerk des Quiltens immer mehr Liebhaber. In Krefeld zeigen nun neun Damen und ein Mann ihre schönsten Arbeiten aus den letzten zehn Jahren. Die Ausstellung wird morgen in der Restaurierungswerkstatt Tölke an der Roßstraße eröffnet.

Ursprünglich in China erfunden und über den Orient mit den zurückkehrenden Kreuzrittern nach Nordwesteuropa gelangt, wurde Quilten in unseren Breiten vor allem in den ärmeren Bevölkerungsschichten gepflegt. Denn im Kern handelt es sich um eine Methode, auch aus kleinen Rest- und Abfallstückchen aller denkbaren Textilien zunächst wärmende Decken und heute vor allem ästhetisch ansprechende Textilarbeiten zu fertigen. Ein zweites Charakteristikum gehört zu einem Quilt: Er besteht nicht nur aus der Schauseite, also der Lage Stoff, die aus Flicken gestaltet wurde, sondern bildet mit einer Vliesschicht als Mittellage und einer festen Stoffbahn als Unterseite sozusagen ein Sandwich.

Die Gestaltung der Schauseite hat sich zu einer Kunst entwickelt, und das flächendeckend in Mustern erfolgende Zusammennähen der drei Lagen erfordert ebenfalls hohes handwerkliches Geschick, auch wenn es mit einer speziellen Nähmaschine erfolgt, die über einen frei führbaren Langarm verfügt, mit dem man jede Stelle auf den teilweise großen Flächen erreichen kann.

In Europa wurden Irland und der deutschsprachige Raum zu Schwerpunkten des Quiltens, und die Auswanderer nahmen die Methode mit in die USA, wo sie bis heute boom-artig blüht. Natürlich hat auch eine Textilhochburg wie Krefeld ihre Quiltkünstler. Iris Shore zum Beispiel, die sich eines klassischen Motivs angenommen hat, des "Lone Star", den sie in erdig-warmen Braun- und Gelbtönen zeigt, der aber auch noch einmal in Rot und Schwarz vorkommt. Ebenfalls häufig und variationsreich, auch in dieser Ausstellung, findet sich das Motiv "Log Cabin", ein abstrahierter Blockhaus-Grundriss mit Feuerstelle in der Mitte. "New York Beauty" heißt ein Standardmotiv, inspiriert von der Strahlenkrone der Freiheitsstatue. Von herausragender Schönheit ist auch der "Mariner's Compass" in leuchtenden Farben auf pechschwarzem Grund, den Henrike Coers geschaffen hat. Einen den Walen gewidmeten Quilt ganz in Blau, einen in Quilt-Technik geschaffenen Adventskalender und circa 50 weitere tolle Arbeiten, zwischen 90 x 120 und 260 x 260 cm groß, teils dezent Ton in Ton, teils in aufregender Farbenpracht gestaltet, können die Besucher entdecken.

(RP)
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