Krefeld Protestanten feiern Auftakt des Lutherjahres

Krefeld · Es war ein evangelisches Festwochenende: Die Alte Kirche feierte Jubiläum, die Protestanten begingen den Auftakt des Lutherjahres.

 Pilgern in der Krefelder Innenstadt: Mit einem Pilgerzug begannen gestern in Krefeld wie in ganz Deutschland die Gedenkfeierlichkeiten zum Luther-Gedenkjahr 2017.

Pilgern in der Krefelder Innenstadt: Mit einem Pilgerzug begannen gestern in Krefeld wie in ganz Deutschland die Gedenkfeierlichkeiten zum Luther-Gedenkjahr 2017.

Foto: Lammertz

Der diesjährige Reformationstag ist der Auftakt zu einem Jubiläumsjahr der evangelischen Kirche: Vor 499 Jahren soll Martin Luther seine 95 Thesen am Portal der Schlosskirche in Wittenberg veröffentlich und die Reformation ausgelöst haben. Vier Kirchenkreise haben sich zusammengeschlossen, um dieses Jubiläumsjahr gemeinsam zu gestalten: Aachen, Jülich, Gladbach-Neuss und Krefeld-Viersen.

 Seltener Anblick: Die Glocken der Alten Kirche - Turmbesteigungen gehörten zum Programm des Gemeindefestes.

Seltener Anblick: Die Glocken der Alten Kirche - Turmbesteigungen gehörten zum Programm des Gemeindefestes.

Foto: Lammertz Thomas

Die Auftaktveranstaltung des Jubiläumsjahres fand gestern in Krefeld statt und begann mit einem festlichen Gottesdienst in der Alten Kirche. Von dort aus startete dann ein Stadtpilgerweg, dem sich etwa 200 Menschen anschlossen. Die Stationen waren die Mennonitenkirche, St. Dionysius, Mediothek und die Friedenskirche. An jeder Etappe gab es einen Impulsvortrag zur Bedeutung des Ortes für das religiöse Leben der Stadt oder zu seinem Bezug zur Reformation. Ein Gebet und eine Strophe des Liedes "Allein Gott in der Höh sei Ehr" waren die verbindenden Glieder zwischen den Stationen. In der Friedenskirche gab es zum Abschluss einen Empfang mit Grußworten.

 Ökumene: Am Festgottesdienst für die Alte Kirche nahm auch Ulrich Hagens von St. Dionysius (am Mikro) teil.

Ökumene: Am Festgottesdienst für die Alte Kirche nahm auch Ulrich Hagens von St. Dionysius (am Mikro) teil.

Foto: Lammertz Thomas

Den Anfang machte Monsignore Gregor Huben, der Ökumene-Beauftragte des Bistum Aachens. Er drückte seine Freude darüber aus, dass "wir das erste Mal das Reformationsjubiläum in ökumenischer Verbundenheit feiern" - wofür er Applaus erntete. Huben schloss mit einem Zitat von Papst Franziskus: "Am besten sind wir alle zusammen." Oberbürgermeister Frank Meyer hob hervor, dass "diejenigen, die die Religionen vertreten, große Verantwortung für das Zusammenleben tragen". Er erinnerte an die Tradition in Krefeld, was Toleranz zwischen den Religionen angehe: "Die Religionen der Stadt leben im guten Dialog miteinander."

Michael Gilad von der jüdischen Gemeinde erinnerte an Luthers hasserfüllte Äußerungen über Juden, deren Spur bis ins Dritte Reich führten. Erst 1950 habe sich die Evangelische Kirche davon distanziert. Heute dagegen sei das Verhältnis der Religionen in Krefeld freundschaftlich zu nennen.

Mesut Akdeniz von der Union der türkischen und islamischen Vereine in Krefeld bezeichnete die Reformation als einen Teil der Weltgeschichte. Für ihn war es "eine schöne Geste und ein eindrucksvolles Zeichen", dass die Evangelische Kirche auf die Union zugegangen sei: "Das ist das, was Krefeld ausmacht: Wir feiern zusammen, und wir trauern zusammen. Und dass wir in Krefeld gemeinsam leben, ist eine Errungenschaft, die zu schützen und zu bewahren ist."

Das andere Ereignis des Wochenendes für das evangelische Krefeld: Mit einem Festwochenende hat die Gemeinde Alte Kirche das Jubiläum "850 Jahre Alte Kirche" begangen - im Jahr 1166 war am Standort der heutigen Alten Kirche erstmals eine christliche Kapelle erwähnt worden. Dabei sah es 2013 so aus, als würde sich die Geschichte der Gottesdienststätte dem Ende zuneigen: Neue Finanzvorgaben der Landeskirche schienen den Erhalt des Kirchengebäudes unmöglich zu machen; es wurde unter anderem erwogen, den Komplex in ein Verwaltungszentrum für den Kirchenkreis umzubauen - doch der Plan erwies sich als viel zu teuer. Als die Landeskirche dann die Finanzregeln änderte, schien die Gemeinde wieder eine Perspektive mit der Alten Kirche zu haben. Kristina de Gruyter, Vorsitzende des Presbyteriums Alte Kirche, erinnerte zum Ende des Festgottesdienstes am Freitagabend an diese für die Alte Kirche dramatischen Monate und resümierte unter Applaus der Gläubigen: "Wir sind froh, dass sich die Umnutzungspläne nicht realisieren ließen."

Sie räumte ein, es gebe nach wie vor Finanzprobleme, betonte aber, es sei nicht Aufgabe eines Presbyteriums, strukturelle Probleme der Kirche zu lösen. So habe sich das Presbyterium ein Stück weit freigemacht von finanziellen Zwängen und sich wieder auf die inhaltliche Arbeit konzentriert.

Die Gemeinde will die Kirche zu einem musikpädagogischen Zentrum ausbauen (wir berichteten), eine Orgelklasse aufbauen und viel musikpädagogische Arbeit mit Kindern initiieren. Ein Ziel: Jedes Jahr soll in der Kirche ein Kindermusical aufgeführt werden, kündigte de Gruyter an; die Premiere soll im Neujahrsgottesdienst über die Bühne gehen. "Statt unterzugehen", sagte de Gruyter voller Optimismus, "wird das alte Kirchenschiff Segel setzen und zu neuen Ufern aufbrechen."

(RP)
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