Krefeld Plan für neues Stadthaus

Krefeld · Die Hellmich-Gruppe will für 42,5 Millionen Euro an der St.-Anton-Straße bauen – die Stadt soll als Mieter mit dem Technischen Rathaus einziehen. Die kostenintensive Alternative ist die Sanierung des Eiermann-Stadthauses.

Die Hellmich-Gruppe will für 42,5 Millionen Euro an der St.-Anton-Straße bauen — die Stadt soll als Mieter mit dem Technischen Rathaus einziehen. Die kostenintensive Alternative ist die Sanierung des Eiermann-Stadthauses.

Der Bauunternehmer Walter Hellmich will Krefelds neues Stadthaus an der St.-Anton-Straße errichten. Er kündigte gestern im Rathaus an, für 42,5 Millionen Euro auf dem heutigen Grundstück von Sparkasse und Volksbank an der St.-Anton-Straße einen Neubau schaffen zu wollen, der das Stadthaus am Konrad-Adenauer-Platz ersetzt.

Die Stadtverwaltung soll sich dort für 25 Jahre einmieten. Die Alternative dazu wäre, dass die Verwaltung das marode Stadthaus am Konrad-Adenauer-Platz sanieren lässt. Dies wird aber offenbar mehr als 25 Millionen Euro kosten.

Die Politik muss jetzt ein Modell wählen. Das Problem: Bisher sind beide Varianten nicht gegeneinander aufgerechnet. Nach Informationen unserer Zeitung läge der Mietpreis beim Hellmich-Neubau bei rund 17 Euro pro Quadratmeter. Im aktuellen gewerblichen Mietspiegel sind hingegen für Gewerbeflächen in "modernem Standard" nur 6,50 Euro bis 9,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter vorgesehen. Soll Krefeld die Mehrkosten zur Belebung der City akzeptieren?

Oberbürgermeister Kathstede sagte gestern, es gebe politisch eine "emotionale Nähe zum Neubau in der Innenstadt". Grüne und SPD beharren darauf, in die Neubau-Planung auch den Theaterplatz einzubeziehen, das Seidenweberhaus abreißen zu lassen und dort eine neue Veranstaltungshalle bauen zu lassen. Kathstede: "Auch hier bin ich mit vielen Investoren im Gespräch." Hellmich kann sich vorstellen, auch dort zu investieren.

Die zwei Gutachten zur "Stadthaus-Frage", die Kathstede im Rathaus präsentierte, waren mit Spannung erwartet worden. Das Gutachten der Architekten Klaus und Piet Reymann sollte die Sanierungskosten für das alte Stadthaus beziffern. Hellmichs Gutachten sollte die Kosten nennen, die für die Verwaltung bei einem Umzug in ein neues Stadthaus zur Miete entstünden. Gestern Morgen hatte Kathstede die Fraktionschefs unterrichtet. Danach trat er mit Walter Hellmich, den Architekten Klaus und Piet Reymann, Kämmerer Ulrich Cyprian und Baudezernent Thomas Visser vor die Presse.

Modell 1: Neubau

Der Bauunternehmer Walter Hellmich ist international bekannt, errichtete die Fußballarenen von Schalke 04 und dem MSV Duisburg, in Uerdingen baute er den Edeka-Markt ("Am Röttgen"). Bei der Immobilienmesse Expo Real in München sei Hellmich auf Vermittlung des NRW-CDU-Generalsekretärs Oliver Wittke an ihn herangetreten, sagte Kathstede. Hellmich sprach gestern auch noch mit den Krefelder Banken. Die Sparkasse wollte noch nicht offiziell Stellung nehmen. Die Volksbank, so hieß es, habe großes Interesse.

Hellmichs Plan hat der Krefelder Architekt Jürgen Schwittmann entworfen: Er sieht vor, auf dem Gelände von Sparkasse und Volksbank (Karree St.-Anton-Straße/Friedrichstraße/Carl-Wilhelm-Straße/ Königstraße) ein sechsgeschossiges Gebäude nach modernsten energetischen Standards zu errichten.

Darin enthalten soll eine Passage mit wenigen kleinen Geschäfte sein, dazu rund 22 000 Quadratmeter Verwaltungsgebäude als Ersatz für den Konrad-Adenauer-Platz und 1500 Quadratmeter für ein Service-Center der Sparkasse. Die Stromkosten sollen hier bei 100 000 Euro jährlich liegen. Zum Vergleich: Auch bei einem sanierten Stadthaus sollen die Stromkosten bei 500 000 Euro liegen. Kalkulierte Bauzeit: eineinhalb Jahre. So oder so: Ein Problem beim Neubau wäre der Leerstand des alten Stadthauses von Egon Eiermann. Kathstede sagt, er habe es bei Immobilienmessen angeboten — ohne Erfolg.

Modell 2: Sanierung

Die Architekten Klaus und Piet Reymann haben parallel die Kosten für eine Sanierung des Stadthauses durchgerechnet. Das nach Plänen von Egon Eiermann 1950 bis 1953 gebaute ehemalige Verseidag-Gebäude sei "in einem erbärmlichen Zustand", sagte Piet Reymann.

Es sei mit Asbest und giftigem Kleber belastet — für die Mitarbeiter bestehe keine Gefahr. Die Sanierung würde bis zu 21,3 Millionen Euro kosten; die Architekten rechnen mit 20 Prozent Aufschlag für Unwägbarkeiten, das wären 25,6 Millionen Euro. Hinzu kämen 1,3 Millionen Euro Mietkosten während der Bauzeit, in der die Verwaltung umziehen muss. Außerdem müsste die Sanierung europaweit ausgeschrieben werden.

Die Politik signalisierte gestern vorsichtig: zu teuer.

(RP/rl)
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