Krefeld Plan: Kirche für Protestanten und Katholiken

Krefeld · Es wäre für Krefeld und für das Bistum Aachen eine kleine Revolution: Erstmals fassen eine katholische und eine evangelische Gemeinde den Plan ins Auge, nur noch eine Kirche zu nutzen. Die Lukaskirche würde aufgegeben werden.

 Vordenker neben den Glocken der Lukaskirche, deren Turm abgerissen werden musste (v.l.): Pius-Pfarrer Christoph Zettner, Ute Stettien (evangelisch), Lukaskirchenpfarrer Christoph Tebbe und Brigitte Menk (katholisch). Lukas- und Piuskirche liegen nur 100 Meter auseinander.

Vordenker neben den Glocken der Lukaskirche, deren Turm abgerissen werden musste (v.l.): Pius-Pfarrer Christoph Zettner, Ute Stettien (evangelisch), Lukaskirchenpfarrer Christoph Tebbe und Brigitte Menk (katholisch). Lukas- und Piuskirche liegen nur 100 Meter auseinander.

Foto: T.L.

Beide Gemeinden müssten sehr aufeinander zugehen, aber das hat Tradition zwischen Pius- und Lukaskirche: Gestern haben die beiden Pfarrer - der Katholik Christoph Zettner und der Protestant Christoph Tebbe - den Plan vorgestellt, dass beide Gemeinden künftig gemeinsam die Piuskirche nutzen. Es wäre die erste katholische Gemeinde im Bistum Aachen, die diesen Weg geht. Die Lukaskirche würde aufgegeben, die dann als "Simultankirche" genutzte Pius-Kirche - benannt nach Papst St. Pius X. - einen neuen Namen erhalten. "Ein gemeinsames christliches Zentrum ist mehr als zwei mit Mühe aufrecht erhaltene und im Bestand mittelfristig mutmaßlich in Frage gestellte Zentren", heißt es zur Begründung in einem Beitrag für die Pfarrbriefe der Gemeinden.

Das Innere der Piuskirche würde verändert, Gegenstände umgruppiert werden. "Ich erlebe da eine große Sensibilität der katholischen Kollegen", sagte gestern Pfarrer Tebbe, als er das Vorhaben mit Zettner sowie Ute Stettien und Brigitte Menk als Vertreterinnen der Gemeinden vorstellte.

Zettner geht davon aus, dass die Piuskirche umbenannt wird. "Meinen Meinung ist, dass dieser Name Protestanten nicht zuzumuten wäre", sagt er. Auch würden liturgische Gegenstände wie der Tabernakel oder eine Papst-Pius-Darstellung umgruppiert werden. Hintergrund: Die Piuskirche ist in zwei Bereiche gegliedert - einen Hauptraum und eine sogenannte Werktagskapelle mit 50 Plätzen. Für die meisten evangelischen Gottesdienste würde dieser Bereich ausreichen, erläutert Tebbe. Dort befindet sich allerdings zentral positioniert der Tabernakel und an einer Wand eine Darstellung von Papst Pius. Bei einer Kirchenbegehung seien sich beide Seiten schnell einig gewesen, dass man beides anders positionieren müsste. Umgekehrt betont Tebbe, dass etwa die Weihwasserbecken am Kircheneingang für Protestanten kein Problem sein dürften: "Ein Weihwasserbecken als Erinnerung an die Taufe - da können wir Evangelischen nichts dagegen haben." Und natürlich würde eine Reihe von Gegenständen der Lukaskirche in die Piuskirche übernommen werden.

Beide Pfarrer duzen sich, die ökumenische Freundschaft ist persönlich und inhaltlich spürbar. Die Idee für eine Simultankirche kam aus dem evangelischen Raum. Anlass: Bei der Lukaskirche musste vor einiger Zeit der baufällige Glockenturm abgerissen werden. Über die Frage, wie es baulich weitergeht, ist es dann zu grundsätzlichen Überlegungen über sinkende Gemeindegliederzahlen gekommen. Da die Gemeinden eine Jahrzehnte lange, ökumenische Verbindung pflegen, lag die Idee einer Simultankirche auf der Hand. Zettner betont, dass der umgekehrte Weg - die Katholiken nutzen die evangelische Kirche - auch durchgespielt worden ist. "Doch die Räumlichkeiten sind zu klein für eine gemeinsame Nutzung." Die Lukas-Gemeinde umfasst 2300, die Pius-Gemeinde 5000 Gläubige.

Der Plan soll nun erst einmal in den Gemeinden durchdiskutiert werden - ohne Zeitdruck, betonen beide Pfarrer: "Eine solche Idee muss wachsen." Tebbe sagt, dass er durchaus auch skeptische Stimmen aus seiner Gemeinde gehört hat - Tenor: "Das ist doch unsere Kirche." Ein sensibles Thema sei auch die Zukunft der Lukaskirche. Tebbe glaubt, dass es nicht um einen Abriss gehen wird - das wäre für viele Gemeindeglieder zu schmerzhaft. Ein zwölfköpfiger ökumenischer Ausschuss soll solche und viele andere Details durchdenken - bis hin zu Fragen der Finanzierung, ob sich etwa die Evangelischen bei den Katholiken einkaufen oder einmieten.

Beide Kirchenführungen - Aachens Bischof Heinrich Mussinghof und Krefelds Superintendent Burkhard Kamphausen - stehen der Idee positiv gegenüber.

(RP)
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