Jobst Dietrich Diercks Primagas forscht an der Brennstoffzelle

Krefeld · Bis zur Marktreife der Brennstoffzelle für flüssiges Bio-Propangas wird noch einige Zeit benötigt. Primagas hofft, in etwa zwei Jahren in Zusammenarbeit mit dem Forschungs- und Entwicklungsinstitut des Landes (ZBT) in Duisburg so weit zu sein.

 Jobst Dietrich Diercks ist Geschäftsführer der Primagas Energie GmbH & Co KG mit Sitz an der Luisenstraße.

Jobst Dietrich Diercks ist Geschäftsführer der Primagas Energie GmbH & Co KG mit Sitz an der Luisenstraße.

Foto: samla.de

Primagas bewegt sich in einem Nischenmarkt und verkauft Flüssiggas. Wie gelingt es, auf Dauer wirtschaftlich zu bestehen?

Jobst Dietrich Diercks Wir müssen uns immer wieder ein Stück weit neu erfinden. Das heißt, auf die Veränderungen im Energiesektor mit guten und überzeugenden Lösungen in unserem Segment reagieren.

Sie haben gerade angekündigt, in Deutschland exklusiv flüssiges Bio-Propangas anzubieten. Gibt es noch anderen Innovationen, an deren Marktreife sie arbeiten?

Diercks Wir beobachten, wir sprechen mit Fachleuten, und wir arbeiten an regenerativen Energien der Zukunft, bei denen unsere Kernkompetenz eine Rolle spielt. Unsere Stärke besteht darin, für industrielle Gewerbekunden und Privathaushalte, die nicht ans öffentliche Netz angeschlossen sind, ökologische, effiziente und wirtschaftlich interessante Angebote zur Energieversorgung machen zu können.

Wie wollen Sie das auch in Zukunft schaffen?

Diercks Die Einführung von Bio-Propangas Ende dieses Jahres ist ein gutes Beispiel. Regeneratives Flüssiggas ist keine neue Erfindung. Es war sozusagen bislang ein nicht genutztes Abfallprodukt bei der Herstellung von Bio-Diesel-Kraftstoff. Unser Lieferant Neste aus Finnland hat nun viel Geld für den Bau einer Spezial-Raffinerie in Rotterdam in die Hand genommen, um die entsprechenden Substanzen aufzufangen, zu reinigen und für den Markt aufzubereiten. Wir haben vier Jahre lang darauf hingewirkt, dass wir Geschäftspartner als exklusiver Abnehmer für Deutschland werden können. Das ist uns gelungen.

Welche Innovation haben Sie derzeit noch im Blick?

Diercks Es geht um so genannte Designer-Kraftstoffe wie synthetisch hergestellter Diesel. Die werden unter anderem auch mit Windenergie produziert. Blue Crude ist das Stichwort für den klimaneutralen Super-Kraftstoff, der Verbrennungsmotoren antreibt. Ich halte es für wichtig, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht auf eine allein selig machende Lösung setzen, sondern den Wettbewerb der Ideen fördern. Stellen Sie sich vor, die Autoindustrie würde ausschließlich auf Elektrofahrzeuge setzen, was das für Folgen hätte. Die Tankstelleninfrastruktur würde zusammenbrechen, Ladesäulen an jedem Stellplatz in den Städten und in den Privathaushalten entstehen. Nämlich dort, wo die Menschen sich eine solche Ladeeinrichtung in der eigenen Garage leisten können. Die Entwicklung erneuerbarer Kraftstoffe geht rasant voran.

Was hat das jetzt mit Flüssiggas zu tun?

Diercks Beispielsweise mit Hilfe der Windenergie könnte auch synthetisches Gas mit überzeugender Klimabilanz entstehen, das wir unseren Kunden anbieten könnten.

Haben Sie den Auftrag zur Entwicklung schon erteilt?

Diercks Nein. Wir können keine Millionenträge auf den Tisch legen und sagen, nun forscht mal schön. Wir müssen die Entwicklung der Verfahren zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe bis zur Marktreife abwarten, um mit diesen gesicherten Lösungen dann für unser Produkt weiterzuarbeiten.

Machen Sie das stets so, abwarten und auf den Zug der Forscher und Entwickler springen?

Diercks Nein. Wir gehen auch voran. Mit dem Zentrums für Brennstoffzellentechnik (ZBT) in Duisburg und unserem Projektpartner 'new enerday' aus Neubrandenburg arbeiten wir gemeinsam an einer Brennstoffzelle, die mit Biopropangas gefüttert werden soll. Wir haben bereits einige Prototypen im Versuchsbetrieb. Einer davon steht in unserem Lager in Linn.

Wer ist das ZBT in Duisburg?

Diercks Es ist ein anwendungsorientiertes Forschungs- und Entwicklungsinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen und versteht sich als Partner und als Dienstleister der Industrie bei der Realisierung neuer Energietechnologien.

Worin unterstützt Sie das ZBT aktuell?

Diercks Im weiten Sinne zum Thema Brennstoffzellentechnik. In den Prüflabors wird zum Beispiel die Funktionsweise der Brennstoffzellen unter Berücksichtigung von unterschiedlichen Flüssiggaszusammensetzungen untersucht. Aber auch die Funktionsweise des Wärmetauschers wird genau analysiert. Um die geforderte lange Lebensdauer von Brennstoffzellen garantieren zu können, müssen auch die so genannten Stacks, die den eigentlichen Kern der Brennstoffzelle ausmachen auf Verschleiß und Effizienz getestet werden. Damit diese anspruchsvollen Analysen gemäß internationalen Standards auch in Deutschland von unabhängigen Labors durchgeführt werden können, verfügen die ZBT-Wissenschaftler über modernste Labors.

Wie würde eine Brennstoffzelle a la Primagas funktionieren?

Diercks Unser flüssiges Bio-Propangas enthält acht Moleküle Wasserstoff und drei Moleküle Kohlenstoff. In der Brennstoffzelle reagiert der Wasserstoff unter Zufuhr von Sauerstoff. Die dabei entstehende Energie nutzen wir. Zurück bleiben Wasser und CO2. Das Wasser ist sogar trinkbar. Das Kohlendioxid fällt in weit geringerem Maße an als bei der Verbrennung fossiler Energieträger.

Wie weit sind Sie mit der Entwicklung dieser Brennstoffzelle?

Diercks Bis zur Marktreife wird noch einige Zeit benötigt. Wir hoffen, in etwa zwei Jahren so weit zu sein.

NORBERT STIRKEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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