Krefeld Polizei beobachtet 22 Risikotäter: Jugendkriminalität geht zurück

Krefeld · Mit einem Bündel von Maßnahmen hat die Krefelder Polizei erreicht, dass die Jugendkriminalität deutlich zurückgeht. Besonders deutlich ist der Rückgang beim Deliktfeld Straßenraub.

 Krefelds Polizeipräsident Rainer Furth an seinem Schreibtisch. Hinter ihm befindet sich der Stapel mit den bearbeiteten Akten.

Krefelds Polizeipräsident Rainer Furth an seinem Schreibtisch. Hinter ihm befindet sich der Stapel mit den bearbeiteten Akten.

Foto: Thomas Lammertz

Die Zahl der registrierten Tatverdächtigen unter 21 Jahren in Krefeld ist im Fünfjahresvergleich auf einem neuen Tiefstand angefallen. Waren 2010 noch 26,9 Prozent aller Tatverdächtigen unter 21 Jahre alt, so sank die Zahl auf nur noch 19,5 Prozent in 2014. Wie neue Zahlen der Krefelder Polizei zeigen, ist der Rückgang besonders deutlich beim Deliktfeld Straßenraub. Im Jahr 2011 waren noch 72,5 Prozent aller Tatverdächtigen bei diesem Deliktfeld unter 21 Jahren alt. Im Jahr 2014 sind es nur noch 40,8 Prozent.

Polizeipräsident Rainer Furth, seit 2008 in Krefeld, sieht einen Grund für die erfreuliche Entwicklung in der Konzentration auf die Zielgruppe. Polizeiarbeit sei immer auch Fokussierung auf bestimmte Schwerpunktdelikte. Furth sah bei seinem Dienstantritt in Krefeld besonders das Problem der Jugendkriminalität. In Krefeld wurde daraufhin der Schwerpunkt "Kinder und Jugendliche als Täter und Opfer" in das bestehende Sicherheitsprogramm aufgenommen. In der Krefelder Sicherheitskonferenz, in der neben dem Polizeipräsidenten auch der Oberbürgermeister, die Vorsitzenden von Amts- und Landgericht sowie der Leitende Oberstaatsanwalt und der Hochschulpräsident Mitglied sind, habe man beschlossen, dass alle Behörden sich bei diesem Thema intensiv austauschen. Mit einem Bündel von Maßnahmen wird seitdem gegen die Jugendkriminalität angekämpft.

Besonders im Fokus sind in Krefeld seitdem die Risikotäter - dies sind Jugendliche, die entweder besonders schwere Delikte oder mindestens fünf Einzelstraftaten begangen haben. 22 Risikotäter in Krefeld sind derzeit unter besonderer Beobachtung. "Schon sobald ein Täter zweimal auffällig geworden ist, gibt es für diese Person einen speziellen Sachbearbeiter", erklärt Furth.

Ab 14 Jahren gilt das Jugendstrafrecht - als Höchststrafe droht das Gefängnis. Und diese Sanktion wird auch in Krefeld durchaus angewandt. Zuletzt wurden in Krefeld vier Haftbefehle gegen eine jugendliche Viererbande verhängt, die wegen Straßenkriminalität auffällig geworden war. Sie hatte unter anderem einen Jugendlichen ausgeraubt, ihm wurde sogar ins Bein gestochen. Furth erinnert auch an die Jugendbande, die im Bereich der Stadtkirche St. Dionyisus im Jahr 2008 mehrfach zuschlug. Die Polizei nahm die Bande fest, steckte sie in Untersuchungshaft. "Als wir das danach publik machten, gab es einige Zeit mehr keiner solcher Delikte mehr. Es spricht sich herum, wenn wir die Täter ausfindig machen und festnehmen."

Eng eingebunden in die Bewachung der Intensivtäter sind in jedem Fall das städtische Jugendamt, die Jugendgerichtshilfe und die Staatsanwaltschaft sowie Schule und Eltern. "Die Erfahrung zeigt, dass manche Eltern begeistert sind, wenn sie unser Bezirksbeamter besucht, sobald der Jugendliche kriminell auffällig geworden ist. Andere Eltern reagieren abweisend."

Positive Erfahrung hat die Krefelder Polizei auch in der Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein gemacht. Nach Rücksprache von Polizeichef Rainer Furth mit Hochschulpräsident Hans-Hennig von Grünberg entstand ein eigener Studiengang im Bereich der Sozialen Arbeit. 25 Studenten pro Jahrgang gingen innerhalb dieses Studiengangs in Migrantenfamilien, um zu fragen, wie ihnen geholfen werden könnte, welche Probleme es gebe. Ziel war es, Kinder erfolgreich zu machen, denn erfolgreiche Kinder rutschen seltener in die Kriminalität ab. Diese Familien wurden in Kooperation mit der Union Türkischer und Islamischer Vereine ausgewählt. Furth betont, dass es keine Familien mit kriminellen Kindern waren, sondern das Projekt präventiv angelegt war. "Wir wollten Kinder über Multiplikatoren erreichen. Wir haben in Krefeld zehn Prozent Muslime. Manche Eltern sind allein sprachlich schon schwer zu erreichen. Unser Projekt half, in diese Familien zu kommen." Er nennt dies "Pro-Aktive Präventionsarbeit.".

(RP)
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