Krefeld "Panama" in Krefeld- die Spuren führen ins Leere

Krefeld · In der Datenbank investigativer Journalisten, auf denen angebliche Inhaber von Briefkastenfirmen in Panama aufgelistet sind, tauchen zwei Angaben zu Krefeld auf: Gibt man Krefeld in Verbindung mit Germany ein, steht als Adresse "47829 Behring Street 7 Krefeld Germany"; gibt man nur Krefeld ohne Landesangabe ein, taucht der Name "Impex GmbH" auf. Bei beiden Adressen führen die angeblichen Spuren letztlich ins Nichts.

Krefeld: "Panama" in Krefeld- die Spuren führen ins Leere
Foto: Joachim Nießen

Groß ist das Erstaunen bei der Firma, die am Gahlingspfad unter dem Namen Impex GmbH im Internet zu finden ist. "Die Impex GmbH gibt es schon seit rund zehn Jahren nicht mehr", erklärt eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage. Man habe damals den Namen Impex zum Vertrieb von Alarmanlagen übernommen. Die Firma am Gahlingspfad sei auch keine GmbH. Auf der "Offshore Leaks"-Internetseite taucht, wenn man auf den Namen der Firma klickt, ein Schaubild auf, auf dem unter anderem zwei russische Namen genannt werden. Auch diese angebliche Verbindung in den Osten löst in Krefeld nur Rätselraten aus. Die Sprecherin vom Gahlingspfad sagt, dass der damalige Krefelder Impex-Inhaber kein Russe gewesen sei. Im Übrigen gebe es x verschiedene Adressen und Firmen, die unter dem Namen Impex geführt würden.

 In dem dreigeschossigen rotgeklinkerten Backstein-Reihenhaus Behringstraße 7 in Uerdingen gibt es zwar sechs Wohnungen mit Briefkästen - aber in keiner lebt der Besitzer einer Briefkastenfirma.

In dem dreigeschossigen rotgeklinkerten Backstein-Reihenhaus Behringstraße 7 in Uerdingen gibt es zwar sechs Wohnungen mit Briefkästen - aber in keiner lebt der Besitzer einer Briefkastenfirma.

Foto: JN

Führt der zweite der zahlreichen verschlungenen Pfade aus Panama am Ende vielleicht wirklich in die Seidenstadt? Nach Uerdingen? Zumindest gibt es in den langen Listen einen Namen: Leibe A. Goldstein. Und es gibt eine Adresse: Behringstraße 7. Und es gibt ein Problem: In dem dreigeschossigen rotgeklinkerten Backstein-Reihenhaus gibt es zwar sechs Wohnungen - aber an keinem Klingelschild steht dieser Name. Trotzdem summt bereits nach dem ersten Schellen der Türöffner. Bettina Kreuels steht freundlich lächelnd an ihrer Etagentür: "Leibe A. Goldstein? Der wohnt hier nicht." Da ist sich die junge Frau sicher. Sie lebe bereits seit dreieinhalb Jahren im Haus. Aber vielleicht wisse die Nachbarin mehr.

Auch hier wird nach dem ersten Druck auf die Schelle geöffnet. Eine ältere südländische Frau mit Kopftuch schaut verunsichert ins Treppenhaus: "Goldstein? Ich weiß nix", so der kurze Kommentar - schon fällt die Tür ins Schloss und der Schlüssel wird lautstark umgedreht.

Bei Katharina Rinsch in der nächsten Etage sind Klingeln und Türöffnen fast eins. Der Flurfunk macht's möglich. "Ich hab schon gehört, dass Sie hier fragen", erklärt die 30-jährige Mutter hilfsbereit. Seit acht Jahren wohnt sie mit ihrer Familie unter dieser Adresse. Ja, es habe in der Vergangenheit auch Umzüge im Haus gegeben. Nein, der Name Leibe A. Goldstein sei in diesem Zusammenhang nie gefallen.

Da ist sich auch Melanie Liegener aus der Wohnung gegenüber ganz sicher, die kurz ein Telefonat unterbricht: "Ich bin seit acht Jahren hier. Goldstein? Der Name sagt mir nichts." Es sei in dieser Zeit im Hause zwar zu einigen Todesfällen gekommen. "Aber da war kein Goldstein dabei." Noch ein Tipp: Die Wohnung im Obergeschoss sei nicht vermietet. Im Klartext: Es gibt dafür zwar unten einen (leeren) Briefkasten, oben aber keinen Bewohner "Goldstein" - und keine Firma. Das bestätigt telefonisch auch die Eigentümerin der Wohnanlage, die "Wohnstätte Krefeld". Vorstand Thomas Siegert versichert nach einem Blick in die Unternehmens-Computer: "Bei uns ist und war nie ein Mieter dieses Namens registriert."

Schallendes Gelächter ertönt aus der Grünanlage vor dem Haus. "Junger Mann, wenn es hier 'nen Millionär mit Briefkastenfirma in Amerika geben würde, dann wüsste ich das", behauptet Peter Bergemann. Der 68-Jährige kennt sich bestens im Viertel aus. Sagt er. "Die einzigen, die hier mit Millionen Euro jonglieren, sind die von drüben. Das machen die aber nicht nur in Panama, sondern in der ganzen Welt." - Und zeigt mit dem Finger in Richtung des Uerdinger Bayer-Kreuzes.

(RP)
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