Krefeld "Papa Bubas" Schulprojekt in Gambia

Krefeld · Der Krefelder Uwe Beckers hat in Madina eine Schule aufgebaut. Knapp sechs Monate des Jahres ist er vor Ort.

 Uwe Beckers mit seiner Frau Fatou und Töchterchen Emma vor dem blauen Bus der Familie, der in Deutschland für die Afrikahilfe wirbt.

Uwe Beckers mit seiner Frau Fatou und Töchterchen Emma vor dem blauen Bus der Familie, der in Deutschland für die Afrikahilfe wirbt.

Foto: Thomas Lammertz

Wer "Papa Buba" ist, weiß in Gambia jedes Kind. Es gibt ein Lied über den Mann aus Deutschland. Schon die Jüngsten singen es, wenn sie den rotblonden Krefelder auf der Straße treffen. "Papa Buba" heißt eigentlich Uwe Beckers und ist in Fischeln aufgewachsen. "Aber den Namen Uwe kann dort keiner aussprechen. So habe ich kurzerhand einen neuen Namen bekommen", erzählt der 51-Jährige, der seit gut zehn Jahren knapp die Hälfte des Jahres in seiner afrikanischen Wahlheimat verbringt.

Die restlichen Monate wohnt er mit Frau Fatou und Tochter Emma in einer kleinen Eigentumswohnung an der Prinzenbergstraße. Seit Februar ist Familie Beckers wieder in Deutschland. Und schon jetzt ist das Heimweh groß. "Ich arbeite in unserem Dorf Madina an einem Schulprojekt. Wenn ich in Deutschland bin, ruht die Arbeit, damit kein Spendengeld in falsche Kanäle fließt. Bis September muss ich jedoch ein drittes Gebäude soweit fertiggestellt haben, dass dort die neuen Kinder unterrichtet werden können. Deswegen bin ich mit meinen Gedanken viel in Afrika. Aber auch, weil mir die Kinder fehlen. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen."

 Mit dem normalerweise für sieben Personen zugelassenen Kleinbus und einem Anhänger fährt Uwe Beckers seine Schüler-Schar zu Ausflügen.

Mit dem normalerweise für sieben Personen zugelassenen Kleinbus und einem Anhänger fährt Uwe Beckers seine Schüler-Schar zu Ausflügen.

Foto: : Beckers

1998 lernte Uwe Beckers durch einen gambianischen Bekannten das faszinierende Land kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Auch wenn die ärmlichen Verhältnisse den an deutsche Standards gewöhnten Besucher schockierten. "Gambia ist das ärmste Land Afrikas. Besonders in den Dörfern ist die Not groß. 70 Prozent der Bevölkerung auf dem Land sind Kinder. Die Menschen dort wissen, was Hunger ist. Familien müssen häufig von weniger als einem Euro pro Tag leben. Da kann man sich vorstellen, wie wertvoll jeder Bissen ist", beschreibt Beckers die Situation.

Aus den anfänglichen Urlauben wurden immer ausgedehntere Reisen. Vor gut zehn Jahren einigte sich der Krefelder schließlich mit seinem Arbeitgeber auf ein Teilzeit-Modell, das ihm erlaubt, fünfeinhalb Monate im Jahr in Gambia zu verbringen.

Uwe Beckers erwarb ein Stück Land im Nirgendwo, ohne Wasser oder Strom. Dort baute er sich in jahrelanger Schwerstarbeit ein Haus, grub einen Brunnen und bedeckte sein Dach mit Solarzellen. 2009 heiratete er in einer afrikanischen Zeremonie seine Frau Fatou, die im Dorf Madina aufgewachsen ist. 2010 wurde Tochter Emma geboren. Rechtskräftig wurde die Ehe am 11.11.2011, als ein gambianischer Standesbeamte den Bund fürs Leben legalisierte.

 Glücklich schauen die Schüler aus einem Fenster der neuen Schule. Sie trägt den Namen von Beckers Töchtern und heißt "Emma-Christine-Grundschule".

Glücklich schauen die Schüler aus einem Fenster der neuen Schule. Sie trägt den Namen von Beckers Töchtern und heißt "Emma-Christine-Grundschule".

Foto: Beckers

Seit das eigene Heim fertiggestellt ist, steckt "Papa Buba" alle Energie in den Aufbau einer Dorfschule. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda hat er deutsche Paten für seine Schulkinder gefunden, die das Projekt finanziell unterstützen. Weitere Hilfe bekommt der 51-Jährige durch seine Facebook-Freunde, die Berichte über das Schulprojekt teilen und so neue Geldgeber anwerben. Aktuell haben fast alle 142 Schulkinder Pateneltern, die ihnen Briefe schicken und sie manchmal mit kleinen Geschenken überraschen.

"Transparenz ist mir sehr wichtig. Deswegen versuche ich, die Paten über alle Fortschritte auf dem Laufenden zu halten. Wer will, kann uns in Gambia besuchen und sich von unserer Arbeit überzeugen. Ich habe ein Gästehaus gebaut, das ich den Paten kostenlos zur Verfügung stelle", sagt Beckers, der bislang das ganze Projekt weitgehend alleine stemmt - mit gesundheitlichen Folgen.

Vor kurzem hatte der Familienvater erst einen Hörsturz und dann eine Thrombose. Er merkte, dass es so nicht weitergehen kann und beschloss, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, um einen Teil der Arbeit Mitstreitern überlassen zu können. Positiver Nebeneffekt: Ein solcher Verein darf Spendenquittungen ausstellen. "Im Mai wird es soweit sein. Die Voraussetzungen zur Gründung habe ich bereits erfüllt", sagt Beckers.

Ihm liegen besonders die Mädchen seines Dorfes am Herzen. Sie müssen früh mitarbeiten und sich um den Haushalt kümmern. Dadurch haben sie kaum Zeit, eine Schule zu besuchen. Doch: "Wir haben mehr Mädchen als Jungen in unserer Schule. Bildung ist der Schlüssel zu einem besseren Leben. Da gerade die Frauen in Gambia hart arbeiten, wäre es mein großer Wunsch, ihr Leben zu erleichtern."

Mädchenbeschneidung ist ein anderes Thema, das den Krefelder beschäftig. In Kooperation mit einem Arzt aus dem Nachbardorf versucht er, die Einheimischen über die Risiken der auf den Dörfern noch häufig praktizierten Beschneidungen aufzuklären.

"Papa Buba" hat noch viele Pläne. So möchte er eine weiterführende Schule im Dorf bauen und die ärztliche Versorgung verbessern. Geplant ist außerdem, dass Familie Beckers in einigen Jahren ganz nach Afrika zieht. "Persönlicher Besitz ist mir längst nicht mehr wichtig. Mein Glück sind meine Kinder. Und für sie würde ich alles tun."

(RP)
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